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Abstract
Der vorliegende Text widmet sich der Frage, wie sich in der psychoanalytischen Arbeit mit Kindern aus dem Autismus-Spektrum der richtige Abstand zum Patienten1 finden lässt. Wie hier nahegelegt wird, sind diese Kinder, ähnlich wie Borderline-Patienten, zwischen der Angst gefangen, von der Bezugsperson einerseits ins Leere gestoßen, und andererseits von ihr verschlungen zu werden. Dieses ›klaustro-agoraphobische Dilemma‹ (Rey, 1988 [1979]) soll hier untersucht werden – unter Einbeziehung von Faktoren, die sowohl der Betreuungsperson als auch den Phantasien des Kindes über die inneren Figuren dieser Bezugsperson zuzuordnen sind. Ebenso werden die Auswirkungen der erhöhten Sensibilität autistischer Kinder für den Gemütszustand anderer Menschen in Betracht gezogen. Die väterliche Funktion als Vermittlungsfunktion des Abstands zwischen Mutter und Kind wird in Bezug auf die ›Bisexualität des Containers‹ (Houzel, 2001) und die mentale Positionierung des Therapeuten als Elternpaar diskutiert, neben Überlegungen, wie sich dies auf die Formulierung von Deutungen auswirkt. Eine Fallvignette veranschaulicht, welch wichtige Rolle die individuelle Identität des Therapeuten mit seinen privaten Assoziationen dabei spielt, es dem Kind zu ermöglichen, sich gesehen zu fühlen, ohne dabei verschlungen zu werden, sowie Fähigkeiten aufzuzeigen, die sonst verborgen bleiben würden.