{"title":"Erwägungen zur Korrelation mittelpleistozäner Relikte des Rheingletschers mit der Nordschweizer Stratigraphie","authors":"Keller Oskar","doi":"10.3285/EG.63.1.02","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Abstract. Fur die Nordschweiz wird in Preusser, Graf, Keller, Krayss & Schluchter (2011) dargelegt, dass vor den bekannten Glazialen Wurm = Birrfeld und Riss = Beringen zwei (eventuell drei) weitere mittelpleistozane Glaziale einzuschieben sind: Habsburg und Mohlin. In dieser Arbeit werden an ausgewahlten Schlusselstellen in Suddeutschland litho- und morphostratigraphische Befunde ausgewertet, die es ermoglichen diese zwei neu eingefuhrten Glaziale auch auf den Rheingletscher zu ubertragen.\n Dem Zeitraum der Deckenschotter-Eiszeiten schliesst sich die Periode der MPR (Mittelpleistozane Reorganisation) mit einer markanten fluvialen Ausraumung des Bodenseegebiets an. Es wird gezeigt, dass die Gletscher der nachfolgenden mittelpleistozanen Becken-Eiszeiten das ubertiefte Bodenseebecken ausschurften. Die alteste dieser Eiszeiten wird als Grostes Rheinisches Glazial (GRG) = Mohlin bezeichnet und entspricht dem von Ellwanger (2003) eingefuhrten Hosskirch. Ihm konnen im nordlichen Rheingletschergebiet alle ausersten glaziaren Bildungen zugewiesen werden. Im Nordwesten wurden diese fruher als risszeitlich interpretiert, im Nordosten hingegen als mindelzeitlich. Das GRG ist nachweisbar alter als Riss, aber junger als die Jungeren Deckenschotter. Mindel im Nordosten des Rheingletschers wurde daher zur Becken-Eiszeit.\n Das Habsburg-Glazial erreichte in der Nordschweiz ungefahr Ausmase wie Wurm. Im Rheingletschergebiet konnten in der entsprechenden Bandbreite, aber auch ausserhalb Zeugen und/oder Indizien gefunden werden, die dieses Glazial wahrscheinlich machen. Bisher ist diese eiszeitliche Grosvergletscherung im nordlichen Rheingletschergebiet nicht erkannt worden, weil ihre Hinterlassenschaften von den nachfolgenden Glazialen Riss und Wurm grosenteils zerstort wurden.\n Fur die chronostratigraphische Einordnung des Grosten Rheinischen Glazials GRG sowie des Habsburg-Glazials konnen zwischengeschaltete Interglaziale als Zeitmarken beigezogen werden: IG Unterpfauzenwald – GRG – IG Holstein – Habsburg – IG Meikirch – Riss – IG Eem. Demgemass ergibt sich folgende zeitliche Ordnung fur die Glaziale: GRG +350 ka BP (MIS 10), Habsburg +250 ka BP (MIS 8), Riss +150 ka BP (MIS 6).","PeriodicalId":227489,"journal":{"name":"EG Quaternary Science Journal","volume":"50 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2014-06-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"EG Quaternary Science Journal","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3285/EG.63.1.02","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Abstract. Fur die Nordschweiz wird in Preusser, Graf, Keller, Krayss & Schluchter (2011) dargelegt, dass vor den bekannten Glazialen Wurm = Birrfeld und Riss = Beringen zwei (eventuell drei) weitere mittelpleistozane Glaziale einzuschieben sind: Habsburg und Mohlin. In dieser Arbeit werden an ausgewahlten Schlusselstellen in Suddeutschland litho- und morphostratigraphische Befunde ausgewertet, die es ermoglichen diese zwei neu eingefuhrten Glaziale auch auf den Rheingletscher zu ubertragen.
Dem Zeitraum der Deckenschotter-Eiszeiten schliesst sich die Periode der MPR (Mittelpleistozane Reorganisation) mit einer markanten fluvialen Ausraumung des Bodenseegebiets an. Es wird gezeigt, dass die Gletscher der nachfolgenden mittelpleistozanen Becken-Eiszeiten das ubertiefte Bodenseebecken ausschurften. Die alteste dieser Eiszeiten wird als Grostes Rheinisches Glazial (GRG) = Mohlin bezeichnet und entspricht dem von Ellwanger (2003) eingefuhrten Hosskirch. Ihm konnen im nordlichen Rheingletschergebiet alle ausersten glaziaren Bildungen zugewiesen werden. Im Nordwesten wurden diese fruher als risszeitlich interpretiert, im Nordosten hingegen als mindelzeitlich. Das GRG ist nachweisbar alter als Riss, aber junger als die Jungeren Deckenschotter. Mindel im Nordosten des Rheingletschers wurde daher zur Becken-Eiszeit.
Das Habsburg-Glazial erreichte in der Nordschweiz ungefahr Ausmase wie Wurm. Im Rheingletschergebiet konnten in der entsprechenden Bandbreite, aber auch ausserhalb Zeugen und/oder Indizien gefunden werden, die dieses Glazial wahrscheinlich machen. Bisher ist diese eiszeitliche Grosvergletscherung im nordlichen Rheingletschergebiet nicht erkannt worden, weil ihre Hinterlassenschaften von den nachfolgenden Glazialen Riss und Wurm grosenteils zerstort wurden.
Fur die chronostratigraphische Einordnung des Grosten Rheinischen Glazials GRG sowie des Habsburg-Glazials konnen zwischengeschaltete Interglaziale als Zeitmarken beigezogen werden: IG Unterpfauzenwald – GRG – IG Holstein – Habsburg – IG Meikirch – Riss – IG Eem. Demgemass ergibt sich folgende zeitliche Ordnung fur die Glaziale: GRG +350 ka BP (MIS 10), Habsburg +250 ka BP (MIS 8), Riss +150 ka BP (MIS 6).