K. Kaiser, S. Lorenz, S. Germer, O. Juschus, Mathias Küster, J. Libra, O. Bens, R. Hüttl
{"title":"Late Quaternary evolution of rivers, lakes and peatlands in northeast Germany reflecting past climatic and human impact – an overview","authors":"K. Kaiser, S. Lorenz, S. Germer, O. Juschus, Mathias Küster, J. Libra, O. Bens, R. Hüttl","doi":"10.3285/EG.61.2.01","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Kenntnis der regionalen Palaohydrologie ist eine wesentliche Grundlage fur das Verstandnis aktueller Umweltfragen, wie zum Beispiel nach den Grunden von hydrologischen Veranderungen, dem Einfluss von Landnutzungsstrategien und der Wirksamkeit von Renaturierungsvorhaben in Feuchtgebieten. Auch die Interpretation von Modellierungsergebnissen zu den kunftigen Einflussen des Klima- und Landnutzungswandels auf das Gewassersystem kann durch die Einbeziehung (pra-) historischer Analogien verbessert werden. Fur das glazial gepragte nordostdeutsche Tiefland wurde eine Ubersicht der vorliegenden palaohydrologischen Befunde fur den Zeitraum der letzten etwa 20.000 Jahre erarbeitet. Die Entwicklung der Flusse wurde mit Blick auf die Tal-/Auengenese und das Ablagerungsmilieu, die Veranderung des Tal- und Gerinneverlaufs sowie den Palaoabfluss bzw. das Palaohochwasser betrachtet. Wesentliche genetische Unterschiede bestehen zwischen Alt- (Elster- und Saalekaltzeit) und Jungmoranengebieten (Weichselkaltzeit) sowie zwischen hoch und tief gelegenen Talern. Letztere sind stark durch Wasserspiegelveranderungen in der Nord- und Ostsee beeinflusst worden. Die Entwicklung der Seen wurde hinsichtlich der Seebildung, die uberwiegend eine Folge der spatpleistozanen bis fruhholozanen Toteistieftau-Dynamik ist, und der Veranderungen im Ablagerungsmilieu analysiert. Weiterhin standen Seespiegelveranderungen im Fokus, wobei sich hoch variable lokale Befunde mit einigen Ubereinstimmungen zeigten. Der Uberblick zur Moorentwicklung konzentrierte sich auf hydrogenetische Moorentwicklungsphasen und auf die langfristige Entwicklung des Grundwasserspiegels. Enge Beziehungen zwischen der Entwicklung der Flusse, Seen und Moore bestanden insbesondere im Spatholozan durch komplexe Vermoorungsprozesse in den grosen Flusstalern. Bis in das Spatholozan wurde die regionale Hydrologie uberwiegend durch klimatische, geomorphologische und nicht-anthropogene biologische Faktoren gesteuert. Seit dem Spatmittelalter wurde in der Region das Gewassernetz und der Wasserkreislauf im starken Mas durch anthropogene Interventionen beeinflusst (z.B. Aufstau von Flussen und Seen, Bau von Kanalen und Deichen, Moorkultivierung). In den letzten etwa 50 Jahren haben dann sogar die kurzfristigen anthropogenen Eingriffe, z.B. in Form von Abflussregulierung, Hydromelioration und kunstlicher Seebildung, die Wirksamkeit langfristiger klimatischer und geomorphologischer Prozesse ubertroffen.","PeriodicalId":227489,"journal":{"name":"EG Quaternary Science Journal","volume":"16 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2012-07-05","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"83","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"EG Quaternary Science Journal","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3285/EG.61.2.01","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die Kenntnis der regionalen Palaohydrologie ist eine wesentliche Grundlage fur das Verstandnis aktueller Umweltfragen, wie zum Beispiel nach den Grunden von hydrologischen Veranderungen, dem Einfluss von Landnutzungsstrategien und der Wirksamkeit von Renaturierungsvorhaben in Feuchtgebieten. Auch die Interpretation von Modellierungsergebnissen zu den kunftigen Einflussen des Klima- und Landnutzungswandels auf das Gewassersystem kann durch die Einbeziehung (pra-) historischer Analogien verbessert werden. Fur das glazial gepragte nordostdeutsche Tiefland wurde eine Ubersicht der vorliegenden palaohydrologischen Befunde fur den Zeitraum der letzten etwa 20.000 Jahre erarbeitet. Die Entwicklung der Flusse wurde mit Blick auf die Tal-/Auengenese und das Ablagerungsmilieu, die Veranderung des Tal- und Gerinneverlaufs sowie den Palaoabfluss bzw. das Palaohochwasser betrachtet. Wesentliche genetische Unterschiede bestehen zwischen Alt- (Elster- und Saalekaltzeit) und Jungmoranengebieten (Weichselkaltzeit) sowie zwischen hoch und tief gelegenen Talern. Letztere sind stark durch Wasserspiegelveranderungen in der Nord- und Ostsee beeinflusst worden. Die Entwicklung der Seen wurde hinsichtlich der Seebildung, die uberwiegend eine Folge der spatpleistozanen bis fruhholozanen Toteistieftau-Dynamik ist, und der Veranderungen im Ablagerungsmilieu analysiert. Weiterhin standen Seespiegelveranderungen im Fokus, wobei sich hoch variable lokale Befunde mit einigen Ubereinstimmungen zeigten. Der Uberblick zur Moorentwicklung konzentrierte sich auf hydrogenetische Moorentwicklungsphasen und auf die langfristige Entwicklung des Grundwasserspiegels. Enge Beziehungen zwischen der Entwicklung der Flusse, Seen und Moore bestanden insbesondere im Spatholozan durch komplexe Vermoorungsprozesse in den grosen Flusstalern. Bis in das Spatholozan wurde die regionale Hydrologie uberwiegend durch klimatische, geomorphologische und nicht-anthropogene biologische Faktoren gesteuert. Seit dem Spatmittelalter wurde in der Region das Gewassernetz und der Wasserkreislauf im starken Mas durch anthropogene Interventionen beeinflusst (z.B. Aufstau von Flussen und Seen, Bau von Kanalen und Deichen, Moorkultivierung). In den letzten etwa 50 Jahren haben dann sogar die kurzfristigen anthropogenen Eingriffe, z.B. in Form von Abflussregulierung, Hydromelioration und kunstlicher Seebildung, die Wirksamkeit langfristiger klimatischer und geomorphologischer Prozesse ubertroffen.