{"title":"Referenzstrukturen. Zur Quantifizierung der Koinzidenz semantischer Einheiten in Texten","authors":"A. Ziegler","doi":"10.21248/jlcl.18.2003.43","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Verfolgt man die Idee, dass Sprachwissenschaft mehr zu leisten hat, als nach abstrakten Eigenschaften sprachlicher Ausdruckseinheiten zu fragen und diese zu beschreiben, gelangt man zwangslaufig in die turbulenten Bereiche semantischer Sprachbetrachtung. Ist dies der Fall, sieht man sich zwei fundamentalen Schwierigkeiten gegenuber: Zum einen verkompliziert sich die Sache, wenn festgestellt wird, dass Bedeutung nicht in den Wortern oder Satzen (allein) steckt, sondern sich aus Sprachwissen, Voreinstellungen, Intentionen, Kontextbedingungen, kommunikativen Handlungszusammenhangen usw. im jeweiligen konkreten Text konstituiert. Zum anderen sind aber eben diese Faktoren einer pragmatisch und semantisch orientierten Linguistik dem Wissenschaftler nicht unmittelbar zuganglich, sondern konnen nur indirekt uber den Text ermittelt werden. Eine zentrale Frage einer eingangs postulierten Sprachbetrachtung ist daher: Mit welchen Methoden – die uber den Rahmen einer rein deskriptiven Sprachbetrachtung hinausgehen – konnen wir uns einem Text nahern, um Kenntnisse hinsichtlich seiner semantischen Struktur zu erhalten? Basierend auf der Methode der Denotativen Textanalyse – wo diskurssemantische Einheiten – sogenannte Hrebs – als sprachliche Einheiten etabliert wurden – soll im Folgenden zunachst exemplarisch gezeigt werden, wie Referenzbeziehungen in Texten auf denotativer Grundlage ermittelt werden konnen. In einem zweiten Schritt wird vorgefuhrt, wie sich auf der Grundlage der denotativen Einheiten schlieslich eine assoziative Struktur von Texten ermittelten lasst, die allen Anspruchen an Operationalisierbarkeit und Validitat genugt und damit auch fur umfangreiche korpusbasierte Untersuchungen sowie fur kontrastive Analysen geeignet scheint. Es wird ein Modell der linguistischen Textstrukturanalyse dargestellt – in Anbetracht des zur Verfugung stehenden Rahmens naturlich nur sehr ausschnitthaft – dessen Erkenntnisinteresse nicht mehr ontologisch, sondern vorwiegend methodologisch orientiert ist und das versucht, Ordnungsmuster in Texten zu ermitteln, von denen anzunehmen ist, dass sie sich in einem kognitiven Differenzierungswissen der Sprachbenutzer manifestieren. Begriffe stellen nicht die Realitat dar, sondern unsere Konstruktion der Realitat.","PeriodicalId":346957,"journal":{"name":"LDV Forum","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2003-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"LDV Forum","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.21248/jlcl.18.2003.43","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Verfolgt man die Idee, dass Sprachwissenschaft mehr zu leisten hat, als nach abstrakten Eigenschaften sprachlicher Ausdruckseinheiten zu fragen und diese zu beschreiben, gelangt man zwangslaufig in die turbulenten Bereiche semantischer Sprachbetrachtung. Ist dies der Fall, sieht man sich zwei fundamentalen Schwierigkeiten gegenuber: Zum einen verkompliziert sich die Sache, wenn festgestellt wird, dass Bedeutung nicht in den Wortern oder Satzen (allein) steckt, sondern sich aus Sprachwissen, Voreinstellungen, Intentionen, Kontextbedingungen, kommunikativen Handlungszusammenhangen usw. im jeweiligen konkreten Text konstituiert. Zum anderen sind aber eben diese Faktoren einer pragmatisch und semantisch orientierten Linguistik dem Wissenschaftler nicht unmittelbar zuganglich, sondern konnen nur indirekt uber den Text ermittelt werden. Eine zentrale Frage einer eingangs postulierten Sprachbetrachtung ist daher: Mit welchen Methoden – die uber den Rahmen einer rein deskriptiven Sprachbetrachtung hinausgehen – konnen wir uns einem Text nahern, um Kenntnisse hinsichtlich seiner semantischen Struktur zu erhalten? Basierend auf der Methode der Denotativen Textanalyse – wo diskurssemantische Einheiten – sogenannte Hrebs – als sprachliche Einheiten etabliert wurden – soll im Folgenden zunachst exemplarisch gezeigt werden, wie Referenzbeziehungen in Texten auf denotativer Grundlage ermittelt werden konnen. In einem zweiten Schritt wird vorgefuhrt, wie sich auf der Grundlage der denotativen Einheiten schlieslich eine assoziative Struktur von Texten ermittelten lasst, die allen Anspruchen an Operationalisierbarkeit und Validitat genugt und damit auch fur umfangreiche korpusbasierte Untersuchungen sowie fur kontrastive Analysen geeignet scheint. Es wird ein Modell der linguistischen Textstrukturanalyse dargestellt – in Anbetracht des zur Verfugung stehenden Rahmens naturlich nur sehr ausschnitthaft – dessen Erkenntnisinteresse nicht mehr ontologisch, sondern vorwiegend methodologisch orientiert ist und das versucht, Ordnungsmuster in Texten zu ermitteln, von denen anzunehmen ist, dass sie sich in einem kognitiven Differenzierungswissen der Sprachbenutzer manifestieren. Begriffe stellen nicht die Realitat dar, sondern unsere Konstruktion der Realitat.