„New Work“ im Ingenieurbüro?

IF 0.5 Q4 ENGINEERING, GEOLOGICAL
Geotechnik Pub Date : 2023-09-01 DOI:10.1002/gete.202370303
Antje Müller-Kirchenbauer
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Diese junge Generation ist technologieaffin, mit fallweisen Abstrichen in den Grundlagenfächern gut ausgebildet, perfekt vernetzt, oftmals auslandserfahren, um Sinnhaftigkeit in der Arbeit bemüht und hat die Bedeutung des lebenslangen Lernens früh verinnerlicht. Es lohnt sich also besonders im Ingenieurberuf, genau hinzuschauen, wie diese Personalressourcen für die Bauwirtschaft gewonnen und vor allem auch gehalten werden können. Die Ideen des „New Work“-Konzepts finden in dieser Generation besonders großen Anklang und sind eng mit deren Werten und Bedürfnissen verknüpft. Flexibilität, Work-Life-Balance und Remote-Arbeitsmodelle werden von dieser selbstbewussten Generation erwartet, die im Bereich der Ingenieurwissenschaften zumeist schon während des Studiums den „War of Talent“ erlebt. Die meisten haben bereits vor dem endgültigen Abschluss eine feste Zusage für ein Arbeitsverhältnis.</p><p>Hört man sich in heutigen Führungsetagen unserer Fachwelt um, die noch von der in den 60er- und 70er-Jahren geborenen Generation geprägt sind, wird vor allem der Begriff Work-Life-Balance nicht immer positiv gesehen und teilweise auch mit Sorge und Spott belegt. Doch ehrlicher Weise wünscht sich kaum jemand das überalterte Konzept mit Konkurrenzkampf, wenig Feedback, kernigen Präsenzzeiten und Überstunden zurück, wenngleich wir „Älteren“ vielleicht eine gerade dem Ingenieur oft nachgesagte unbegrenzte Arbeitsfreude, die eine Unterteilung in Work und Life für uns nicht notwendig erscheinen ließ, bei der oben beschriebenen Generation ein wenig wehmütig vermissen.</p><p>Beschleunigt durch die Corona-Krise hat sich die Arbeitswelt ohnehin dramatisch verändert, und auch Ingenieurbüros sind von diesem Wandel betroffen. Der Begriff „New Work“ ist dabei zu einem Schlagwort geworden, das für eine revolutionäre Neugestaltung der Arbeitswelt und -weise steht. Der Begriff „New Work“ geht auf den Philosophen Frithjof Bergmann zurück und begreift die Arbeit als etwas, das der Arbeitnehmer als sinnvoll ansehen und unbedingt erledigen will. Das Wunderbare am Ingenieurberuf ist wohl zunächst, dass wir uns die Frage nach dem Sinn selten – und wenn überhaupt, nur im Zusammenhang bestimmter Regelungen und Gesetzgebungen – stellen müssen.</p><p>New Work erfordert jedoch insgesamt einen Paradigmenwechsel in unserer Arbeitsweise, der von Selbstbestimmung, Kreativität und einer stärkeren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geprägt ist. Der Anspruch an Führungskräfte hat sich ebenfalls gewandelt, der veraltete Begriff des „Chefs“ gleicht aus heutiger Sicht eher dem eines Mentors, der mit Empathie und Offenheit agiert. Anstelle traditioneller Hierarchien und starrer Arbeitszeiten stehen Eigenverantwortung, Vertrauen und Teamarbeit im Fokus. Vor allem junge Mütter, die wir unbedingt im Arbeitsmarkt halten sollten, brauchen nicht kürzere sondern zeitlich und örtlich höchst flexible Arbeitszeiten.</p><p>Insofern liegt hier gerade für mittelständische Unternehmen und Ingenieurbüros mit übersichtlicher Mitarbeiteranzahl eine Chance. Öffnen sich solche Unternehmen für neue Konzepte, können sie diesen Wandel mit ihrer eher unkomplizierten Struktur in vielen Bereichen durchaus schnell und effektiv umsetzen, um somit Talente anzuziehen und vor allem auch langfristig zu halten, denn auch die Bereitschaft zum schnellen Arbeitsplatzwechsel ist gestiegen. Gerade im Ingenieurbüro für Geotechnik ist Remote-Arbeit durchaus umsetzbar. Die oftmals umfangreichen Berichte können im Homeoffice bearbeitet werden, flache Hierarchien sind ohnehin schon vielerorts gelebte Praxis. Gleichzeitig müssen jedoch im Büroalltag Strukturen geschaffen werden, die Loyalität und Zugehörigkeitsgefühl wieder steigern. Zudem muss der aktive fachliche Austausch unter Kollegen, der in unserem Beruf von immenser Wichtigkeit ist, erhalten bleiben und gefördert werden. Letzteres ist vor allem dann wichtig, wenn Homeoffice und On-Remote-Arbeit gelebt werden, denn die größte Entbehrung dieser Modelle sind die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz. Es lohnt sich also, sowohl in die Arbeitsplatzgestaltung sowie in die Gestaltung sozialer Bereiche und Team-Events zu investieren.</p><p>Insgesamt sollten wir das Konzept New Work und die Bedürfnisse der kommenden Generationen positiver annehmen und aktiv mitgestalten. Die Baubranche neigt oftmals ein wenig dazu, sich mit Neuerungen und moderneren Strukturen schwer zu tun. Im Ergebnis können wir damit jedoch nicht nur unsere eigene Kreativität und Arbeitszufriedenheit steigern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen erhöhen.</p><p>Antje Müller-Kirchenbauer</p>","PeriodicalId":43155,"journal":{"name":"Geotechnik","volume":"46 3","pages":"151-152"},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2023-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/gete.202370303","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Geotechnik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/gete.202370303","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"ENGINEERING, GEOLOGICAL","Score":null,"Total":0}
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Abstract

