{"title":"Personen: Vakuum in Forschung und Praxis 2/2023","authors":"","doi":"10.1002/vipr.202370205","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Óscar Herrera-sancho aus Costa rica liebt nordische Länder und die Kälte. Auch bei seinen Forschungen zu rydberg-Atomen spielen extrem niedrige Temperaturen eine wichtige rolle. er ist als Humboldt-stipendiat für erfahrene Forscher zu Gast am 5. Physikalischen Institut der Universität stuttgart. seit november 2022 forscht Óscar Herrera-sancho als Humboldt-stipendiat bei Tilman Pfau, dem Leiter des 5. Physikalischen Instituts an der Universität stuttgart. Die erste Besuchsphase endet im April 2023. Zwei weitere Besuche sind in den beiden Folgejahren geplant, auch jeweils von november bis April. eigentlich keine schöne Jahreszeit für einen Besuch in Deutschland. Doch der Costa ricaner mag die Kälte und auch in seiner Forschung spielen niedrige Temperaturen eine große rolle. Im Fokus der Forschung am 5. Physikalischen Institut stehen experimente aus dem Bereich der Atom-, Molekül-, sowie optischen Physik und unter anderem die erforschung von rydberg-Ato men, die in ultrakalten Gaswolken erzeugt werden. Bisher arbeitet Óscar Herrerasancho bei seinen Versuchen mit rubidium, es besitzt in seiner äußeren schale nur ein elektron. Wenn dieses weit nach außen befördert wird, entsteht ein rydberg-Atom. Diese Atome zeichnen sich dadurch aus, dass sich mindestens ein elektron in einem hoch angeregten Zustand befindet. es ist mehr als tausendmal weiter vom Atomkern entfernt als im Grundzustand. Deshalb kann man rydberg-Atome auch als riesenatome bezeichnen, deren eigenschaften ganz anders sind als im Grundzustand. Beobachtet werden die Atome mit einem Ionenmikroskop, das hohe räumliche Auflösungen von 200 nanometer erzielt. Mit Hilfe eines ofens wird rubidium bei etwa 100 Grad Celsius verdampft. Anschließend fliegen die heißen rubidium-Atome mit etwa 1000 Kilometern pro stunde durch eine röhre. Hier werden sie durch Magnetfelder und Laserstrahlen so lange abgebremst und gekühlt, bis sie sich kaum noch bewegen. so erreichen die Atome eine Temperatur knapp über dem absoluten nullpunkt. Bei diesen ultrakalten Temperaturen wird die Brownsche Zitterbewegung unterdrückt und so die eigentliche Atombewegung sichtbar. „Das Bild, das wir mittels Ionenmikroskop von den Atomen erhalten, ist vergleichsweise klar, so dass man sogar die schwingungen der Moleküle beobachten kann“, erläutert der Physiker aus Costa rica. Interessante ergebnisse erwarten die Wissenschaftler vom einsatz von Lithium-Atomen. eine Aufgabe von Óscar Herrera-sancho wird es sein, diesen Umstieg zu begleiten. Lithium ist etwa zwölfmal leichter als rubidium. Das erleichtert es, für bestimmte experimente in Bereiche der Physik vorzudringen, in denen quantenmechanische effekte dominieren. Óscar Herrera-sancho hat von 2009 bis 2012 in Hannover promoviert und war später als Postdoc in Innsbruck. Auf einer Konferenz in neuseeland entstand der Kontakt zu Tilman Pfau, 2020 folgte ein erster Forschungsaufenthalt an der Universi tät stuttgart. nach seiner erfolgreichen Bewerbung für ein stipendium der Alexander-von-Humboldt-stiftung kann der Forscher seine Forschungen am 5. Physikalischen Institut weitere 18 Monate fortführen. Die Aufteilung in drei Aufenthalte erlaubt es Óscar Herrera-sancho, auch weiter in Costa rica zu arbeiten. Dort untersucht er unter anderem mit Hilfe von künstlichen Magnetfeldern das Wanderverhalten von schmetterlingen und studiert die Geschichte und die Materialzusammensetzung von alten Gemälden im nationaltheater in der Landeshauptstadt san José. Für Deutschland hat sich der Humboldt-stipendiat schon früh interessiert, nicht zuletzt aufgrund der vielen berühmten deutschen naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Ihm gefällt, wie organisiert hier alles ist, und er mag die verschiedenen Jahreszeiten. Den Jahreswechsel hat er in Island verbracht, der hohe norden hat ihn angezogen. Voller Begeisterung erzählt Óscar Herrera-sancho von den Polarlichtern, die er dort gesehen hat.","PeriodicalId":42842,"journal":{"name":"Vakuum in Forschung und Praxis","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.4000,"publicationDate":"2023-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Vakuum in Forschung und Praxis","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1002/vipr.202370205","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"ENGINEERING, MECHANICAL","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Óscar Herrera-sancho aus Costa rica liebt nordische Länder