{"title":"The Murder of the Jews in German-Occupied Lithuania (1941–1944)","authors":"Yitzhak Arad","doi":"10.1163/9789401200905_013","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Autor behandelt die Chronologie, den Umfang und den Ablauf der Ermordung der Juden in Litauen unter deutscher Besatzung, wobei er sich insbesondere auf die Rolle litauischer Kollaborateure konzentriert.\nDie Vernichtung der litauischen Juden fand in drei Phasen statt. Bereits wahrend der ersten Phase (vom deutschen Einmarsch in Litauen am 22. Juni 1941 bis zum Dezember des selben Jahres) wurden rund 80 Prozent der mehr als 200 000 unter deutsche Besatzung geratenen Juden ermordet. Ein Teil von ihnen fiel schon in den ersten Tagen der Besatzung Pogromen zum Opfer, die in der Regel freiwillig von litauischen antisowjetischen Partisanen und anderen bewaffneten Gruppen durchgefuhrt wurden, ehe mit dem Eintreffen der Einsatzgruppen von Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst (SD) in der ersten Juliwoche 1941 die geplante, massenhafte Totung der litauischen Juden begann. Die deutschen Einsatzkrafte erhielten hierbei die volle Unterstutzung der kurzzeitig bestehenden provisorischen litauischen Regierung und der ihr unterstehenden Polizeieinheiten.\nUm den Jahreswechsel 1941/42 wurde die massenhafte Totung der Juden, die seit Mitte August auch Frauen, Kinder und alte Manner erfast hatte, vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an Zwangsarbeitskraften in der deutschen Kriegswirtschaft weitgehend ausgesetzt. Diese zweite, vergleichsweise „ruhige\" Phase endete im April 1943, als mit der Liquidierung der Ghettos in den litauischen Stadten und der Uberfuhrung der arbeitsfahigen judischen Bewohner in Konzentrationslager begonnen wurde. Vor dem Ruckzug der deutschen Truppen im Juli 1944 wurden auch diese Lager aufgelost und die verbliebenen Insassen umgebracht oder in andere Lager deportiert.\nDas insgesamt nicht einmal funf Prozent der sich zum Zeitpunkt des deutschen Einmarschs in Litauen aufhaltenden Juden uberlebten - eine der niedrigsten Raten in den besetzten Landern Europas -, wird erst angesichts der bereitwilligen Kollaboration groser Teile der einheimischen litauischen Bevolkerung mit den deutschen Einsatzkraften recht verstandlich.","PeriodicalId":174697,"journal":{"name":"The Vanished World of Lithuanian Jews","volume":"27 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2004-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"7","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"The Vanished World of Lithuanian Jews","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1163/9789401200905_013","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Autor behandelt die Chronologie, den Umfang und den Ablauf der Ermordung der Juden in Litauen unter deutscher Besatzung, wobei er sich insbesondere auf die Rolle litauischer Kollaborateure konzentriert.
Die Vernichtung der litauischen Juden fand in drei Phasen statt. Bereits wahrend der ersten Phase (vom deutschen Einmarsch in Litauen am 22. Juni 1941 bis zum Dezember des selben Jahres) wurden rund 80 Prozent der mehr als 200 000 unter deutsche Besatzung geratenen Juden ermordet. Ein Teil von ihnen fiel schon in den ersten Tagen der Besatzung Pogromen zum Opfer, die in der Regel freiwillig von litauischen antisowjetischen Partisanen und anderen bewaffneten Gruppen durchgefuhrt wurden, ehe mit dem Eintreffen der Einsatzgruppen von Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst (SD) in der ersten Juliwoche 1941 die geplante, massenhafte Totung der litauischen Juden begann. Die deutschen Einsatzkrafte erhielten hierbei die volle Unterstutzung der kurzzeitig bestehenden provisorischen litauischen Regierung und der ihr unterstehenden Polizeieinheiten.
Um den Jahreswechsel 1941/42 wurde die massenhafte Totung der Juden, die seit Mitte August auch Frauen, Kinder und alte Manner erfast hatte, vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an Zwangsarbeitskraften in der deutschen Kriegswirtschaft weitgehend ausgesetzt. Diese zweite, vergleichsweise „ruhige" Phase endete im April 1943, als mit der Liquidierung der Ghettos in den litauischen Stadten und der Uberfuhrung der arbeitsfahigen judischen Bewohner in Konzentrationslager begonnen wurde. Vor dem Ruckzug der deutschen Truppen im Juli 1944 wurden auch diese Lager aufgelost und die verbliebenen Insassen umgebracht oder in andere Lager deportiert.
Das insgesamt nicht einmal funf Prozent der sich zum Zeitpunkt des deutschen Einmarschs in Litauen aufhaltenden Juden uberlebten - eine der niedrigsten Raten in den besetzten Landern Europas -, wird erst angesichts der bereitwilligen Kollaboration groser Teile der einheimischen litauischen Bevolkerung mit den deutschen Einsatzkraften recht verstandlich.