„Remote-Arbeit, 4-Tage Woche und 35 Urlaubstage wären Voraussetzung. Vertrauensarbeitszeit wäre auch noch gut!“ Das sind Sätze, die uns als Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch der älteren Generation zunächst vom Stuhl kippen lassen, aber durchaus nicht mehr die Ausnahme sind und mit viel Selbstbewusstsein vorgetragen werden.

Die Generationen Y und Z (ab 1980 geboren) sind in Baufirmen, Ingenieurbüros und Behörden angekommen. „Arbeit ist kein Ponyhof“ warnte Andrea Nahles noch im Februar, doch neben aller Kritik sollten wir die Vorteile dieser Generation für den Arbeitsmarkt nicht übersehen. Diese junge Generation ist technologieaffin, mit fallweisen Abstrichen in den Grundlagenfächern gut ausgebildet, perfekt vernetzt, oftmals auslandserfahren, um Sinnhaftigkeit in der Arbeit bemüht und hat die Bedeutung des lebenslangen Lernens früh verinnerlicht. Es lohnt sich also besonders im Ingenieurberuf, genau hinzuschauen, wie diese Personalressourcen für die Bauwirtschaft gewonnen und vor allem auch gehalten werden können. Die Ideen des „New Work“-Konzepts finden in dieser Generation besonders großen Anklang und sind eng mit deren Werten und Bedürfnissen verknüpft. Flexibilität, Work-Life-Balance und Remote-Arbeitsmodelle werden von dieser selbstbewussten Generation erwartet, die im Bereich der Ingenieurwissenschaften zumeist schon während des Studiums den „War of Talent“ erlebt. Die meisten haben bereits vor dem endgültigen Abschluss eine feste Zusage für ein Arbeitsverhältnis.

