Moränen versus Till: Empfehlungen für die Beschreibung, Interpretation und Klassifikation glazialer Landformen und Sedimente

Sven Lukas, Henrik Rother
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Glaziale Sedimente sollten zunachst ausschlieslich aufgrund ihrer lithofaziellen Eigenschaften und unter Nutzung strikt lithologischer Begriffe (wie Diamikton, schraggeschichtete Sande, laminierte Schluffe etc.) beschrieben werden. Erst im nachsten Schritt, und nach eingehender Untersuchung, sollten genetische Begriffe (wie Till, Schmelzwassersande, glaziolimnische1 Warvensedimente etc.) zur Interpretation der zuvor beschriebenen Einheiten genutzt werden. Die empfohlene Trennung glazialgeomorphologischer und -sedimentarer Begriffe ist bis heute im deutschsprachigen Raum nicht immer gewahrleistet. Dies betrifft v.a. den Begriff der ‚Morane‘, der einerseits als sedimentare Sammelbezeichnung fur glaziale Ablagerungen verschiedenster Herkunft dient (z.B. ,Moranenmaterial‘), anderseits aber auch den durch den Gletscher aktuell transportierten Gesteinsschutt beschreibt (z.B. ‚Obermorane‘). Desweiteren wird der Moranenbegriff gleichermasen sowohl fur die Ansprache glazialer Landformen (z.B. Endmorane) als auch fur die Beschreibung von Eigenschaften des Geschiebespektrums genutzt (z.B. Lokalmorane). Diese Praxis fuhrt nicht nur bei Einsteigern zu Verwirrungen, sondern erschwert auch die Verstandigung unter Fachleuten, da diese multifunktionale Nutzung des Moranenbegriffs international seit geraumer Zeit nicht mehr ublich ist. Weitere terminologische Probleme ergeben sich aus den voneinander abweichenden Nomenklaturansatzen, die innerhalb der verschiedenen deutschsprachigen Staaten im Gebrauch sind, sowie der Praxis, dass z.B. in Deutschland quartargeologische Aufnahmen in den Aufgabenbereich der einzelnen Bundeslander fallen und damit eigene begriffliche Traditionen fortbestehen.\n Der vorliegende Artikel hat das Ziel, einen systematischen Uberblick uber die Genese glazialer Sedimente zu liefern und Empfehlungen fur die zukunftige Beschreibung, Benennung und Interpretation solcher Sedimente in der deutschsprachigen Literatur zu liefern, die den internationalen Definitionen entsprechen. Der Begriff ‚Morane‘, einschlieslich der Variante ‚Grundmorane‘, sollte fortan lediglich fur die Einordnung glazialer Landformen bzw. Landformenvergesellschaftungen verwendet werden, jedoch nicht fur die Ansprache glazialer Sedimente. Letztere sollten kunftig erst nach genauerer lithologischer Beschreibung und nach den hier definierten diagnostischen Kriterien benannt und geogenetisch interpretiert werden. Die in diesem Artikel prasentierte Zusammenstellung der wichtigsten Kriterien fur eine sichere Unterscheidung diverser glazialer Diamikte richtet sich nach dem aktuellen internationalen Forschungsstand. Danach wird ein primarer Till als ein ausschlieslich subglaziales und durch direkte Ablagerung vom Eis gebildetes Sediment definiert. Ein solcher in der ‚Traktionszone‘ eines basal gleitenden Gletschers entstandener Till wird als ‚subglazialer Traktionstill‘ (engl. subglacial traction till) bezeichnet. Traktionstills sind von gletscheruberfahrenen pra-existenten Sedimenten (z.B. deformierte Schmelzwassersande) zu unterschieden, welche kunftig als ‚Glaziotektonit‘ (engl. glaciotectonite) angesprochen werden sollten und nicht zu den primaren Tills sensu stricto gerechnet werden. Eine Weiterverwendung der alteren, stark prozessspezifisch gepragten Till-Begriffe wie Lodgement till und Deformation till ist nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr sinnvoll, da zwischen beiden Tilltypen in der Realitat ein genetisches Prozesskontinuum besteht und keine gesicherten diagnostischen Kriterien fur eine zuverlassige Einzelansprache im Gelande vorliegen.\n Andere diamiktische Sedimente, die haufig in glazialen Ablagerungsraumen auftreten und meist supra- bzw. proglazialer Herkunft sind, sollten nicht als Till, sondern nach dem jeweils dominanten Ablagerungsprozess benannt werden (z.B. Schlammstrom(-ablagerung), debris flow (deposit); Abtropfdiamikt, dropstone diamict). Unter Anwendung dieser Kriterien stellen die Autoren fest, dass subglazial gebildeter Till weit weniger verbreitet ist als bislang angenommen. Vor allem glaziale Landformen wie Endmoranen enthalten bei genauer Betrachtung nur selten grosere Anteile primarer glaziale Sedimente (Till). Stattdessen setzen sie sich zumeist aus einer Vielzahl verschiedenartiger und deformierter Sedimente zusammen, die im ehemaligen Gletschervorfeld abgelagert und im Zuge eines Vorstoses zusammengestaucht wurden.","PeriodicalId":227489,"journal":{"name":"EG Quaternary Science Journal","volume":"65 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2016-09-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"6","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"EG Quaternary Science Journal","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3285/EG.65.2.01","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract

