{"title":"‘LIKE SHEEP TO THE SLAUGHTER’: ANIMAL AGENCY AND ECHOES OF THE HOLOCAUST IN WOLFDIETRICH SCHNURRE'S WRITING","authors":"Helena Duffy","doi":"10.1111/glal.12425","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Der Beitrag untersucht Teile des Prosawerks von Wolfdietrich Schnurre (1920–89) aus der kombinierten Perspektive von Zookritik und Holocaust-Studien. Er stützt sich auf Anna Barczs Konzept des ‘verletzlichen Realismus’ und postuliert eine Analogie zwischen den Juden, die das Ziel des Vernichtungsprogramms der Nazis waren und denen es schwerfiel, ihr Leiden in der Sprache der empirischen Geschichtsschreibung zu artikulieren, und den Tieren, die aus dem ‘menschlichen’ System von Gesetzen und moralischen Rechten ausgeschlossen sind und die daher keine Möglichkeit haben, ihre erlittene Unterdrückung zum Ausdruck zu bringen. Im Aufsatz wird jedoch behauptet, dass Schnurres Kurzgeschichten – ‘Die Tat’, ‘Der Verrat’ und ‘Das Manöver’ (1958) – Tiere nicht als stumme und hilflose Opfer darstellen, sondern diesen nichtmenschlichen Protagonisten moralische Entscheidungsfreiheit verleihen, sodass sie fähig sind, ihren Unterdrückern Widerstand zu leisten. In Verbindung mit Schnurres Holocaust-Roman ‘Ein Unglücksfall’ (1981) und im Lichte der systematischen Darstellung der Verstrickung von Tier und Mensch im Werk dieses Autors, können diese Geschichten als subtile Auseinandersetzung mit dem Vorwurf der angeblichen jüdischen Passivität während der Nazizeit interpretiert werden.</p>","PeriodicalId":54012,"journal":{"name":"GERMAN LIFE AND LETTERS","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.2000,"publicationDate":"2024-08-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"GERMAN LIFE AND LETTERS","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/glal.12425","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Beitrag untersucht Teile des Prosawerks von Wolfdietrich Schnurre (1920–89) aus der kombinierten Perspektive von Zookritik und Holocaust-Studien. Er stützt sich auf Anna Barczs Konzept des ‘verletzlichen Realismus’ und postuliert eine Analogie zwischen den Juden, die das Ziel des Vernichtungsprogramms der Nazis waren und denen es schwerfiel, ihr Leiden in der Sprache der empirischen Geschichtsschreibung zu artikulieren, und den Tieren, die aus dem ‘menschlichen’ System von Gesetzen und moralischen Rechten ausgeschlossen sind und die daher keine Möglichkeit haben, ihre erlittene Unterdrückung zum Ausdruck zu bringen. Im Aufsatz wird jedoch behauptet, dass Schnurres Kurzgeschichten – ‘Die Tat’, ‘Der Verrat’ und ‘Das Manöver’ (1958) – Tiere nicht als stumme und hilflose Opfer darstellen, sondern diesen nichtmenschlichen Protagonisten moralische Entscheidungsfreiheit verleihen, sodass sie fähig sind, ihren Unterdrückern Widerstand zu leisten. In Verbindung mit Schnurres Holocaust-Roman ‘Ein Unglücksfall’ (1981) und im Lichte der systematischen Darstellung der Verstrickung von Tier und Mensch im Werk dieses Autors, können diese Geschichten als subtile Auseinandersetzung mit dem Vorwurf der angeblichen jüdischen Passivität während der Nazizeit interpretiert werden.
期刊介绍:
- German Life and Letters was founded in 1936 by the distinguished British Germanist L.A. Willoughby and the publisher Basil Blackwell. In its first number the journal described its aim as "engagement with German culture in its widest aspects: its history, literature, religion, music, art; with German life in general". German LIfe and Letters has continued over the decades to observe its founding principles of providing an international and interdisciplinary forum for scholarly analysis of German culture past and present. The journal appears four times a year, and a typical number contains around eight articles of between six and eight thousand words each.