und die Kälte. Auch bei seinen Forschungen zu rydberg-Atomen spielen extrem niedrige Temperaturen eine wichtige rolle. er ist als Humboldt-stipendiat für erfahrene Forscher zu Gast am 5. Physikalischen Institut der Universität stuttgart. seit november 2022 forscht Óscar Herrera-sancho als Humboldt-stipendiat bei Tilman Pfau, dem Leiter des 5. Physikalischen Instituts an der Universität stuttgart. Die erste Besuchsphase endet im April 2023. Zwei weitere Besuche sind in den beiden Folgejahren geplant, auch jeweils von november bis April. eigentlich keine schöne Jahreszeit für einen Besuch in Deutschland. Doch der Costa ricaner mag die Kälte und auch in seiner Forschung spielen niedrige Temperaturen eine große rolle. Im Fokus der Forschung am 5. Physikalischen Institut stehen experimente aus dem Bereich der Atom-, Molekül-, sowie optischen Physik und unter anderem die erforschung von rydberg-Ato men, die in ultrakalten Gaswolken erzeugt werden. Bisher arbeitet Óscar Herrerasancho bei seinen Versuchen mit rubidium, es besitzt in seiner äußeren schale nur ein elektron. Wenn dieses weit nach außen befördert wird, entsteht ein rydberg-Atom. Diese Atome zeichnen sich dadurch aus, dass sich mindestens ein elektron in einem hoch angeregten Zustand befindet. es ist mehr als tausendmal weiter vom Atomkern entfernt als im Grundzustand. Deshalb kann man rydberg-Atome auch als riesenatome bezeichnen, deren eigenschaften ganz anders sind als im Grundzustand. Beobachtet werden die Atome mit einem Ionenmikroskop, das hohe räumliche Auflösungen von 200 nanometer erzielt. Mit Hilfe eines ofens wird rubidium bei etwa 100 Grad Celsius verdampft. Anschließend fliegen die heißen rubidium-Atome mit etwa 1000 Kilometern pro stunde durch eine röhre. Hier werden sie durch Magnetfelder und Laserstrahlen so lange abgebremst und gekühlt, bis sie sich kaum noch bewegen. so erreichen die Atome eine Temperatur knapp über dem absoluten nullpunkt. Bei diesen ultrakalten Temperaturen wird die Brownsche Zitterbewegung unterdrückt und so die eigentliche Atombewegung sichtbar. „Das Bild, das wir mittels Ionenmikroskop von den Atomen erhalten, ist vergleichsweise klar, so dass man sogar die schwingungen der Moleküle beobachten kann“, erläutert der Physiker aus Costa rica. Interessante ergebnisse erwarten die Wissenschaftler vom einsatz von Lithium-Atomen. eine Aufgabe von Óscar Herrera-sancho wird es sein, diesen Umstieg zu begleiten. Lithium ist etwa zwölfmal leichter als rubidium. Das erleichtert es, für bestimmte experimente in Bereiche der Physik vorzudringen, in denen quantenmechanische effekte dominieren. Óscar Herrera-sancho hat von 2009 bis 2012 in Hannover promoviert und war später als Postdoc in Innsbruck. Auf einer Konferenz in neuseeland entstand der Kontakt zu Tilman Pfau, 2020 folgte ein erster Forschungsaufenthalt an der Universi tät stuttgart. nach seiner erfolgreichen Bewerbung für ein stipendium der Alexander-von-Humboldt-stiftung kann der Forscher seine Forschungen am 5. Physikalischen Institut weitere 18 Monate fortführen. Die Aufteilung in drei Aufenthalte erlaubt es Óscar Herrera-sancho, auch weiter in Costa rica zu arbeiten. Dort untersucht er unter anderem mit Hilfe von künstlichen Magnetfeldern das Wanderverhalten von schmetterlingen und studiert die Geschichte und die Materialzusammensetzung von alten Gemälden im nationaltheater in der Landeshauptstadt san José. Für Deutschland hat sich der Humboldt-stipendiat schon früh interessiert, nicht zuletzt aufgrund der vielen berühmten deutschen naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Ihm gefällt, wie organisiert hier alles ist, und er mag die verschiedenen Jahreszeiten. Den Jahreswechsel hat er in Island verbracht, der hohe norden hat ihn angezogen. Voller Begeisterung erzählt Óscar Herrera-sancho von den Polarlichtern, die er dort gesehen hat.
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VIP – Vakuum in Forschung und Praxis - Zeitschrift für Vakuumtechnologie, Oberflächen und Dünne Schichten ist die einzige Zeitschrift für alle Bereiche der Vakuumtechnologie und Dünnschichttechnik, die sich als Brücke und Bindeglied zwischen Wissenschaftlern, Praktikern und Anwendern aus Forschung, Entwicklung und Produktion versteht. Sie berichtet und informiert über neueste Entwicklungen und Erkenntnisse. VIP – Vakuum in Forschung und Praxis veröffentlicht u.a. - Übersichtsartikel - Fachaufsätze - referierte Beiträge aus der Forschung - Anwenderberichte - Produktinformationen - Interviews - Buchbesprechungen und -hinweise - Produkt- und Lieferantenverzeichnis