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Abstract
Wir haben uns im Verlauf des zurückliegenden Teiles unserer Vorlesung auf die unterschiedlichen Aspekte und Ausprägungsformen der literarischen Avantgarden in Europa wie in Hispanoamerika konzentriert und sollten uns nun einigen Überlegungen zuwenden, welche sich aus unserer Arbeit an den Wegen aus der Avantgarde ergeben haben. Bereits der peruanische Theoretiker und Marxist José Carlos Mariátegui, mit dem wir uns im Rahmen unserer Vorlesung aus zeitgründen leider nicht auseinandersetzen konnten, hatte in seinen Siete ensayos de interpretación de la realidad peruana aus dem Jahre 1928 auf eine Reihe zeitgenössischer Entwicklungen rund um eine Gruppe junger Lyrikerinnen aufmerksam gemacht. Letztere lassen sich gewiss nicht unter den Begriff der historischen Avantgarden oder anderer avantgardistischer Strömungen subsumieren. Diese Dichterinnen oder „Poetisas“, so der peruanische Philosoph weiter, hätten einen neuen, frischen Ton insbesondere in die Lyrik Hispanoamerikas eingebracht und die Situation der Literaturen in Peru und weit darüber hinaus stark verändert. Es war nicht unsere Absicht, durch die Konzentration auf die historischen Avantgarden im spanischsprachigen Amerika in den Hintergrund zu drängen oder gar zu vergessen, dass es selbstverständlich auch andere Literaten und Literatinnen in der damaligen Literaturszene des Subkontinents gab. Zum Teil sind sie bis heute von großem Interesse und rückten gerade im Zusammenhang einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Wege von Schriftstellerinnen als weiblichen „Poetas“ oder „Poetisas“ in den Mittelpunkt öffentlicher Debatten. Im Folgenden möchte ich daher mein Hauptaugenmerk auf jene hispanoamerikanischen Lyrikerinnen richten1 und in diesem Zusammenhang drei höchst repräsentative Figuren herausgreifen, welche durchaus unterschiedliche Standpunkte im literarischen Feld der Literaturen Lateinamerikas markieren: Gabriela Mistral, Juana de Ibarbourou und Alfonsina Storni. Dabei ist das spezifische Interesse, das diesen drei Dichterinnen in den Amerikas wie in Europa entgegengebracht wird, sehr unterschiedlich beschaffen. Die Wege ihrer Rezeption beiderseits des Atlantiks sind nicht leicht miteinander