„Der Lettern Heer, durch deren Erzt man lauter spricht“: Stimmenamplifikation und die Dialektik der Aufklärung in Gottscheds „Jubelode auf das dritte Jahrhundert der edlen Buchdruckerkunst“
{"title":"„Der Lettern Heer, durch deren Erzt man lauter spricht“: Stimmenamplifikation und die Dialektik der Aufklärung in Gottscheds „Jubelode auf das dritte Jahrhundert der edlen Buchdruckerkunst“","authors":"Sebastian Brass","doi":"10.1111/gequ.12387","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Der Aufsatz untersucht, wie Gottscheds „Jubelode auf das dritte Jahrhundert der edlen Buchdruckerkunst“, 1740 zum 300. Jubiläum gedruckt, den Buchdruck mit beweglichen Lettern als Distributionsmedium für Wissen und Tugend feiert – und dabei daran mitarbeitet, dass Aufklärung in Mythos zurückschlägt. Zum einen inszeniert der Text den Buchdruck als Wunderwaffe im Kulturkrieg mit Frankreich und fordert die Deutschen dazu auf, ihn als Propagandamaschine sowie als deutschen Mythos zu instrumentalisieren, um einen kollektiven Minderwertigkeitskomplex zu heilen. Zum anderen macht die Ode selbst von einer kommunikativen Asymmetrie und einer Amplifikation der gedruckten Stimme Gebrauch, wie hier im Dialog mit medientheoretischen Auseinandersetzungen mit der Gattung, der Aufklärung und der akustischen Propaganda des Nationalsozialismus argumentiert wird. Anhand eines <i>close reading</i> einer wenig bekannten Ode sowie einer Rede Gottscheds zum selben Anlass beleuchtet der Beitrag eine Verbindung, die zwei Jahrhunderte nach der „Jubelode“ Horkheimer und Adorno andeuten, wenn sie das Radio als die „sublimierte Druckerpresse“ bezeichnen.</p>","PeriodicalId":54057,"journal":{"name":"GERMAN QUARTERLY","volume":"96 4","pages":"463-481"},"PeriodicalIF":0.2000,"publicationDate":"2023-10-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"GERMAN QUARTERLY","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gequ.12387","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LANGUAGE & LINGUISTICS","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Aufsatz untersucht, wie Gottscheds „Jubelode auf das dritte Jahrhundert der edlen Buchdruckerkunst“, 1740 zum 300. Jubiläum gedruckt, den Buchdruck mit beweglichen Lettern als Distributionsmedium für Wissen und Tugend feiert – und dabei daran mitarbeitet, dass Aufklärung in Mythos zurückschlägt. Zum einen inszeniert der Text den Buchdruck als Wunderwaffe im Kulturkrieg mit Frankreich und fordert die Deutschen dazu auf, ihn als Propagandamaschine sowie als deutschen Mythos zu instrumentalisieren, um einen kollektiven Minderwertigkeitskomplex zu heilen. Zum anderen macht die Ode selbst von einer kommunikativen Asymmetrie und einer Amplifikation der gedruckten Stimme Gebrauch, wie hier im Dialog mit medientheoretischen Auseinandersetzungen mit der Gattung, der Aufklärung und der akustischen Propaganda des Nationalsozialismus argumentiert wird. Anhand eines close reading einer wenig bekannten Ode sowie einer Rede Gottscheds zum selben Anlass beleuchtet der Beitrag eine Verbindung, die zwei Jahrhunderte nach der „Jubelode“ Horkheimer und Adorno andeuten, wenn sie das Radio als die „sublimierte Druckerpresse“ bezeichnen.
期刊介绍:
The German Quarterly serves as a forum for all sorts of scholarly debates - topical, ideological, methodological, theoretical, of both the established and the experimental variety, as well as debates on recent developments in the profession. We particularly encourage essays employing new theoretical or methodological approaches, essays on recent developments in the field, and essays on subjects that have recently been underrepresented in The German Quarterly, such as studies on pre-modern subjects.