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Abstract
Organisation wird in psychodynamischen Konzepten als »Container« (vgl. Giernalczyk & Lohmer, 2012) betrachtet, der, neben der primären Aufgabe, dem Zweck des Bestehens, vor allem die Aufgabe hat, Ängste zu binden, aufzubewahren, zu halten, zu verdauen, zu »containen«, die bei der Erfüllung der primären Aufgabe und den damit verbundenen Risiken entstehen. Funktionale Strukturen wie Aufgaben, Ressourcen, Prozesse, Zeitgrenzen ermöglichen Containment, aber auch »weiche« Faktoren wie Anerkennung, Reflexionsräume, Führung, Kollegialität. Diese Containment-Funktion können viele Organisationen, die angesichts härter werdender Wettbewerbsbedingungen unter Rationalisierungsdruck geraten, immer weniger leisten, sodass die damit einhergehenden Ängste nicht mehr in ausreichendem Maß gebunden und umso mehr von den Gruppen und Individuen verwaltet werden müssen. Aus bioenergetisch-analytischer Sicht bedeutet das, dass das »Grounding« als Voraussetzung für emotionales Containment und »Erregungsabfluss« (vgl. Lowen, 1991, S. 170ff.) im Außen – in Form von stabilen Lebensbezügen, Zugehörigkeiten, Strukturen, sozialen Sicherheiten – brüchiger wird und daher im Innen gesucht werden muss. In Kombination mit schwierigen, kraftraubenden Arbeitsund Lebenssituationen, die uns zunehmend ermüden, halten die Dämme oft nicht: Angsterkrankungen, Burnout, Depressionen sind die bekannten Folgen. Dementsprechend begegnen uns in der Beratungspraxis immer mehr Menschen, die an chronischem Stress und Erschöpfung leiden und Möglichkeiten der Entlastung für die beruflichen, aber auch privaten Anforderungen suchen. Dies betrifft sowohl Einzelpersonen als auch Teams und Arbeitsgruppen, die unter steigender Arbeitsbelastung bei gleichzeitig knapper werdenden Ressourcen ihre Leistungen aufrechterhalten oder sogar noch steigern sollen.