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Abstract
Der Autor vertritt die Auffassung, dass die Konsequenzen, die aus Freuds Entdeckung eines Jenseits des Lustprinzips in der psychoanalytischen Strukturtheorie, vor allem aber in der Behandlungstechnik noch nicht vollständig gezogen wurden. Bezüglich der Struktur des Unbewussten schlägt der Autor vor, vom symbolischen Unbewussten diesseits des Lustprinzips das körperliche Unbewusste zu unterscheiden, bei dem jenseits symbolischer Strukturen traumatische Einschreibungen das Körperselbst desorganisieren. Mit dem Begriff des verkapselten Körperengramms wird der dynamische Aufbau des körperlichen Unbewussten beschrieben. Prozesse der Desorganisation, Petrifizierung, Wahrnehmungsabwehr und sekundären Selbststimulation werden herausgearbeitet. Der Autor schlägt eine Methode vor, diesen Einschreibungen im analytischen Prozess zu begegnen. Die Methode der somatischen Narration untersucht systematisch Körperempfindungen der Analysandin, kehrt die Abwehrprozesse des Engramms um und ermöglicht eine Reorganisation des Körperselbst, das nun wieder Anschluss an symbolische Strukturen finden kann. Hierzu ist eine aktivere analytische Haltung erforderlich, die auf die Abwehrprozesse reagiert, mit denen das Subjekt die Vernichtungsdrohung abwehrt, der es in der traumatischen Einschreibung ausgesetzt war. Eine klinische Vignette illustriert die Arbeitsweise. Die behandlungstechnische Kontroverse mit der herkömmlichen Behandlungstechnik wird herausgearbeitet.