Carl Alexander Gless, Jos Steffen Becktepe, K. Zeuner
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Abstract
ZUSAMMENFASSUNG Die Ursache funktioneller neurologischer Bewegungsstörungen ist multifaktoriell. Es ist denkbar, dass es eine genetische Prädisposition gibt, die zu einer verminderten Belastbarkeit und Verarbeitungsfähigkeit externer Stressoren führt. Zu den Risikofaktoren zählen Traumata in der Kindheit; insbesondere eine psychische Vernachlässigung (Neglect), innerfamiliäre Schwierigkeiten, Mobbing, erhöhter sozialer Druck und sexueller Missbrauch. Dazu passt, dass ein hoher Prozentsatz betroffener Patienten an psychiatrischen Komorbiditäten wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen leidet. Oftmals gehen der Erstmanifestation andere organische Erkrankungen, Operationen oder Unfälle voraus. Es gibt zahlreiche neurophysiologische und bildgebende Untersuchungen, die ein zugrunde liegendes gestörtes Handlungsbewusstsein nahelegen. Hierbei ist insbesondere die Wahrnehmung der Kontrolle eigener Handlungen und deren Konsequenzen gestört. Verortet wird das Handlungsbewusstsein im temporo-parietalen Knotenpunkt, der eine reduzierte Aktivierung bei Patienten mit einem funktionellen Tremor zeigt. Zudem wurde eine verminderte funktionelle Konnektivität zwischen rechtem temporo-parietalem Übergang und bilateralen sensomotorischen Regionen beschrieben. Das beeinträchtigte Handlungsbewusstsein ist vermutlich Folge einer fehlerhaften Integration motorischer Feedforward- und sensorischer Feedback-Mechanismen. In dieser Übersichtsarbeit werden wir diese Aspekte beleuchten, um anschließend ein pathophysiologisches Modell zu erstellen.
期刊介绍:
Da bei psychischen Störungen Hausärzte fast immer die ersten Ansprechpartner sind und die Weichenstellung für eine kompetente fachärztliche Behandlung in ihren Händen liegt, wendet sich die Nervenheilkunde zugleich an Primärärzte.
Ziel ist neben der Weitergabe aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, praxistaugliche Informationen zu vermitteln, die zur besseren Versorgung von Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Störungen beitragen. Regelmäßig werden Empfehlungen oder Leitlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft sowie der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke veröffentlicht.
Nervenheilkunde erscheint regelmäßig mit zwölf Ausgaben pro Jahr und richtet sich vor allem an Nervenärzte, Neurologen, Psychiater und Psychologen in Klinik und Praxis, Allgemeinmediziner und niedergelassene Internisten.