{"title":"Die Kolonialität der Moderne: Koloniale Zeitlichkeit und die Internalisierung der Idee der ‚Rückständigkeit‘ in China.","authors":"Marius Meinhof","doi":"10.1515/zfsoz-2021-0004","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Dieser Aufsatz diskutiert die kolonialen Fundamente der Diskurse um Moderne und Rückständigkeit im China des späten 19ten und des 20ten Jahrhunderts aus der Perspektive der postkolonialen Soziologie. Nach dem sino-japanischem Krieg, geprägt durch den Kontext des westlichen und japanischen Kolonialismus, entstanden in China Diskurse, die Chinas Schwäche zu erklären und Dekolonisierungsstrategien auf neue Weise zu formulieren versuchten. Diese Diskurse reproduzierten eine koloniale Vorstellung von Zeitlichkeit, die Orte und Menschen in modern und rückständig klassifizierte. Diese Reproduktion kolonialer Zeitlichkeit in China basierte allerdings nicht einfach auf einer Diffusion westlicher Diskurse nach China, sondern fand in neuen chinesischen Theorien statt, die in einem komplexen, asymmetrischen Verflechtungsprozess entstanden. Dennoch wurden dabei koloniale Weltbilder, insbesondere die Idee der Rückständigkeit der Kolonisierten, von chinesischen Autor*innen koproduziert. Koloniale Zeitlichkeit prägte, wie gezeigt werden wird, Diskurse und Erfahrungen der chinesischen Moderne, und sie ermöglichte es, Kolonialität tief in die eigentlich antikolonialen Modernisierungsbemühungen der Republik China einzuschreiben.","PeriodicalId":47292,"journal":{"name":"Zeitschrift Fur Soziologie","volume":"50 1","pages":"26 - 41"},"PeriodicalIF":0.8000,"publicationDate":"2021-02-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift Fur Soziologie","FirstCategoryId":"90","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/zfsoz-2021-0004","RegionNum":4,"RegionCategory":"社会学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q3","JCRName":"SOCIOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Zusammenfassung Dieser Aufsatz diskutiert die kolonialen Fundamente der Diskurse um Moderne und Rückständigkeit im China des späten 19ten und des 20ten Jahrhunderts aus der Perspektive der postkolonialen Soziologie. Nach dem sino-japanischem Krieg, geprägt durch den Kontext des westlichen und japanischen Kolonialismus, entstanden in China Diskurse, die Chinas Schwäche zu erklären und Dekolonisierungsstrategien auf neue Weise zu formulieren versuchten. Diese Diskurse reproduzierten eine koloniale Vorstellung von Zeitlichkeit, die Orte und Menschen in modern und rückständig klassifizierte. Diese Reproduktion kolonialer Zeitlichkeit in China basierte allerdings nicht einfach auf einer Diffusion westlicher Diskurse nach China, sondern fand in neuen chinesischen Theorien statt, die in einem komplexen, asymmetrischen Verflechtungsprozess entstanden. Dennoch wurden dabei koloniale Weltbilder, insbesondere die Idee der Rückständigkeit der Kolonisierten, von chinesischen Autor*innen koproduziert. Koloniale Zeitlichkeit prägte, wie gezeigt werden wird, Diskurse und Erfahrungen der chinesischen Moderne, und sie ermöglichte es, Kolonialität tief in die eigentlich antikolonialen Modernisierungsbemühungen der Republik China einzuschreiben.
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