Abstract. Die glazialgeomorphologische und -sedimentologische Terminologie hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten international eine starke Weiterentwicklung erfahren und die Nutzung der Begrifflichkeiten folgt seit geraumer Zeit einheitlichen Richtlinien. Grundsatzlich ist bei der Aufnahme glazialer Ablagerungen auf eine saubere Trennung zwischen Beschreibung und Interpretation zu achten, insbesondere sollten geomorphologische Begrifflichkeiten stets klar von sedimentaren Prozessen und den sedimentaren Produkten unterschieden werden, um eine terminologisch-interpretative Vermengung von Form (Landform) und Inhalt (Sediment) zu vermeiden. Glaziale Sedimente sollten zunachst ausschlieslich aufgrund ihrer lithofaziellen Eigenschaften und unter Nutzung strikt lithologischer Begriffe (wie Diamikton, schraggeschichtete Sande, laminierte Schluffe etc.) beschrieben werden. Erst im nachsten Schritt, und nach eingehender Untersuchung, sollten genetische Begriffe (wie Till, Schmelzwassersande, glaziolimnische1 Warvensedimente etc.) zur Interpretation der zuvor beschriebenen Einheiten genutzt werden. Die empfohlene Trennung glazialgeomorphologischer und -sedimentarer Begriffe ist bis heute im deutschsprachigen Raum nicht immer gewahrleistet. Dies betrifft v.a. den Begriff der ‚Morane‘, der einerseits als sedimentare Sammelbezeichnung fur glaziale Ablagerungen verschiedenster Herkunft dient (z.B. ,Moranenmaterial‘), anderseits aber auch den durch den Gletscher aktuell transportierten Gesteinsschutt beschreibt (z.B. ‚Obermorane‘). Desweiteren wird der Moranenbegriff gleichermasen sowohl fur die Ansprache glazialer Landformen (z.B. Endmorane) als auch fur die Beschreibung von Eigenschaften des Geschiebespektrums genutzt (z.B. Lokalmorane). Diese Praxis fuhrt nicht nur bei Einsteigern zu Verwirrungen, sondern erschwert auch die Verstandigung unter Fachleuten, da diese multifunktionale Nutzung des Moranenbegriffs international seit geraumer Zeit nicht mehr ublich ist. Weitere terminologische Probleme ergeben sich aus den voneinander abweichenden Nomenklaturansatzen, die innerhalb der verschiedenen deutschsprachigen Staaten im Gebrauch sind, sowie der Praxis, dass z.B. in Deutschland quartargeologische Aufnahmen in den Aufgabenbereich der einzelnen Bundeslander fallen und damit eigene begriffliche Traditionen fortbestehen. Der vorliegende Artikel hat das Ziel, einen systematischen Uberblick uber die Genese glazialer Sedimente zu liefern und Empfehlungen fur die zukunftige Beschreibung, Benennung und Interpretation solcher Sedimente in der deutschsprachigen Literatur zu liefern, die den internationalen Definitionen entsprechen. Der Begriff ‚Morane‘, einschlieslich der Variante ‚Grundmorane‘, sollte fortan lediglich fur die Einordnung glazialer Landformen bzw. Landformenvergesellschaftungen verwendet werden, jedoch nicht fur die Ansprache glazialer Sedimente. Letztere sollten kunftig erst nach genauerer lithologischer Beschreibung und nach den hier definierten diagnostischen Kriterien benannt und geogenetisch interpretiert werden. Die in diesem Artikel prasentierte Zusammenstellung der wichtigsten Kriterien fur eine sichere Unterscheidung diverser glazialer Diamikte richtet sich nach dem aktuellen internationalen Forschungsstand. Danach wird ein primarer Till als ein ausschlieslich subglaziales und durch direkte Ablagerung vom Eis gebildetes Sediment definiert. Ein solcher in der ‚Traktionszone‘ eines basal gleitenden Gletschers entstandener Till wird als ‚subglazialer Traktionstill‘ (engl. subglacial traction till) bezeichnet. Traktionstills sind von gletscheruberfahrenen pra-existenten Sedimenten (z.B. deformierte Schmelzwassersande) zu unterschieden, welche kunftig als ‚Glaziotektonit‘ (engl. glaciotectonite) angesprochen werden sollten und nicht zu den primaren Tills sensu stricto gerechnet werden. Eine Weiterverwendung der alteren, stark prozessspezifisch gepragten Till-Begriffe wie Lodgement till und Deformation till ist nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr sinnvoll, da zwischen beiden Tilltypen in der Realitat ein genetisches Prozesskontinuum besteht und keine gesicherten diagnostischen Kriterien fur eine zuverlassige Einzelansprache im Gelande vorliegen. Andere diamiktische Sedimente, die haufig in glazialen Ablagerungsraumen auftreten und meist supra- bzw. proglazialer Herkunft sind, sollten nicht als Till, sondern nach dem jeweils dominanten Ablagerungsprozess benannt werden (z.B. Schlammstrom(-ablagerung), debris flow (deposit); Abtropfdiamikt, dropstone diamict). Unter Anwendung dieser Kriterien stellen die Autoren fest, dass subglazial gebildeter Till weit weniger verbreitet ist als bislang angenommen. Vor allem glaziale Landformen wie Endmoranen enthalten bei genauer Betrachtung nur selten grosere Anteile primarer glaziale Sedimente (Till). Stattdessen setzen sie sich zumeist aus einer Vielzahl verschiedenartiger und deformierter Sedimente zusammen, die im ehemaligen Gletschervorfeld abgelagert und im Zuge eines Vorstoses zusammengestaucht wurden.