Hört man sich in heutigen Führungsetagen unserer Fachwelt um, die noch von der in den 60er- und 70er-Jahren geborenen Generation geprägt sind, wird vor allem der Begriff Work-Life-Balance nicht immer positiv gesehen und teilweise auch mit Sorge und Spott belegt. Doch ehrlicher Weise wünscht sich kaum jemand das überalterte Konzept mit Konkurrenzkampf, wenig Feedback, kernigen Präsenzzeiten und Überstunden zurück, wenngleich wir „Älteren“ vielleicht eine gerade dem Ingenieur oft nachgesagte unbegrenzte Arbeitsfreude, die eine Unterteilung in Work und Life für uns nicht notwendig erscheinen ließ, bei der oben beschriebenen Generation ein wenig wehmütig vermissen.

Beschleunigt durch die Corona-Krise hat sich die Arbeitswelt ohnehin dramatisch verändert, und auch Ingenieurbüros sind von diesem Wandel betroffen. Der Begriff „New Work“ ist dabei zu einem Schlagwort geworden, das für eine revolutionäre Neugestaltung der Arbeitswelt und -weise steht. Der Begriff „New Work“ geht auf den Philosophen Frithjof Bergmann zurück und begreift die Arbeit als etwas, das der Arbeitnehmer als sinnvoll ansehen und unbedingt erledigen will. Das Wunderbare am Ingenieurberuf ist wohl zunächst, dass wir uns die Frage nach dem Sinn selten – und wenn überhaupt, nur im Zusammenhang bestimmter Regelungen und Gesetzgebungen – stellen müssen.

New Work erfordert jedoch insgesamt einen Paradigmenwechsel in unserer Arbeitsweise, der von Selbstbestimmung, Kreativität und einer stärkeren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geprägt ist. Der Anspruch an Führungskräfte hat sich ebenfalls gewandelt, der veraltete Begriff des „Chefs“ gleicht aus heutiger Sicht eher dem eines Mentors, der mit Empathie und Offenheit agiert. Anstelle traditioneller Hierarchien und starrer Arbeitszeiten stehen Eigenverantwortung, Vertrauen und Teamarbeit im Fokus. Vor allem junge Mütter, die wir unbedingt im Arbeitsmarkt halten sollten, brauchen nicht kürzere sondern zeitlich und örtlich höchst flexible Arbeitszeiten.

Insofern liegt hier gerade für mittelständische Unternehmen und Ingenieurbüros mit übersichtlicher Mitarbeiteranzahl eine Chance. Öffnen sich solche Unternehmen für neue Konzepte, können sie diesen Wandel mit ihrer eher unkomplizierten Struktur in vielen Bereichen durchaus schnell und effektiv umsetzen, um somit Talente anzuziehen und vor allem auch langfristig zu halten, denn auch die Bereitschaft zum schnellen Arbeitsplatzwechsel ist gestiegen. Gerade im Ingenieurbüro für Geotechnik ist Remote-Arbeit durchaus umsetzbar. Die oftmals umfangreichen Berichte können im Homeoffice bearbeitet werden, flache Hierarchien sind ohnehin schon vielerorts gelebte Praxis. Gleichzeitig müssen jedoch im Büroalltag Strukturen geschaffen werden, die Loyalität und Zugehörigkeitsgefühl wieder steigern. Zudem muss der aktive fachliche Austausch unter Kollegen, der in unserem Beruf von immenser Wichtigkeit ist, erhalten bleiben und gefördert werden. Letzteres ist vor allem dann wichtig, wenn Homeoffice und On-Remote-Arbeit gelebt werden, denn die größte Entbehrung dieser Modelle sind die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz. Es lohnt sich also, sowohl in die Arbeitsplatzgestaltung sowie in die Gestaltung sozialer Bereiche und Team-Events zu investieren.

Insgesamt sollten wir das Konzept New Work und die Bedürfnisse der kommenden Generationen positiver annehmen und aktiv mitgestalten. Die Baubranche neigt oftmals ein wenig dazu, sich mit Neuerungen und moderneren Strukturen schwer zu tun. Im Ergebnis können wir damit jedoch nicht nur unsere eigene Kreativität und Arbeitszufriedenheit steigern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen erhöhen.

