{"title":"Die vergessene Minderheit: zur Geschichte der Deutschen in Maribor","authors":"Gregor Jenuš","doi":"10.4312/LINGUISTICA.60.2.257-279","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im 20. Jahrhundert erlebte Maribor (Marburg an der Drau) zahlreiche Veränderungen seines öffentlichen Erscheinungsbildes. Dies gilt vor allem für die erste Hälfte des Jahrhunderts, als der Machtkampf zwischen der Deutschen und Slowenen im öffentlichen Leben und der damit verbundene Konflikt zwischen der deutschen und slowenischen Identität noch stark präsent waren. \nNachdem die Deutschen die Pariser Friedensverträge unterzeichneten, wurden sie zur Minderheit und verloren somit alle Privilegien der regierenden Nation in Slowenien. Trotz allem ermöglichten ihnen ihr Kapital und die Tatsache, dass sie die zahlreichste Minderheit waren, das „Überleben“. Ihre Hoffnungen, wieder an die Macht zu kommen, erfüllten sich Anfang des Zweiten Weltkrieges. Maribor/Marburg bzw. im weitesten Sinne Jugoslawien betrachteten bis 1941 stumm die Kämpfe zwischen den Weltmächten, die in ihrer Übermacht und Zielstrebigkeit über den hilflosen Nationen herfielen. Jugoslawien war unter großem Druck, denn es war ein strategisch wichtiger Punkt auf dem Balkan. Am Anfang schaffte Jugoslawien es, neutral zu bleiben. Die Realität änderte sich aber schnell, denn am 25. März 1941 trat das Königreich Jugoslawien in Wien dem Dreimächtepakt bei. Das Königreich Jugoslawien beugte sich so dem Druck der Achsenmächte und versuchte, mit dem Beitritt zum Pakt die Okkupation zu vermeiden. Die Unterzeichnung des Dreimächtepakts löste in Jugoslawien unterschiedliche Reaktionen aus. Trotz des Beitritts zum Pakt geschah alles anders, wie die Landesregierung es erwartete. Breite Massen der Bevölkerung waren nicht begeistert, dass Jugoslawien vor den Nazis niederkniete, und dies stiftete Unruhen. In der Nacht vom 26. auf den 27. März 1941 kam es zum Staatsstreich und der achtzehnjährige Thronfolger, Peter Karađorđević, kam an die Spitze des Landes. Schon am 27. März 1941, nur zwei Tage nach der Unterzeichnung des Dreimächtepakts und nach den Unruhen, setzten die Nazis Dr. Siegrid Uiberreither, den Gauleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und den Staatsvertreter für die Steiermark als den zukünftigen Leiter der Zivilbehörde für die Untersteiermark ein. Er übernahm die Herrschaft über die Untersteiermark, die ihren Sitz in Maribor/Marburg hatte, am Ostermontag, d. h. am 14. April 1941. Nur eine Woche früher, am Palmsonntag, am 6. April 1941, begann ohne Kriegserklärung der Angriff auf Jugoslawien, der für immer das Erscheinungsbild Maribors/Marburgs änderte und das Schicksal der hier lebenden Deutschen besiegelte. Ihr Schicksal in Slowenien lässt sich am besten mit dem Zitat von Boris Kidrič vom Dezember 1945 beschreiben: „Die deutsche Minderheit bei uns wird keine Rechte haben, weil es sie nicht geben wird.“","PeriodicalId":36996,"journal":{"name":"Linguistica (Slovenia)","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Linguistica (Slovenia)","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.4312/LINGUISTICA.60.2.257-279","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q2","JCRName":"Arts and Humanities","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Im 20. Jahrhundert erlebte Maribor (Marburg an der Drau) zahlreiche Veränderungen seines öffentlichen Erscheinungsbildes. Dies gilt vor allem für die erste Hälfte des Jahrhunderts, als der Machtkampf zwischen der Deutschen und Slowenen im öffentlichen Leben und der damit verbundene Konflikt zwischen der deutschen und slowenischen Identität noch stark präsent waren.