morars之对:关于描述,解释并分类剑兰梯田及其沉淀物的建议
Abstract .过去20年来,剑色地质形态和沉淀物形态的形态形态,得到了国际上的重大发展,并有相当时间遵循一致的标准。Grundsatzlich是录音时glazialer舌上一条干净的描述和阐释的分离的尊重,特别是不断提醒geomorphologische观点看清楚sedimentaren进程和sedimentaren产品差异以terminologisch-interpretative Vermengung的形式(Landform)和内容(避免沉积物).法齐的领地可以通过使用白纸放任法的领地(如Diamikton、sch拉懒派Sande和拉皮峡谷等),自由放任法的领地可以自由放任。经过深入的研究,最后一个步骤是仔细研究之后,来自基因的概念,例如:提尔、熔岩金沙、冰雪膨胀物等。现代德语区还未有这麽多人散布没有洒盐的地质形态和沉淀物。21:27 v.a.”两字‚Morane’,一方面作为sedimentare Sammelbezeichnung为glaziale舌塞内加尔的来源(比如用来. Moranenmaterial’),但另一方面,也通过冰川目前的Gesteinsschutt描述(比如.‚Obermorane) . "此外,它还用类似摩尔门星云的一词来描述英格兰的地形和描述弧线的特征(比如地方莫兰)。这种做法导致人的混乱,但也令专家难以理解,因为这个摩拉农派的多重功能在国际上早已不复存在。进一步terminologische问题并从的异同Nomenklaturansatzen不同德语区国家内部在使用统计数字以及实践中,例如在德国quartargeologische录像职能范围个别Bundeslander了自己的传统概念持续.本文旨在全面回顾冰层的起源,并为符合国际定义的德语文献提供合适的描述、名称和解释。词‚Morane”变体einschlieslich‚Grundmorane”,一来从今以后只会如何评价glazialer Landformen / . Landformenvergesellschaftungen,但不是为了用于演讲glazialer被.偶像巨星巨星巨星巨星巨星巨星巨星巨星巨星巨星巨星本文综述了几种决裂各国宝藏安全鉴别的主要标准,这一汇编将依据目前的国际研究成果进行。之后,有人定义一位初级土匪“底比尔”,是指倾弃冰层形成的沉积物,是轻度灼伤的。这一在‚Traktionszone’的basal gleitenden Gletschers entstandener蒂尔被‚subglazialer Traktionstill”(火鸡.南科幻追踪Traktionstills是从gletscheruberfahrenen pra-existenten沉积物(比如给Schmelzwassersande)差异有kunftig‚Glaziotektonit”(火鸡.成员应该被帮助而不是在初级会中把握良多一个alteren Weiterverwendung史塔克prozessspezifisch gepragten Till-Begriffe Lodgement蒂尔和有明蒂尔?研究人员不再是有用的,因为是基因Prozesskontinuum Tilltypen分歧的范畴之间并没有流失的诊断标准为zuverlassige Einzelansprache在Gelande表示支持.有些粉色羊皮质浮积,通常以优质羊皮质沉淀制成,优质羊皮质沉淀,也以优质羊皮质沉淀为核心。肥胖症利用这些条件,作者发现低水平的提尔远没有之前认为的广泛。此外,上堡的沙泥,例如安达拉等冰上的土地,很少在小学留下比这大得多的土地。 相反,它们是由大量不同形状的沉淀物构成的,这些沉淀物从前是冰川边缘的,在多年前被形成的。
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