{"title":"»Extremismus der Mitte«? Aufstieg und Machtdurchsetzung der NSDAP in Niedersachsen.","authors":"Detlef Schmiechen-Ackermann","doi":"10.5771/9783835344297-97","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das Jahr 1933 zählt auch in Norddeutschland zu den gravierendsten Zäsuren und gesellschaftlichen Umbrüchen im 20. Jahrhundert, mit der partiellen Modifikation allerdings, dass die Nationalsozialisten im Freistaat Oldenburg bereits 1932 an die Macht gelangten und im Freistaat Braunschweig bereits seit 1930 erheblichen Einfluss auf die Landespolitik gewonnen hatten.1 Unabhängig davon, ob man diesen Einschnitt als langsamen, schließlich in die am 30. Januar 1933 vollzogene »Machtergreifung« mündenden Aufstiegsprozess einer totalitären Bewegung interpretiert, der es binnen weniger Jahre gelungen war, die Weimarer Republik zu zerstören, oder aber die Verantwortung für die »Selbstpreisgabe der Demokratie«2 vor allem jenen »alten Eliten« zuschreibt, die im Rahmen einer illusionären Zähmungspolitik fahrlässig und verantwortungslos die Machtübertragung an Hitler betrieben und vollzogen haben3: Ein derart grundlegender politischer Wandel entsteht nicht aus dem Nichts, er hat eine Vorgeschichte. Diese wird im Folgenden unter Heranziehung von Ergebnissen der Wahlforschung und mit einer Bezugnahme auf aktuelle Debatten unserer Tage untersucht. Der Zäsur 1933 vorangegangen waren in den Weimarer Jahren – in Niedersachsen, wie in ganz Deutschland – gravierende gesellschaftliche Umwälzungen auf den Gebieten der Politik und der Wirtschaft, die weitreichende Folgen für","PeriodicalId":109460,"journal":{"name":"Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte","volume":"5 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783835344297-97","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Das Jahr 1933 zählt auch in Norddeutschland zu den gravierendsten Zäsuren und gesellschaftlichen Umbrüchen im 20. Jahrhundert, mit der partiellen Modifikation allerdings, dass die Nationalsozialisten im Freistaat Oldenburg bereits 1932 an die Macht gelangten und im Freistaat Braunschweig bereits seit 1930 erheblichen Einfluss auf die Landespolitik gewonnen hatten.1 Unabhängig davon, ob man diesen Einschnitt als langsamen, schließlich in die am 30. Januar 1933 vollzogene »Machtergreifung« mündenden Aufstiegsprozess einer totalitären Bewegung interpretiert, der es binnen weniger Jahre gelungen war, die Weimarer Republik zu zerstören, oder aber die Verantwortung für die »Selbstpreisgabe der Demokratie«2 vor allem jenen »alten Eliten« zuschreibt, die im Rahmen einer illusionären Zähmungspolitik fahrlässig und verantwortungslos die Machtübertragung an Hitler betrieben und vollzogen haben3: Ein derart grundlegender politischer Wandel entsteht nicht aus dem Nichts, er hat eine Vorgeschichte. Diese wird im Folgenden unter Heranziehung von Ergebnissen der Wahlforschung und mit einer Bezugnahme auf aktuelle Debatten unserer Tage untersucht. Der Zäsur 1933 vorangegangen waren in den Weimarer Jahren – in Niedersachsen, wie in ganz Deutschland – gravierende gesellschaftliche Umwälzungen auf den Gebieten der Politik und der Wirtschaft, die weitreichende Folgen für