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Abstract
Die Schoah und ihre Spätfolgen sind in Israel ebenso in der Gesellschaftsstruktur verwoben wie in Deutschland. Das Deutschsein von in Israel lebenden Juden – Jeckes – stellte im historischen Sinne einen Konflikt mit der israelischen Umwelt dar, da alles, was mit Deutschland zusammenhing, negativ belegt war. Im Zeitverlauf wandelte sich das Bild Deutschlands, und auch Jeckes reevaluierten ihr Deutschsein. Unterstützt von Soft-Diplomacy-Maßnahmen der Bundesrepublik wurde Deutschland interessant für Israelis aller Couleur, was sich auch in der Migration junger Israelis nach Deutschland und besonders nach Berlin widerspiegelt. Vor allem Berlin wurde von einem Ort des Traumas zu einem Ort der Sehnsucht. Das Berlin der Gegenwart hat in der Imagination vieler Israelis mehr mit den wilden 1920er Jahren und Avantgarde zu tun als mit der Schoah. Dennoch wurden die Schoah und ihre Spätfolgen in der Feldforschung mit israelischen Migranten immer wieder thematisiert, wenn auch mitunter kodiert und mit dem überraschten Eingeständnis, dass man damit nicht mehr gerechnet habe. Dieser Beitrag geht der Tradierung von Traumata und Jekkischkeit/Aschkenasiut über drei Generationen nach und skizziert den Bewusstwerdungsprozess von Israelis der dritten Generation in Berlin.