{"title":"Intuition und Erkenntnis","authors":"Cyrill Mamin","doi":"10.30965/9783957437464","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Als Auftakt zur Ergründung des Intuitionsbegriffs und des epistemischen Status der Intuitionen sollen einige bedeutende Intuitionsverständnisse der Neuzeit dargestellt werden. Die Wahl fällt auf Descartes, Spinoza, Locke, Kant und Goethe. Diese Auswahl ergibt sich aus einem systematisch ausgerichteten Erkenntnisinteresse. Demzufolge werden Stationen dargestellt, die für ein heute adäquates Intuitionsverständnis und für eine Beantwortung der Frage nach dem Beitrag der Intuition zur Erkenntnis besonders relevant sind. Zudem finden sich interessante Bezüge zwischen den dargestellten Positionen. Eine genauere Begründung der Auswahl soll zugleich als Vorschau dienen: 1. Bei Descartes findet sich erstmals eine ausführliche Behandlung der Intuition als Erkenntnisgattung, die nicht an starke metaphysische Voraussetzungen gebunden ist. Durch die damit verbundene klare Fokussierung auf das epistemische Subjekt stehen bei Descartes Fragen im Zentrum, die für die zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Intuition von großer Relevanz sind; insbesondere die folgenden: Wie ist es, eine Intuition zu haben? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Intuition und Rechtfertigung bzw. Wissen, welcher zwischen Intuition und Schließen? 2. Spinoza und Locke greifen Cartesische Gedanken zur Intuition auf und erweitern oder modifizieren diese auf interessante Weise. Spinozas Intuitionskonzeption wird in Bezug auf die postulierte Möglichkeit des intuitiven Zugangs zu Wesensbegriffen wichtig. Mittels Intuition würde demnach der unmittelbare Zugang zum Wesen der Dinge ermöglicht; ein großes epistemologisches Versprechen, dessen Berechtigung zu prüfen sein wird. 3. Kants Bedeutung für jede ernsthafte Auseinandersetzung mit der Intuition und deren epistemischem Status darf nicht übersehen werden. Seine Skepsis in Bezug auf eine Intuition, die mehr wäre als empirische Anschauung lohnt sich aus mindestens zwei Gründen nachzuvollziehen: Einerseits lässt sich Kant folgend näher bestimmen, was eine genuine Intuition ausmachen würde und was sie leisten müsste. Andererseits wird Kants Verständnis der Imagination in Bezug auf das Verhältnis zwischen Intuition und mentalen Modellen erhellend sein. Um diesen neuen Weg 2 Intuition und Erkenntnis: Philosophische Positionen der Neuzeit","PeriodicalId":130095,"journal":{"name":"Intuition und Erkenntnis","volume":"137 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-01-27","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Intuition und Erkenntnis","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.30965/9783957437464","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Als Auftakt zur Ergründung des Intuitionsbegriffs und des epistemischen Status der Intuitionen sollen einige bedeutende Intuitionsverständnisse der Neuzeit dargestellt werden. Die Wahl fällt auf Descartes, Spinoza, Locke, Kant und Goethe. Diese Auswahl ergibt sich aus einem systematisch ausgerichteten Erkenntnisinteresse. Demzufolge werden Stationen dargestellt, die für ein heute adäquates Intuitionsverständnis und für eine Beantwortung der Frage nach dem Beitrag der Intuition zur Erkenntnis besonders relevant sind. Zudem finden sich interessante Bezüge zwischen den dargestellten Positionen. Eine genauere Begründung der Auswahl soll zugleich als Vorschau dienen: 1. Bei Descartes findet sich erstmals eine ausführliche Behandlung der Intuition als Erkenntnisgattung, die nicht an starke metaphysische Voraussetzungen gebunden ist. Durch die damit verbundene klare Fokussierung auf das epistemische Subjekt stehen bei Descartes Fragen im Zentrum, die für die zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Intuition von großer Relevanz sind; insbesondere die folgenden: Wie ist es, eine Intuition zu haben? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Intuition und Rechtfertigung bzw. Wissen, welcher zwischen Intuition und Schließen? 2. Spinoza und Locke greifen Cartesische Gedanken zur Intuition auf und erweitern oder modifizieren diese auf interessante Weise. Spinozas Intuitionskonzeption wird in Bezug auf die postulierte Möglichkeit des intuitiven Zugangs zu Wesensbegriffen wichtig. Mittels Intuition würde demnach der unmittelbare Zugang zum Wesen der Dinge ermöglicht; ein großes epistemologisches Versprechen, dessen Berechtigung zu prüfen sein wird. 3. Kants Bedeutung für jede ernsthafte Auseinandersetzung mit der Intuition und deren epistemischem Status darf nicht übersehen werden. Seine Skepsis in Bezug auf eine Intuition, die mehr wäre als empirische Anschauung lohnt sich aus mindestens zwei Gründen nachzuvollziehen: Einerseits lässt sich Kant folgend näher bestimmen, was eine genuine Intuition ausmachen würde und was sie leisten müsste. Andererseits wird Kants Verständnis der Imagination in Bezug auf das Verhältnis zwischen Intuition und mentalen Modellen erhellend sein. Um diesen neuen Weg 2 Intuition und Erkenntnis: Philosophische Positionen der Neuzeit