Sören Stumpf: Formelhafte (Ir-)Regularitäten. Korpuslinguistische Befunde und sprachtheoretische Überlegungen. Frankfurt am Main, Bern, Brüssel, New York: Peter Lang 2015 (Sprache, System und Tätigkeit 67)
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Abstract
Was haben die Ausdrücke eitel Freude, einen intus haben und die – brandaktuelle – Frage Kann Merkel Kanzlerin? gemeinsam? Es sind die formalen Abweichungen, die sie gegenüber dem normgerechten freien Sprachgebrauch aufweisen, in diesem Fall das Fehlen der Flexionsendung, des Bezugsworts bzw. des Infinitivs. Sören Stumpf behandelt in seiner 2015 an der Universität Trier vorgelegten Dissertation derartige „phraseologische Irregularitäten“ und geht der Frage nach, ob strukturelle bzw. semantische Auffälligkeiten in der formelhaften Sprache tatsächlich so irregulär sind, wie sie zunächst erscheinen. Seine Antwort klingt schon im Titel an: Mit dem Begriff „formelhafte (Ir-)Regularitäten“ will der Autor „den ‚irregulären‘ [Status der behandelten Erscheinungen] relativieren“ und aufzeigen, dass diese „genauso wenig wie unmarkierte Phraseme die Ordnung einer (formelhaften) Sprache stören und keineswegs als Ausnahmen, sondern als Normalfälle zu betrachten sind“ (S. 7). Um die Tragweite und die (sprach)theoretische Bedeutung formelhafter (Ir-)Regularitäten innerund außerhalb des phraseologischen Bereichs zu erfassen, analysiert Stumpf umfangreiches Sprachmaterial, überwiegend aus geschriebenen Quellen (vornehmlich dem Deutschen Referenzkorpus und dem Internet). Im ersten Teil (S. 1–79) weist er darauf hin, dass phraseologische (Ir-)Regularitäten trotz ihrer maßgeblichen Bedeutung für die Phraseologieforschung bislang kaum untersucht worden sind, was zum Teil auf die sukzessive Ausweitung des Gegenstandsbereichs der Phraseologie zurückzuführen ist. Weiter wird dargelegt, dass derartige Wendungen sich hinsichtlich der traditionellen Eigenschaften von Phrasemen – Polylexikalität, Festigkeit und Idiomatizität – „sehr heterogen“ (S. 46) verhalten, weshalb „‚phraseologische Irregularitäten‘ [...] nicht pauschal als prototypische Vertreter der Phraseologie angesehen werden [dürfen]“ (S. 46). Im zweiten Teil (S. 81–283) wird ein Dutzend phraseologischer (Ir-)Regularitäten jeweils in einem eigenen Kapitel genauer untersucht: Unikalia (ohne Umschweife), das Dativ -e (zu Potte kommen), unflektierte Adjektivattribute (eitel Freude), vorangestellte Genitivattribute (in Teufels Küche), Genitivobjekte (jeder Beschreibung spotten), adverbiale und prädikative Genitive (erhobenen Hauptes;
期刊介绍:
The aim of the journal is to promote linguistic research by publishing high-quality contributions and thematic special issues from all fields and trends of modern linguistics. In addition to articles and reviews, the journal also features contributions to discussions on current controversies in the field as well as overview articles outlining the state-of-the art of relevant research paradigms. Topics: -General Linguistics -Language Typology -Language acquisition, language change and synchronic variation -Empirical linguistics: experimental and corpus-based research -Contributions to theory-building