Moderne als Décadence

Matthias Löwe
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Abstract

Im Titel dieses Bandes wird ein Zustand »nach der Kulturgeschichte« beschworen. Abhängig davon, in welchem akademischen Milieu man (oft mehr oder minder zufällig) sozialisiert wurde, wird man diesen Titel als wirklichkeitsferne Anmaßung oder als frommen Wunsch empfinden oder man versteht einfach die ganze Aufregung nicht und wendet sich schulterzuckend ab. Eines ist der Titel »nach der Kulturgeschichte« meines Erachtens aber nicht: eine Tatsachenbeschreibung vom Zustand der Literaturwissenschaften. Kulturwissenschaftlich ausgerichtete Literaturforschung ist institutionell fest verankert, durch entsprechend denominierte Lehrstühle, Zeitschriften, Drittmittelprojekte und ganze Institute. Sie ist institutionell vielleicht sogar fester verankert, als andere Paradigmen es jemals waren. Wenn im Folgenden daher das Modell eines ideengeschichtlichen Zugriffs auf literarische Texte konturiert wird, dann verbindet sich damit kein ›postistischer‹ Ersetzungsanspruch, keine Aufhebungsphantasie in Bezug auf kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft, sondern lediglich die Überzeugung, dass auch eine ideengeschichtliche Kontextualisierung literarischer Texte kaum ersetzbare Erklärungspotentiale besitzt. Dies gilt insbesondere für die Literatur einer als Makroepoche verstandenen ästhetischen Moderne, die seit dem späten 18. Jahrhundert unter dem Schlagwort ›Autonomie‹ für Kunst einen eigenständigen Modus der Wirklichkeitsbeobachtung reklamiert. Zu den Grundzügen dieser modernen Literatur gehört die Überzeugung vom Selbstzweck, vom »monarchische[n] Zug« des Kunstwerks, das nur nach seinen eigenen Gesetzen beurteilt sein will. Um ihre Autonomie nicht zu gefährden, übersetzen moderne Kunstwerke daher in der Regel nicht einfach Theoriegebäude, Diskursformationen oder Wissensbestände in ästhetische Strukturen. Außerliterarische Theorien, Diskurse oder Wissensbestände haben für moderne Dichter vielfach primär Anregungscharakter, sind als Kontexte von Literatur eher in verkürzter, ausschnitthafter oder verdichte-
现代比Dé凯登丝
在标题这卷,是指精神召唤后文化史«».学术堕落下去(通常是取决于在多大程度不同随机)社会化这个头衔战,当wirklichkeitsferne傲慢或做梦的感觉,或者是不会就这么乱呀和平息恐慌地.文化历史,后一个是标题»«我认为但不是状态上的:一个Tatsachenbeschreibung Literaturwissenschaften .文化研究性文学研究,以及所有相关教学大纲、期刊、第三资源项目和研究所,都打下了制度性基础。这个体系比其他任何范例都更坚定如果以下,因此这是一ideengeschichtlichen的文学文本konturiert候,这代表了连接不是›postistischer‹Ersetzungsanspruch,没有Aufhebungsphantasie kulturwissenschaftliche文学,而仅仅是因为相信也是一种ideengeschichtliche Kontextualisierung法国文学典籍很少ersetzbare Erklärungspotentiale拥有.在被认为是宏观时代的现代学文献中更是如此。世纪的口号下›自主‹艺术的风险分担模式下的Wirklichkeitsbeobachtung reklamiert .现代文学的大概,这是信念的目的,从»[n]的火车«巴林的表现,这就是:要根据自己的法律来审查.因此,为了不损害它们的自主权,现代艺术品通常不仅仅是理论建筑、诗歌和审美建筑中的知识。国际法之外的理论,论文集或积累也自现代诗人而言是产生激励本质的本质,与其说是浓缩、外在或封密,不如说是文学的产物
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