{"title":"Vilmos Ágel. 2017. Grammatische Textanalyse. Textglieder, Satzglieder, Wortgruppenglieder. Berlin, Boston: De Gruyter. xviii, 941 S.","authors":"Klaus Welke","doi":"10.1515/zrs-2020-2042","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Grammatische Textanalyse (GTA) ist eine Syntax, die sich nicht (generativ) vom Wort zum Satz und von dort möglicherweise zum Text bewegt, sondern (identifizierend) umgekehrt am Text ansetzt. Sie ist eine „deszendente ‚von oben nach unten‘ gerichtete, Syntax des Deutschen“ (S. XIII). Eine erste Besonderheit dieser funktionalen Syntax ist damit ihre durchgängige Textbezogenheit. Die Textbezogenheit des Buches ist bereits dadurch gegeben, dass es einen Leittext gibt (einen Artikel aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ zu einer Novelle von Siegfried Lenz). Dieser wird in den einzelnen Kapiteln nach Bedarf durch weitere Textausschnitte ergänzt. Es handelt sich um anspruchsvolle, meist literarische Texte. Die Textausschnitte stehen jeweils am Anfang. Sie enthalten grundsätzliche, für das jeweilige Kapitel wichtige, durch Unterstreichungen und Fettdruck markierte Klassifizierungen und werden auf dieser Grundlage detailliert analysiert. Die Adressaten des Buches sind Lehrer, Germanistikund Linguistikstudenten, Linguisten und Literaturwissenschaftler und andere Textwissenschaftler (S. XIV). Das Buch soll helfen, die Kluft zwischen „Sprachund Literaturwissenschaft bzw. Textwissenschaft empirisch zu überwinden“ (ebd.). In welchem Maße dieses Ziel erreicht wird, müssen Literaturund Textwissenschaftler beurteilen. Ich werde mich auf die Frage konzentrieren, welche Rückwirkungen die Textorientierung auf die vom Verf. entwickelte Grammatikund Syntaxtheorie hat. Eine erste Konsequenz besteht darin, dass das Ausgehen von authentischen Texten Verf. und Leser dem Zwang aussetzt, über die Grenzen bisheriger Mainstream-Grammatiken hinauszugehen, die nur das analysieren, was durch (bislang formulierte oder überhaupt formulierbare) Projektionsregeln erfassbar ist, gegebenenfalls mit der Aufzählung von Ausnahmen. Diese Gebrauchsbasiertheit macht die GTA mit der Konstruktionsgrammatik vergleichbar. Das Buch (941 Seiten) gliedert sich in fünf Kapitel. Neben I „Grundlagen der Grammatischen Textanalyse“ (ca. 35 Seiten) und V „Apparat“ (ca. 140 Seiten) ent-","PeriodicalId":32266,"journal":{"name":"Zeitschrift fur Rezensionen zur Germanistischen Sprachwissenschaft","volume":"12 1","pages":"81 - 87"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-11-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/zrs-2020-2042","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift fur Rezensionen zur Germanistischen Sprachwissenschaft","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zrs-2020-2042","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die Grammatische Textanalyse (GTA) ist eine Syntax, die sich nicht (generativ) vom Wort zum Satz und von dort möglicherweise zum Text bewegt, sondern (identifizierend) umgekehrt am Text ansetzt. Sie ist eine „deszendente ‚von oben nach unten‘ gerichtete, Syntax des Deutschen“ (S. XIII). Eine erste Besonderheit dieser funktionalen Syntax ist damit ihre durchgängige Textbezogenheit. Die Textbezogenheit des Buches ist bereits dadurch gegeben, dass es einen Leittext gibt (einen Artikel aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ zu einer Novelle von Siegfried Lenz). Dieser wird in den einzelnen Kapiteln nach Bedarf durch weitere Textausschnitte ergänzt. Es handelt sich um anspruchsvolle, meist literarische Texte. Die Textausschnitte stehen jeweils am Anfang. Sie enthalten grundsätzliche, für das jeweilige Kapitel wichtige, durch Unterstreichungen und Fettdruck markierte Klassifizierungen und werden auf dieser Grundlage detailliert analysiert. Die Adressaten des Buches sind Lehrer, Germanistikund Linguistikstudenten, Linguisten und Literaturwissenschaftler und andere Textwissenschaftler (S. XIV). Das Buch soll helfen, die Kluft zwischen „Sprachund Literaturwissenschaft bzw. Textwissenschaft empirisch zu überwinden“ (ebd.). In welchem Maße dieses Ziel erreicht wird, müssen Literaturund Textwissenschaftler beurteilen. Ich werde mich auf die Frage konzentrieren, welche Rückwirkungen die Textorientierung auf die vom Verf. entwickelte Grammatikund Syntaxtheorie hat. Eine erste Konsequenz besteht darin, dass das Ausgehen von authentischen Texten Verf. und Leser dem Zwang aussetzt, über die Grenzen bisheriger Mainstream-Grammatiken hinauszugehen, die nur das analysieren, was durch (bislang formulierte oder überhaupt formulierbare) Projektionsregeln erfassbar ist, gegebenenfalls mit der Aufzählung von Ausnahmen. Diese Gebrauchsbasiertheit macht die GTA mit der Konstruktionsgrammatik vergleichbar. Das Buch (941 Seiten) gliedert sich in fünf Kapitel. Neben I „Grundlagen der Grammatischen Textanalyse“ (ca. 35 Seiten) und V „Apparat“ (ca. 140 Seiten) ent-