{"title":"Die Erfindung der Twelve-Inch der Homo Sapiens und Till Heilmanns Kommentar zur Priorität der Operationskette","authors":"Erhard Schüttpelz","doi":"10.1515/jbmp-2017-0014","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Till Heilmann schreibt: »Mit der Übertragung der Operationskette aus dem Kontext der französischen Technikanthropologie Leroi-Gourhans in die deutschsprachige Medienund Kulturwissenschaft ist es zu einer bemerkenswerten konzeptionellen Verschiebung gekommen. Aus einem allgemeinen Ausdruck zur Beschreibung des Verhaltens und Handelns von Lebewesen (einschließlich technischer Prozesse vom einfachen Handwerk bis hin zur maschinellen Automation von Handlungsabläufen), der beim homo sapiens die Vorgängigkeit sprachlicher Strukturen vor komplexen Operationsketten impliziert, ist eine Bezeichnung zur Rekonstruktion von sozialen und individuellen Praktiken geworden, aus welchen feste begriff liche oder technische Größen erst hervorgehen sollen. Wo Leroi-Gourhan von der Priorität eines bestimmten Mediums (eben der Sprache) vor jeder menschlichen Operationskette ausging, da nehmen Schüttpelz und Siegert – auf verschiedene Weisen und mit unterschiedlichen Interessen – eine Priorität der Operationsketten vor Medien bzw. Medienkonzepten an.«1 Diese Diagnose einer konzeptionellen Verschiebung trifft zu, und sollte die beschriebene Entwicklung in der deutschen Medienwissenschaft so stattgefunden haben, begrüße ich sie. In der Tat ging es mir 2006 im Aufsatz zur »medienanthropologischen Kehre«2 um eine Übertragung der »Operationskette« Leroi-Gourhans auf Fragestellungen der Medientheorie und des Begriffs der Kulturtechniken. Wie ich durch Till Heilmanns Kommentar bestätigt sehe, geschah dies nicht durch die historische Rekonstruktion3 einer Genealogie des","PeriodicalId":340540,"journal":{"name":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/jbmp-2017-0014","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Till Heilmann schreibt: »Mit der Übertragung der Operationskette aus dem Kontext der französischen Technikanthropologie Leroi-Gourhans in die deutschsprachige Medienund Kulturwissenschaft ist es zu einer bemerkenswerten konzeptionellen Verschiebung gekommen. Aus einem allgemeinen Ausdruck zur Beschreibung des Verhaltens und Handelns von Lebewesen (einschließlich technischer Prozesse vom einfachen Handwerk bis hin zur maschinellen Automation von Handlungsabläufen), der beim homo sapiens die Vorgängigkeit sprachlicher Strukturen vor komplexen Operationsketten impliziert, ist eine Bezeichnung zur Rekonstruktion von sozialen und individuellen Praktiken geworden, aus welchen feste begriff liche oder technische Größen erst hervorgehen sollen. Wo Leroi-Gourhan von der Priorität eines bestimmten Mediums (eben der Sprache) vor jeder menschlichen Operationskette ausging, da nehmen Schüttpelz und Siegert – auf verschiedene Weisen und mit unterschiedlichen Interessen – eine Priorität der Operationsketten vor Medien bzw. Medienkonzepten an.«1 Diese Diagnose einer konzeptionellen Verschiebung trifft zu, und sollte die beschriebene Entwicklung in der deutschen Medienwissenschaft so stattgefunden haben, begrüße ich sie. In der Tat ging es mir 2006 im Aufsatz zur »medienanthropologischen Kehre«2 um eine Übertragung der »Operationskette« Leroi-Gourhans auf Fragestellungen der Medientheorie und des Begriffs der Kulturtechniken. Wie ich durch Till Heilmanns Kommentar bestätigt sehe, geschah dies nicht durch die historische Rekonstruktion3 einer Genealogie des