{"title":"Studie zur Immunität gegen SARS-CoV-2","authors":"P. Kern, H. Müller, Thomas Menzel, H. Weisser","doi":"10.1055/a-1198-1243","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Der indikationsgesteuert durchgeführte direkte Virusnachweis (RT-PCR im Abstrich) unterschätzt wegen der möglichen asymptomatischen Verläufe die Zahl der SARS-CoV-2-Infizierten erheblich. Daher sind populationsbasierte Erhebungen der Antikörperprävalenz zur verlässlichen Einschätzung der gegenwärtigen Pandemie unverzichtbar. Methoden: In einem Klinikum der Maximalversorgung wurden 74,8 % aller Mitarbeiter/innen mit direktem Patientenkontakt (n = 1480) sowie als nicht medizinprofessionelle Kontrollgruppe Mitarbeiter/innen lokaler Supermärkte mit direktem Kundenkontakt (n = 300) auf Antikörper der Klassen IgA und IgG gegen SARS-CoV-2 getestet. Die Gesamtkohorte stellt zugleich 1,5 % der Bevölkerung der Stadtregion Fulda mit 125 000 Einwohnern dar. Ergebnisse: 1,0 % der Testpersonen waren positiv für IgG, 4,4 % für IgA. Bei einer Testspezifität von 99,6 % (IgG) bzw. 92,4 % (IgA) liegt weder im Gesamttestkollektiv noch in einer der Untergruppen eine klinisch signifikante Immunität gegen SARS-CoV-2 vor. Schlussfolgerung: Von einer relevanten Anzahl durchlaufener unerkannter Infektionen kann in dieser Region nicht ausgegangen werden. Die noch spärlichen Daten aus internationalen Regionen lassen Immunitätsraten bis maximal 60 % in stark exponierten Kollektiven vermuten, wobei sich in Deutschland ein dynamisches Mosaik mit aktuellen Werten zwischen null und 15 % abzeichnet. Diese Heterogenität legt eine regionale Planung der Maßnahmen zur Kontrolle der Virusausbreitung nahe. Ein relevanter immunologischer Schutz der Bevölkerung vor SARS- CoV-2 ist bis zur Verfügbarkeit einer Impfung nicht zu erwarten.","PeriodicalId":39563,"journal":{"name":"Klinikarzt","volume":"49 1","pages":"268 - 273"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-06-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1055/a-1198-1243","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Klinikarzt","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/a-1198-1243","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"Medicine","Score":null,"Total":0}
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Abstract
ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Der indikationsgesteuert durchgeführte direkte Virusnachweis (RT-PCR im Abstrich) unterschätzt wegen der möglichen asymptomatischen Verläufe die Zahl der SARS-CoV-2-Infizierten erheblich. Daher sind populationsbasierte Erhebungen der Antikörperprävalenz zur verlässlichen Einschätzung der gegenwärtigen Pandemie unverzichtbar. Methoden: In einem Klinikum der Maximalversorgung wurden 74,8 % aller Mitarbeiter/innen mit direktem Patientenkontakt (n = 1480) sowie als nicht medizinprofessionelle Kontrollgruppe Mitarbeiter/innen lokaler Supermärkte mit direktem Kundenkontakt (n = 300) auf Antikörper der Klassen IgA und IgG gegen SARS-CoV-2 getestet. Die Gesamtkohorte stellt zugleich 1,5 % der Bevölkerung der Stadtregion Fulda mit 125 000 Einwohnern dar. Ergebnisse: 1,0 % der Testpersonen waren positiv für IgG, 4,4 % für IgA. Bei einer Testspezifität von 99,6 % (IgG) bzw. 92,4 % (IgA) liegt weder im Gesamttestkollektiv noch in einer der Untergruppen eine klinisch signifikante Immunität gegen SARS-CoV-2 vor. Schlussfolgerung: Von einer relevanten Anzahl durchlaufener unerkannter Infektionen kann in dieser Region nicht ausgegangen werden. Die noch spärlichen Daten aus internationalen Regionen lassen Immunitätsraten bis maximal 60 % in stark exponierten Kollektiven vermuten, wobei sich in Deutschland ein dynamisches Mosaik mit aktuellen Werten zwischen null und 15 % abzeichnet. Diese Heterogenität legt eine regionale Planung der Maßnahmen zur Kontrolle der Virusausbreitung nahe. Ein relevanter immunologischer Schutz der Bevölkerung vor SARS- CoV-2 ist bis zur Verfügbarkeit einer Impfung nicht zu erwarten.
期刊介绍:
Chef- und Oberärzte sowie Stationsärzte mit Schwerpunkt im Bereich Innere Medizin Besonderheiten Die CME-zertifizierte klinische Fortbildungszeitschrift mit der höchsten Auflage interdisziplinär kein anderer vergleichbarer Titel am Markt Themenschwerpunkthefte Fortbildungsserien: Onkologie, Kardiologie, GI-Erkrankungen Rechtsserie