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Abstract
Ausgangspunkt einer psychotherapeutischen Behandlung ist der Wunsch eines Patienten bzw. einer Patientin nach Linderung seelischen Leidens. Hierzu nimmt er die Expertise einer Psychotherapeutin oder eines Psychotherapeuten in Anspruch. Ebenso wie für den Patienten bzw. die Patientin steht für die behandelnde Person das Bemühen um Heilung im Zentrum des professionellen Geschehens. Die helfende Handlung findet unter konstitutiven Strukturmerkmalen statt, deren Zusammenwirken eine hohe Störund Fehleranfälligkeit der therapeutischen Situation bedingt. Als Folge sind der therapeutische Prozess und sein Ergebnis grundsätzlich unwägbar. Der von der Psychotherapiewissenschaft favorisierte Ansatz zur Verringerung der Ambiguität psychotherapeutischen Handelns ist der empirisch-analytische Zugang. Er fokussiert auf die Entwicklung evidenzbasierter störungsspezifischer Therapiemanuale. Eine Alternative dazu stellt der hermeneutische Wissenschaftszugang dar. An die Stelle von Standardisierung des therapeutischen Vorgehens bemüht er sich um die Erfassung und das Verstehen der individuellen Wirklichkeit des anderen im Behandlungsprozess. Der hermeneutische Erkenntnisweg beinhaltet als wissenschaftliche Grundeinstellung eine permanente Suchhaltung, die hohe Ansprüche an die »innere Arbeit« des Therapeuten bzw. der Therapeutin stellt. Deren Umsetzung im therapeutischen Prozess wird dargestellt.