Antje Müller-Kirchenbauer

工程办公室的“新工作”?
请安排4天休假35天信任时间?“作为年长一代的雇主,这些话会让我们在面试时不由自主地改变自己的态度,但也不再被人们以极大的自信来一味表达。自1980年起,Y一代和Z一代出生在建筑公司、工程公司和公共部门。”Andrea Nahles警告说,早在2月份,我们就应该注意到这一代人在就业方面所获得的好处。这一代年轻一代培养了技术技术,带着案例上学,拥有极强联系,常常进行海外旅行,寻找工作意义,并及早考虑了终身学习的重要性。事实上,在工程方面,仔细观察这些人力资源是如何用来开发土地,以及如何用来储存这些人力资源的。在这一代人的时间里,“新工作”概念的概念已经引起了强烈的共鸣,并与他们的价值和需求密切相关。这种自信的一代在大多数工程学习期间都经历过“天赋”。大多数已经最后完成前一个坚定承诺称得上Arbeitsverhältnis.Hört藏在董事会今天技术界的还都出生在20世纪60和70代产品的影响,尤其是看到积极的,有些是不平衡的定义有关关切和嘲讽,p .但诚实的方式几乎没有人会希望那样überalterte概念与竞争、缺乏反馈,kernigen Präsenzzeiten加班回来,虽然我们经常“老年人”一词也许正在跟工程师nachgesagte无限Arbeitsfreude划界的工作和生活对我们来说没有必要出现在上述让一代有点怀念怀念.在科罗娜危机加速之际,就业结构已经发生了巨大的改变,而各工程部门也受到了影响。“新工作”这个术语已经成为革命性工作方式转变的口号。“新工作”一词可以追溯到哲学家弗雷约瑟夫·贝海曼,他认为这份工作是雇员们认为有意义的,迫切需要做的。工程领域的妙处在于我们很少有必要重复同样的问题,抑或是完全针对特定的法律规定的。但总体而言,新工作需要我们工作方式的范式变革,自决、创造性和更好的工作与个人生活的协调。领导者的要求也发生了变化,从今天的观点看,过时的“老板”一词更像是一个怀着同理心和开放的导师。取而代之的是所有权、信任和团队合作,而不是传统的等级和工作时间。我们需要的关键是让年轻母亲加入劳动力市场,而不是短一点的工作时间和局部范围非常灵活的工作时间。所以,这是一个来不及处理的区域公司和工程师的机会,后者有着庞大的人力资源。通过对新概念开放,这些公司可以在许多领域以相对不复杂的结构快速有效地实施这一转变,以吸引人才,特别是保持长期流动,因为他们更加愿意改变工作岗位。在工程工程公司,距离作业是绝对可行的。很多重要的报告可以在返校节内处理,而且等级森严的报告已经开始很多地方实行了。与此同时,要在日常工作中建立家园结构,以培养忠诚,并增加归属感。此外,在我们的工作中非常重要的同事之间的积极交流必须保留和鼓励。后者在返校办公室和远程工作中尤其重要,因为上述模式所缺乏的主要是与工作场所的社交互动。因此,值得在工作设计、社会领域和团队活动等方面进行投资。总体而言,我们应能积极响应并积极参与“新工作”的理念以及子孙后代的需求。建筑行业往往会受到新产品和更现代结构的困扰。 结果,我们不仅可以提高自身的创造力和工作满意度,也可以增强公司的竞争力。Antje Müller-Kirchenbauer
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Geotechnik
Geotechnik ENGINEERING, GEOLOGICAL-
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期刊介绍: Die Zeitschrift "geotechnik" ist das Organ der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e.V (DGGT) und erscheint viermal jährlich. Die Themen- schwerpunkte entsprechen den Fachsektionen der DGGT und umfassen Bodenmechanik, Erd- und Grundbau, Felsmechanik, Ingenieurgeologie, Geokunststoffe sowie Umweltgeotechnik. Die Schwerpunkte einer Ausgabe werden jeweils von einer Fachsektion gestellt und auch um Beiträge aus anderen Themenbereichen ergänzt. Mitteilungen der DGGT, CBTR-Nachrichten des Centrums für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht e.V., Nachrichten aus der Industrie.
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