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Abstract
Das deutsche Entwicklungsministerium will Investitionen von Unternehmen in afrikanischen Ländern fördern. Zur Vermittlung diente der G20Investitionsgipfel in Berlin 2018. Der damit verbundene Entwicklungsinvestitionsfonds soll nicht nur als finanzielle Subvention für die Expansion des deutschen „Mittelstands“ dienen, sondern ist Teil des ”Compact with Africa” der G20, mit dem nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Wohlstand auf dem afrikanischen Kontinent ermöglicht werden sollen (IMF 2017). Dabei orientiert sich die Entwicklungspolitik bereits seit Ende des Zweiten Weltkrieges an der Idee nachholender Entwicklung1. Diese basiert auf der Überzeugung, dass dem westlichen Entwicklungsweg universale Gültigkeit zukomme und er auf die sogenannten Entwicklungsländer übertragbar sei. Danach lägen die afrikanischen Länder lediglich zeitversetzt in der Entwicklung zurück und müssen entsprechend aufholen. Inhaltlich umfasst diese Idee insbesondere wirtschaftliches Wachstum, durch welches eine „gesamtgesellschaftliche und landesdurchdringende infrastrukturelle Entfaltung“ (Scholz 2006: 101) ermöglicht werden soll. Seither wird das Konzept in verschiedener Form mit graduellen Änderungen immer wieder neu aufgelegt, jedoch ohne größeren Erfolg für die eigentlichen Adressaten von Hilfe, aber mit massiven, kontraproduktiven Folgewirkungen in sozialer, ökonomischer oder ökologischer Hinsicht (exemplarisch siehe Lambrecht/Brungs 2014). Auch die partielle Integration von Strategien wie Armutsbekämpfung, Grundbedürfnissicherung, Partizipation und nachhaltigem Umgang mit der Natur hat wenig an der destruktiven Wirkung einer Marktlogik geändert, die auf unendliches Wachstum ausgerichtet ist. Dabei verstellt die einseitige Vorstellung von Fortschritt den Blick auf die dem System immanenten, strukturellen Abhängigkeiten,