Nachdem die Deutschen die Pariser Friedensverträge unterzeichneten, wurden sie zur Minderheit und verloren somit alle Privilegien der regierenden Nation in Slowenien. Trotz allem ermöglichten ihnen ihr Kapital und die Tatsache, dass sie die zahlreichste Minderheit waren, das „Überleben“. Ihre Hoffnungen, wieder an die Macht zu kommen, erfüllten sich Anfang des Zweiten Weltkrieges. Maribor/Marburg bzw. im weitesten Sinne Jugoslawien betrachteten bis 1941 stumm die Kämpfe zwischen den Weltmächten, die in ihrer Übermacht und Zielstrebigkeit über den hilflosen Nationen herfielen. Jugoslawien war unter großem Druck, denn es war ein strategisch wichtiger Punkt auf dem Balkan. Am Anfang schaffte Jugoslawien es, neutral zu bleiben. Die Realität änderte sich aber schnell, denn am 25. März 1941 trat das Königreich Jugoslawien in Wien dem Dreimächtepakt bei. Das Königreich Jugoslawien beugte sich so dem Druck der Achsenmächte und versuchte, mit dem Beitritt zum Pakt die Okkupation zu vermeiden. Die Unterzeichnung des Dreimächtepakts löste in Jugoslawien unterschiedliche Reaktionen aus. Trotz des Beitritts zum Pakt geschah alles anders, wie die Landesregierung es erwartete. Breite Massen der Bevölkerung waren nicht begeistert, dass Jugoslawien vor den Nazis niederkniete, und dies stiftete Unruhen. In der Nacht vom 26. auf den 27. März 1941 kam es zum Staatsstreich und der achtzehnjährige Thronfolger, Peter Karađorđević, kam an die Spitze des Landes. Schon am 27. März 1941, nur zwei Tage nach der Unterzeichnung des Dreimächtepakts und nach den Unruhen, setzten die Nazis Dr. Siegrid Uiberreither, den Gauleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und den Staatsvertreter für die Steiermark als den zukünftigen Leiter der Zivilbehörde für die Untersteiermark ein. Er übernahm die Herrschaft über die Untersteiermark, die ihren Sitz in Maribor/Marburg hatte, am Ostermontag, d. h. am 14. April 1941. Nur eine Woche früher, am Palmsonntag, am 6. April 1941, begann ohne Kriegserklärung der Angriff auf Jugoslawien, der für immer das Erscheinungsbild Maribors/Marburgs änderte und das Schicksal der hier lebenden Deutschen besiegelte. Ihr Schicksal in Slowenien lässt sich am besten mit dem Zitat von Boris Kidrič vom Dezember 1945 beschreiben: „Die deutsche Minderheit bei uns wird keine Rechte haben, weil es sie nicht geben wird.“
在20。马里博尔(Marburg an der Drau)在19世纪的公开露面中经历了许多变化。在本世纪上半叶尤其如此,当时德国和斯洛文尼亚人在公共生活中的权力斗争以及德国和斯洛文尼亚身份之间的相关冲突仍然强烈存在。在德国人签署《巴黎和约》后,他们成为少数民族,从而失去了斯洛文尼亚统治国家的所有特权。尽管如此,他们的资本以及他们是人数最多的少数民族这一事实允许他们“生存”“他们重新掌权的希望在第二次世界大战开始时实现了。马里博尔/马尔堡,或最广泛意义上的南斯拉夫,默默地观察着世界大国之间的斗争,这些斗争以其优势和决心落在了无助的国家身上。南斯拉夫承受着巨大的压力,因为它是巴尔干半岛的一个重要战略点。一开始南斯拉夫设法保持中立。但现实很快发生了变化,因为在25日。南斯拉夫王国在维也纳加入了《三国条约》。南斯拉夫王国因此屈服于轴心国的压力,并试图通过加入《条约》来避免占领。三国条约的签署在南斯拉夫引起了不同的反应。尽管加入了该协议,但正如州政府所期望的那样,一切都有所不同。广大民众对南斯拉夫在纳粹面前下跪并不热心,这引发了动乱。26日晚上。在27。1941年3月,发生政变,18岁的王位继承人彼得·卡拉季奥尔杰维奇成为国家元首。已经在27号了。纳粹任命德国国家社会主义工人党(NSDAP)的高利特人、施蒂利亚州代表西格丽德·乌伊伯雷瑟博士为下施蒂利亚民政当局的未来负责人。复活节星期一,即14日,他接管了位于马里博尔/马尔堡的下施蒂利亚的统治。1941年4月。只提前了一周,棕榈周日,6号。1941年4月,在没有宣战的情况下,对南斯拉夫的进攻开始了,这永远改变了马里博尔/马尔堡的面貌,并决定了居住在这里的德国人的命运。描述他们在斯洛文尼亚命运的最好方式是引用1945年12月的Boris Kidrič的话:“这里的德国少数民族将没有权利,因为他们将不存在。“