Frank Kirchhoff. 2017. Von der Virgel zum Komma. Die Entwicklung der Interpunktion (Germanistische Bibliothek 61). Heidelberg: Winter. 253 S. Karsten Rinas. 2017. Theorie der Punkte und Striche. Die Geschichte der deutschen Interpunktionslehre (Germanistische Bibliothek 62). Heidelberg: Winter. 492
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Abstract
Die Interpunktion ist ein formal und funktional ausdifferenziertes Teilsystem der Schriftsprache. Dennoch hatte sie in der Linguistik lange Zeit einen marginalen Stellenwert. Den meisten Systemlinguisten, Sprachtypologen und Sprachhistorikern erschien sie offenbar als für das Sprachsystem einer Einzelsprache, den Sprachenvergleich oder die Sprachgeschichte zu unbedeutend, als ‚zu klein‘. Im Rechtschreibdiskurs wird die Interpunktion wiederum oft auf ihren staatlichen Regelapparat reduziert, ohne das linguistische Potenzial zu erkennen, das in den syntaktischen, semantischen, prosodischen und anderen Prinzipien steckt, die der Interpunktion zur graphischen Gliederung von Texten zugrunde liegen. Interpunktionsforschung wurde im deutschsprachigen Raum bisher hauptsächlich in den Bereichen Schrifterwerb, Schreibdidaktik und Kodexforschung betrieben. Im Theoriediskurs zur Interpunktion haben sich in den letzten beiden Dezennien in Deutschland vor allem Beatrice Primus und Ursula Bredel mit zahlreichen Arbeiten Meriten erworben. Hinsichtlich der deutschen Interpunktionsgeschichte fehlten aber bis auf einzelne Arbeiten bisher ausführlichere empirische Studien. Diese liegen nun erstmals mit der Dissertation von Frank Kirchhoff und der Monographie von Karsten Rinas vor, wobei die beiden sehr unterschiedliche Domänen in den Blick nehmen. Während Kirchhoff die deutsche Interpunktionsgeschichte anhand von Drucken aus drei Texttypgruppen (Bibel, Sachtexte, Sprachlehren) von 1482 bis 1984 untersucht und damit die Interpunktionspraxis fokussiert, ist Rinas’ Perspektive auf die Geschichte des Diskurses über die deutsche Interpunktion gerichtet, indem er die Interpunktionslehren von den antiken