Anorexia nervosa und danach? Zum Stellenwert einer systematischen Klärung von Werten und Zielen parallel zur kognitiv-verhaltenstherapeutischen Essstörungstherapie
Carolin Ulrike Göhre, Sophia Hillert, Andreas Hillert, S. Naab, Janusz Surzykiewcz
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Abstract
Eine an Anorexia nervosa leidende 17-jährige Patientin kommt, jeweils nach guten stationären Verläufen und schnellen Rückfällen in der Zwischenzeit, zum dritten Mal in die stationäre psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung. Nachdem der Patientin Inhalt und Abläufe der primär auf die Bewältigung der Symptomatik abzielenden Therapien gut bekannt waren, wurde parallel dazu der Fokus auf die Klärung der Lebensperspektive gelegt. Diesbezüglich besuchte sie eine Therapiegruppe zum Thema: „Wo bin ich und wo will ich hin?“. Ausgehend von den vermittelten Inhalten gelang es der Patientin eigene, von den Vorstellungen der Eltern deutlich unterschiedliche Ziele zu definieren und erste Schritte zu deren Umsetzung einzuleiten. Poststationär konnte sie diese umsetzen, parallel zu einer anhaltenden stabilen Remission der Essstörungssymptomatik.Viele Jugendliche haben keine konkreten und verbindlichen Vorstellungen von ihrer privaten und beruflichen Zukunft jenseits des Erreichens eines Schulabschlusses. Dies wird durch gesellschaftliche Entwicklungen begünstigt. Psychosomatisch erkrankte Jugendliche zeigen im Rahmen stationärer Behandlung einen günstigeren Verlauf, wenn diese eine über die „Patientenidentität“ hinausgehende Perspektive haben bzw. entwickeln können, was die Entwicklung spezieller Therapieangebote zum Thema Standortbestimmung und berufliche Zielklärung für jugendliche und adoleszente Patienten nahelegt.
期刊介绍:
Da bei psychischen Störungen Hausärzte fast immer die ersten Ansprechpartner sind und die Weichenstellung für eine kompetente fachärztliche Behandlung in ihren Händen liegt, wendet sich die Nervenheilkunde zugleich an Primärärzte.
Ziel ist neben der Weitergabe aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, praxistaugliche Informationen zu vermitteln, die zur besseren Versorgung von Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Störungen beitragen. Regelmäßig werden Empfehlungen oder Leitlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft sowie der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke veröffentlicht.
Nervenheilkunde erscheint regelmäßig mit zwölf Ausgaben pro Jahr und richtet sich vor allem an Nervenärzte, Neurologen, Psychiater und Psychologen in Klinik und Praxis, Allgemeinmediziner und niedergelassene Internisten.