Zwischen einem gescheiterten und einem vollendeten Lebensentwurf. Über die biographische (Re-)Konstruktion des Lebens der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau
{"title":"Zwischen einem gescheiterten und einem vollendeten Lebensentwurf. Über die biographische (Re-)Konstruktion des Lebens der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau","authors":"M. Mathias","doi":"10.3224/bios.v29i2.03","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Die Selbstzeugnisse der Furstin Louise von Anhalt-Dessau erscheinen als lohnenswertes Material fur empirische Forschung im Kontext des Beginns der Biographisierung des burgerlichen und adeligen Lebens und dem Aufkommen emanzipatorischer Bestrebungen sowie neuer weiblicher Handlungsspielraume. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es publizierte biographische Darstellungen von Louise. In ihnen wird ein dem Stereotyp der adligen Frau entsprechendes Bild generiert, in dem die Furstin als eine Gescheiterte charakterisiert wird, die im Schatten des gelobten aufklarerischen Wirkens des Fursten stand und sich aus der Realitat ihrer Ehe in Melancholie und Schwarmerei fluchtete. Diesem Konstrukt eines gescheiterten Lebensentwurfs wird in jungeren Publikationen bewusst ein anderes Bild gegenubergestellt: das eines vollendeten Lebensentwurfs. In ihm werden ihre Kontakte mit Burgerlichen, ihre Abneigung gegenuber hofischen Festen und Pflichtkontakten, aber auch ihre Unterstutzung von Kunstlerinnen und Kunstlern als bewusste Umsetzung aufklarerischer Ideale interpretiert. In dem Beitrag wird deutlich, dass die bisherigen Arbeiten oftmals der Oberflache verhaftet bleiben und entweder unreflektiert das Konstrukt der Gescheiterten fortfuhren oder aber gegen dieses Bild anschreiben. Die Schwache der bisherigen Forschungsarbeiten scheint darin zu liegen, dass Louises Lebenswelt in ihren Bedeutungszusammenhangen nicht angemessen berucksichtigt wird. Fur weitere Forschungsprojekte scheint daher erfolgversprechend zu sein, ein modernes Biographiekonzept, wie es von Bettina Dausien entwickelt wurde, fur die Analysen historischer Selbstzeugnisse nutzbar zu machen. ----- Bibliographie: Mathias, Miriam: Zwischen einem gescheiterten und einem vollendeten Lebensentwurf. Uber die biographische (Re-)Konstruktion des Lebens der Furstin Louise von Anhalt-Dessau, BIOS, 2-2016, S. 182-191. https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.03","PeriodicalId":197030,"journal":{"name":"BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen","volume":"20 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-07-20","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.03","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Zusammenfassung Die Selbstzeugnisse der Furstin Louise von Anhalt-Dessau erscheinen als lohnenswertes Material fur empirische Forschung im Kontext des Beginns der Biographisierung des burgerlichen und adeligen Lebens und dem Aufkommen emanzipatorischer Bestrebungen sowie neuer weiblicher Handlungsspielraume. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es publizierte biographische Darstellungen von Louise. In ihnen wird ein dem Stereotyp der adligen Frau entsprechendes Bild generiert, in dem die Furstin als eine Gescheiterte charakterisiert wird, die im Schatten des gelobten aufklarerischen Wirkens des Fursten stand und sich aus der Realitat ihrer Ehe in Melancholie und Schwarmerei fluchtete. Diesem Konstrukt eines gescheiterten Lebensentwurfs wird in jungeren Publikationen bewusst ein anderes Bild gegenubergestellt: das eines vollendeten Lebensentwurfs. In ihm werden ihre Kontakte mit Burgerlichen, ihre Abneigung gegenuber hofischen Festen und Pflichtkontakten, aber auch ihre Unterstutzung von Kunstlerinnen und Kunstlern als bewusste Umsetzung aufklarerischer Ideale interpretiert. In dem Beitrag wird deutlich, dass die bisherigen Arbeiten oftmals der Oberflache verhaftet bleiben und entweder unreflektiert das Konstrukt der Gescheiterten fortfuhren oder aber gegen dieses Bild anschreiben. Die Schwache der bisherigen Forschungsarbeiten scheint darin zu liegen, dass Louises Lebenswelt in ihren Bedeutungszusammenhangen nicht angemessen berucksichtigt wird. Fur weitere Forschungsprojekte scheint daher erfolgversprechend zu sein, ein modernes Biographiekonzept, wie es von Bettina Dausien entwickelt wurde, fur die Analysen historischer Selbstzeugnisse nutzbar zu machen. ----- Bibliographie: Mathias, Miriam: Zwischen einem gescheiterten und einem vollendeten Lebensentwurf. Uber die biographische (Re-)Konstruktion des Lebens der Furstin Louise von Anhalt-Dessau, BIOS, 2-2016, S. 182-191. https://doi.org/10.3224/bios.v29i2.03