{"title":"Andreas Trotzke: Sprachevolution. Eine Einführung. Berlin & Boston: De Gruyter Mouton (De Gruyter Studium) 2017","authors":"Eva Wittenberg","doi":"10.1515/zfs-2018-0007","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Erstsemester haben typischerweise einen Hang zum Spekulativen – wie sollte es auch anders sein, bevor ihnen die Vorstellungskraft ausund die Methodik eingeprügelt werden. Sprachevolution, Spekulationsthema par excellence in der Linguistik, ist daher oft ein beliebtes Studiengebiet. Andreas Trotzkes Sprachevolution, eine Einführung in das gleichnamige Thema, verspricht glücklicherweise, eine Brücke vom Spekulativen zum Fundierten zu schlagen, ohne dabei auf Lesbarkeit und die Freude an der (methodologisch fundierten) Spekulation zu verzichten. Das wohl Bemerkenswerteste an der schlanken Einführung ist wahrscheinlich die Struktur. Verschiedenste Möglichkeiten hätten sich angeboten, um Studierenden einen fundierten Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu bieten; naheliegend wäre zum Beispiel eine Gliederung in Grundlagen der Evolutionsbiologie, der anthropologischen und archäologischen Forschung und der Forschung zu Sprachklassifikationen und Sprachfamilien, um dann zu theoretischen Ansätzen zur Sprachevolution zu kommen – ein Ansatz, den z. B. Everett (2017) verfolgt. Oder man könnte mit der Frage „Was ist Sprache?“ beginnen, und ausgehend davon verschiedene evolutionäre Ansätze und Forschungszweige diskutieren (Kenneally 2007). Oder aber man kann das Unterfangen als eine Diskussion und Verteidigung der eigenen Theorien angehen – im Grunde genommen als einen Aufsatz mit viel Platz (Hurford 2014; Berwick und Chomsky 2015; Christiansen und Chater 2016). Trotzkes Einführung geht einen ganz anderen Weg: Sie ist eigentlich weniger eine „interdisziplinäre Annäherung“, wie in Teil 1 versprochen, als ein Vergleich dreier linguistischer Theoriefamilien unter dem Leitmotiv der Sprachevolution. Die Einführung beginnt mit einem kurzen einführenden Kapitel, gefolgt von einem Vergleich der Sprachevolutionstheorien, wie sie von Minimalismus (Teil 2), Paralleler Architektur (Teil 3) und Konnektionismus (Teil 4) entwickelt wurden, gefolgt von einer Zusammenfassung und Evaluation unter Zuhilfenahme von Konzepten der Philosophie des Geistes (Teil 5). Erkenntnisse aus anderen Disziplinen dienen hier eher als Staffage, als Hilfswissenschaften. Uns Theoretiker freut’s, doch wird es die Erstsemester freuen? Ich persönlich finde,","PeriodicalId":43494,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Sprachwissenschaft","volume":"37 1","pages":"131 - 137"},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2018-06-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/zfs-2018-0007","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift Fur Sprachwissenschaft","FirstCategoryId":"98","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zfs-2018-0007","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LANGUAGE & LINGUISTICS","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Erstsemester haben typischerweise einen Hang zum Spekulativen – wie sollte es auch anders sein, bevor ihnen die Vorstellungskraft ausund die Methodik eingeprügelt werden. Sprachevolution, Spekulationsthema par excellence in der Linguistik, ist daher oft ein beliebtes Studiengebiet. Andreas Trotzkes Sprachevolution, eine Einführung in das gleichnamige Thema, verspricht glücklicherweise, eine Brücke vom Spekulativen zum Fundierten zu schlagen, ohne dabei auf Lesbarkeit und die Freude an der (methodologisch fundierten) Spekulation zu verzichten. Das wohl Bemerkenswerteste an der schlanken Einführung ist wahrscheinlich die Struktur. Verschiedenste Möglichkeiten hätten sich angeboten, um Studierenden einen fundierten Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu bieten; naheliegend wäre zum Beispiel eine Gliederung in Grundlagen der Evolutionsbiologie, der anthropologischen und archäologischen Forschung und der Forschung zu Sprachklassifikationen und Sprachfamilien, um dann zu theoretischen Ansätzen zur Sprachevolution zu kommen – ein Ansatz, den z. B. Everett (2017) verfolgt. Oder man könnte mit der Frage „Was ist Sprache?“ beginnen, und ausgehend davon verschiedene evolutionäre Ansätze und Forschungszweige diskutieren (Kenneally 2007). Oder aber man kann das Unterfangen als eine Diskussion und Verteidigung der eigenen Theorien angehen – im Grunde genommen als einen Aufsatz mit viel Platz (Hurford 2014; Berwick und Chomsky 2015; Christiansen und Chater 2016). Trotzkes Einführung geht einen ganz anderen Weg: Sie ist eigentlich weniger eine „interdisziplinäre Annäherung“, wie in Teil 1 versprochen, als ein Vergleich dreier linguistischer Theoriefamilien unter dem Leitmotiv der Sprachevolution. Die Einführung beginnt mit einem kurzen einführenden Kapitel, gefolgt von einem Vergleich der Sprachevolutionstheorien, wie sie von Minimalismus (Teil 2), Paralleler Architektur (Teil 3) und Konnektionismus (Teil 4) entwickelt wurden, gefolgt von einer Zusammenfassung und Evaluation unter Zuhilfenahme von Konzepten der Philosophie des Geistes (Teil 5). Erkenntnisse aus anderen Disziplinen dienen hier eher als Staffage, als Hilfswissenschaften. Uns Theoretiker freut’s, doch wird es die Erstsemester freuen? Ich persönlich finde,
期刊介绍:
The aim of the journal is to promote linguistic research by publishing high-quality contributions and thematic special issues from all fields and trends of modern linguistics. In addition to articles and reviews, the journal also features contributions to discussions on current controversies in the field as well as overview articles outlining the state-of-the art of relevant research paradigms. Topics: -General Linguistics -Language Typology -Language acquisition, language change and synchronic variation -Empirical linguistics: experimental and corpus-based research -Contributions to theory-building