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Abstract
Zusammenfassung Unter den disparaten Deutungsansätzen, die für Kaufringers Märe Die Unschuldige Mörderin vorgeschlagen wurden, hat sich bislang die Lesart des Textes als Verhandlung juristischer Grundüberlegungen durchgesetzt. Der vorliegende Beitrag schlägt vor, den Text stattdessen aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, die die soziale Dimension des Erzählten fokussiert: Kaufringers Unschuldige Mörderin setzt die Frage nach responsiblem Handeln im Gefüge sozialer Abhängigkeiten narrativ um. Ausgehend von der ›Versuchsanordnung‹ eines sozialen Verstoßes, der eine öffentliche Verhandlung a priori ausschließt, tritt die Dysfunktionalität privater, (hierarchisch-)sozialer Verbindlichkeiten und Heteronomien hervor. Die Protagonistin sieht sich Figuren gegenüber, die sich eigenmächtig aus dem Netz gegenseitiger Verantwortung lösen und, getrieben vom Streben nach sozialer Superiorität, zu ihren Opponenten avancieren. Die Schieflage hierarchischen Opportunismus’ und feudalen Ausgeliefertseins findet in der Handlung eine mehrfach variierende Umsetzung, während Pro- und Epimythion dagegen in Form eines Korrektivs anarbeiten. Dort wird eine Welt vollkommener, mutualer Absicherung und trewe entworfen und das kontingente Geschehen göttlicher Verantwortung zugeschrieben sowie sinnhaft aufgeladen.
期刊介绍:
Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi) (“Journal for Literary Studies and Linguistics”) has been offering a programmatic bridge between German linguistics and German literary studies since 1971. All issues are published in alternate editions as topical issues of modern literary studies, medieval studies and linguistics, focusing on media and cultural studies and combining theoretical and historical approaches. The Labor (“Laboratory”) section contains research contributions in German or English language that are independent of the respective thematic issue and contribute to the transitional area between Germanic linguistics, German literary studies, and cultural studies.
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