{"title":"Magisch-realistisch und Märchen? Deutsch-jüdische Alltagsmärchen als Genresymbiose","authors":"Theresia Dingelmaier","doi":"10.14220/9783737012140.221","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Mit diesen Worten beschrieb die Kölnische Zeitung zu Beginn des 20. Jahrhunderts die 1906 erschienene Sammlung Die Geschichten des Rabbi Nachman des jüdischen Philosophen und Impulsgebers der Jüdischen Renaissance, Martin Buber. Die von diesem gesammelten und zusammenmit seiner Frau Paula Buber neuerzählten Geschichten wurden von ihm und der jüdischen Öffentlichkeit als erste jüdische Volksmärchensammlung einerseits und Erweckungserlebnis zu einem neuen jüdischen Dasein andererseits verstanden. Die Gattung des (deutschsprachigen jüdischen) Märchens und die Jüdische Renaissance waren somit von Beginn an eng miteinander verflochten. Im Folgenden soll nun eine Art genrebzw. gattungsübergreifende Versuchsanordnung erfolgen. Es wird untersucht, ob bzw. auf welche Weise diese bei Buber begonnene Verbindung von Märchen und Jüdischer Renaissance in ihrer Fortführung und zunehmenden Modernisierung im jüdischen Kindermärchen in den 1920er Jahren eine dezidiert magisch-realistische Ausformung erhielt und damit auch, inwiefern im jüdischen Märchen eine neue und bisher nicht beachtete Form des Magischen Realismus der Zwischenkriegsjahre anzutreffen ist. Magisch-realistische Literatur zeigt, nach den einschlägigen Studien Michael Scheffels, die »Einbindung eines ›Geheimnisses‹ in die erzählte Welt«. Er versucht – darauf wies bereits 1923 der österreichische Schriftsteller Franz Spunda","PeriodicalId":397004,"journal":{"name":"Formen des Magischen Realismus und der Jüdischen Renaissance","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-10-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Formen des Magischen Realismus und der Jüdischen Renaissance","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14220/9783737012140.221","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Mit diesen Worten beschrieb die Kölnische Zeitung zu Beginn des 20. Jahrhunderts die 1906 erschienene Sammlung Die Geschichten des Rabbi Nachman des jüdischen Philosophen und Impulsgebers der Jüdischen Renaissance, Martin Buber. Die von diesem gesammelten und zusammenmit seiner Frau Paula Buber neuerzählten Geschichten wurden von ihm und der jüdischen Öffentlichkeit als erste jüdische Volksmärchensammlung einerseits und Erweckungserlebnis zu einem neuen jüdischen Dasein andererseits verstanden. Die Gattung des (deutschsprachigen jüdischen) Märchens und die Jüdische Renaissance waren somit von Beginn an eng miteinander verflochten. Im Folgenden soll nun eine Art genrebzw. gattungsübergreifende Versuchsanordnung erfolgen. Es wird untersucht, ob bzw. auf welche Weise diese bei Buber begonnene Verbindung von Märchen und Jüdischer Renaissance in ihrer Fortführung und zunehmenden Modernisierung im jüdischen Kindermärchen in den 1920er Jahren eine dezidiert magisch-realistische Ausformung erhielt und damit auch, inwiefern im jüdischen Märchen eine neue und bisher nicht beachtete Form des Magischen Realismus der Zwischenkriegsjahre anzutreffen ist. Magisch-realistische Literatur zeigt, nach den einschlägigen Studien Michael Scheffels, die »Einbindung eines ›Geheimnisses‹ in die erzählte Welt«. Er versucht – darauf wies bereits 1923 der österreichische Schriftsteller Franz Spunda