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Abstract
Ps 90 stellt als einer von wenigen Texten in der Hebräischen Bibel in expliziter Weise das Zeitthema in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Das Thema wird ausgespannt zwischen der Zeitdimensionen Gottes und der Menschen (zur Arbeitsübersetzung siehe X Anhang). Die Sprechstimme ist ein lyrisches Wir, das durchgehend im Psalm vorhanden ist und nur in jener Passage in den Hintergrund tritt, in der von der Zeitlosigkeit Gottes im Vergleich zur Vergänglichkeit des menschlichen Lebens im Allgemeinen die Rede ist (V2–6). Das lyrische Wir, das auch die Gottheit mittels direkter Rede zuWort kommen lässt (3b), zeigt sich demgemäß sowohl als »involviertes als auch distanziertes Subjekt. Dabei verläuft die Entwicklung ab Vers 2 von der Distanz hin zur intensiven Betroffenheit, die in der Bezeichnung Knechte, 13c und 16a, in ihrer Beziehung zu Gott explizit zum Ausdruck kommt.« Textinterne AdressatInnen sind die Gottheit Israels, die in 1b mit Adonaj und in V13 mit JHWH direkt angesprochen wird, sowie die Menschenkinder, die Gott selbst in 3b zur Rückkehr auffordert.