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Abstract
Wohl kein anderes Land der Neuen Welt ist von den großen Migrationsbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts so tiefgreifend geprägt und verändert worden wie Argentinien. Innerhalb einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne (von etwa 1870 bis 1930) trafen rund sechs Millionen Menschen aus Europa in Argentinien ein. Die Migration trug entscheidend zur Entstehung einer modernen, überwiegend urbanen und industrialisierten Gesellschaft bei. Nach dem Ende der großen transatlantischen Migration(en) prägte die Einwanderung aus anderen lateinamerikanischen Staaten das Land. Angesichts der in den letzten Jahren wachsenden Zahl an Neuankömmlingen aus benachbarten Staaten, der großen Zahl an Argentiniern, die aktuell das Land verlassen, und politischen Projekten, die auf die Neudefinition der Position des Migranten in der argentinischen Gesellschaft zielen, müssen sich sowohl die Regierungen Argentiniens als auch die Gesellschaft mit alten und neuen Herausforderungen von Migration auseinandersetzen. Dieses Länderprofil portraitiert die Dynamiken der unterschiedlichen Migrationsformen in Argentinien. Der erste Teil setzt sich detailliert mit der Migrationsgeschichte des Landes seit der Kolonialzeit auseinander. Er fokussiert dabei neben Wanderungsmustern auch den Einfluss dieser Migrationen auf das Aufnahmeland sowie Diskurse rund um Migration und die staatlichen Versuche, diese mitzugestalten. Der zweite Teil beleuchtet wichtige Aspekte aktueller Migration(en) nach und aus Argentinien. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit Einwanderern aus benachbarten Ländern und anderen ›neuen‹ Einwanderergruppen, der Abwanderung von argentinischen Staatsangehörigen, die dem Land aufgrund von politischer Unterdrückung und düsteren wirtschaftlichen Aussichten den Rücken kehren, und den jüngeren politischen Versuchen, den Status von Einwanderern zu reformieren.