{"title":"Präventionsgeschichte als Kulturgeschichte der Gesundheitspolitik","authors":"M. Lengwiler, J. Madarász","doi":"10.14361/transcript.9783839414545.11","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"1983, auf dem Hohepunkt des Kalten Krieges, auserte sich die britische Sozialanthropologin Mary Douglas in ironischer Zuspitzung zur Risikowahrnehmung der amerikanischen Bevolkerung: „What are Americans afraid of? – Nothing much really, except the food they eat, the water they drink, the air they breathe [...].“ (Douglas 1983: 10) In einer Zeit, die vom Wettrusten, einer schlechten Wirtschaftslage und horrenden Staatsdefiziten gepragt war, drehten sich die Alltagssorgen Amerikas nicht um die grosen politischen und wirtschaftlichen Krisen der Zeit, sondern um banale Ernahrungs- und Trinkgewohnheiten. Zweierlei ist bemerkenswert am Kommentar von Douglas. Er verweist einerseits auf die Alltaglichkeit moderner Risikovorstellungen und der damit verbundenen Praventionspraktiken. In der Tat haben gesundheitspolitische Popularisierungen und pathologisierende Formen der Zivilisationskritik \nin vielen westlichen Landern dazu gefuhrt, dass im 19. und 20. Jahrhundert uberlieferte Formen des Essens und Trinkens problematisiert, aufgebrochen und zum Gegenstand eines gesundheitsorientierten Praventionsdiskurses gemacht wurden.","PeriodicalId":360640,"journal":{"name":"Das präventive Selbst","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2010-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"11","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Das präventive Selbst","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/transcript.9783839414545.11","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
1983, auf dem Hohepunkt des Kalten Krieges, auserte sich die britische Sozialanthropologin Mary Douglas in ironischer Zuspitzung zur Risikowahrnehmung der amerikanischen Bevolkerung: „What are Americans afraid of? – Nothing much really, except the food they eat, the water they drink, the air they breathe [...].“ (Douglas 1983: 10) In einer Zeit, die vom Wettrusten, einer schlechten Wirtschaftslage und horrenden Staatsdefiziten gepragt war, drehten sich die Alltagssorgen Amerikas nicht um die grosen politischen und wirtschaftlichen Krisen der Zeit, sondern um banale Ernahrungs- und Trinkgewohnheiten. Zweierlei ist bemerkenswert am Kommentar von Douglas. Er verweist einerseits auf die Alltaglichkeit moderner Risikovorstellungen und der damit verbundenen Praventionspraktiken. In der Tat haben gesundheitspolitische Popularisierungen und pathologisierende Formen der Zivilisationskritik
in vielen westlichen Landern dazu gefuhrt, dass im 19. und 20. Jahrhundert uberlieferte Formen des Essens und Trinkens problematisiert, aufgebrochen und zum Gegenstand eines gesundheitsorientierten Praventionsdiskurses gemacht wurden.