{"title":"Kabinett des Lachens. Eine Studie zu Heines Historien","authors":"Eun-Kyoung Park","doi":"10.20456/kzfd.2023.9.87.127","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Motiv des Lachens in Heines Historien. Das erste Buch von Heines Romanzero ist eine Art Kabinett des Lachens, da man unterschiedlichste Sorten von Lachen mit verschiedenen Facetten und Nuancen begegnen kann. Das Motiv des Lachens wird in den Historien als Zeichen des erotischen Spiels (Rhampsenit, Schelm von Bergen, Valkyren), der Freude der Könige über ihre gesicherte Macht und ihren märchenhaften Reichtum (Der weiße Elephant, König David), der Trunkenheit des allgemeinen Goldrausches (Das goldene Kalb), des Spotts der makabren Gräfin über die Liebesbeschwörung der Ritter (Pfalzgräfin Jutta), der geheimen Mittäterschaft des grausamen Priesters mit dem mexikanischen Sonnengott (Vitzliputzli) usw. eingesetzt. Das heitere Lachen des jüdischen Apollos ist dagegen als ein Zeichen der freigeistigen Unbefangenheit gegenüber jedweder Religion und heuchlerischer Moral zu bewerten (Der Apollogott), das unheimliche Lächeln des Köhlerkindes als die Verkündung der revolutionären, grauenhaften Zukunft (Carl I.), und das bittere Lachen des Dichters als Enttäuschung angesichts der doppelten Betrügerei des Königs mit Wort und Schweigen (Der Dichter Firdusi). Vom Lachen der ägyptischen Prinzessin und ihres Gefolges bis zum Grinsen des Priesters des mexikanischen Sonnengottes, nicht jedes Lachen ist so beschaffen, dass es auch die Leser ohne weiteres zum heiteren Mitlachen anregt. Die Komik jedes einzelnen Textes liegt an einer anderen Stelle als dort, wo gerade im Text Lachen erschallt. Die Komik liegt zum Beispiel in der Diskrepanz zwischen Inhalt und Form, zwischen Gesagtem und Gemeintem und auch dort, wo die Sphäre des Geistes und der Seele mit dem Alltäglichen, dem Körperlichen, dem Materiellen kollidiert und dadurch in Zweifel gebracht und ad absurdum geführt wird.","PeriodicalId":486429,"journal":{"name":"獨語敎育","volume":"83 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2023-09-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"獨語敎育","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.20456/kzfd.2023.9.87.127","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Motiv des Lachens in Heines Historien. Das erste Buch von Heines Romanzero ist eine Art Kabinett des Lachens, da man unterschiedlichste Sorten von Lachen mit verschiedenen Facetten und Nuancen begegnen kann. Das Motiv des Lachens wird in den Historien als Zeichen des erotischen Spiels (Rhampsenit, Schelm von Bergen, Valkyren), der Freude der Könige über ihre gesicherte Macht und ihren märchenhaften Reichtum (Der weiße Elephant, König David), der Trunkenheit des allgemeinen Goldrausches (Das goldene Kalb), des Spotts der makabren Gräfin über die Liebesbeschwörung der Ritter (Pfalzgräfin Jutta), der geheimen Mittäterschaft des grausamen Priesters mit dem mexikanischen Sonnengott (Vitzliputzli) usw. eingesetzt. Das heitere Lachen des jüdischen Apollos ist dagegen als ein Zeichen der freigeistigen Unbefangenheit gegenüber jedweder Religion und heuchlerischer Moral zu bewerten (Der Apollogott), das unheimliche Lächeln des Köhlerkindes als die Verkündung der revolutionären, grauenhaften Zukunft (Carl I.), und das bittere Lachen des Dichters als Enttäuschung angesichts der doppelten Betrügerei des Königs mit Wort und Schweigen (Der Dichter Firdusi). Vom Lachen der ägyptischen Prinzessin und ihres Gefolges bis zum Grinsen des Priesters des mexikanischen Sonnengottes, nicht jedes Lachen ist so beschaffen, dass es auch die Leser ohne weiteres zum heiteren Mitlachen anregt. Die Komik jedes einzelnen Textes liegt an einer anderen Stelle als dort, wo gerade im Text Lachen erschallt. Die Komik liegt zum Beispiel in der Diskrepanz zwischen Inhalt und Form, zwischen Gesagtem und Gemeintem und auch dort, wo die Sphäre des Geistes und der Seele mit dem Alltäglichen, dem Körperlichen, dem Materiellen kollidiert und dadurch in Zweifel gebracht und ad absurdum geführt wird.