Experimentelle Erfahrung – eine Alternative zum epistemologischen Repräsentationsmodell. Implikationen für erziehungswissenschaftliche Forschung und Bildungstheorie
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Abstract
Seit Beginn des neuzeitlichen Denkens markiert der Begriff des Experiments eine wesentliche Schnittstelle zwischen Denken und Handeln, Theorie und Praxis. Neben einem technischen Verständnis von ‚Experiment‘ gibt es – u.a. bei Kant, Nietzsche, im Pragmatismus und bei Foucault eine philosophische Tradition des Experimentellen mit weit reichenden epistemologiekritischen Grundzügen. Kant führt in die Pädagogik den Gedanken ein, dass es dem Experimentieren vorbehalten bleibt, Prinzipien und Mechanismus, Idee und Handeln miteinander zu vermitteln. Erst ideengeleitetes Experimentieren ermöglicht nach Kant, dass Erziehung nicht immer nur in den routinisierten, determinierten Bahnen der ‚erzogenen Erzieher‘ sich bewegt, sondern dass es eine Hoffnung gibt, in ‚Richtung auf die Idee der Vollkommenheit des Menschen hin zu erziehen‘. „Man bildet sich zwar insgemein ein, dass man schon aus der Vernunft urteilen könne, ob etwas gut, oder nicht gut sein werde. Man irret hierin aber sehr“ (Kant Päd: 708). Allein das Praktischwerden der Erziehungsidee durch prinzipiengeleitetes Experimentieren kann nach Kant die Unzulänglichkeiten sowohl theoretischen Räsonnierens als auch akkumulierten Handlungswissens überwinden. Dewey radikalisiert diesen Gedanken und betont die Notwendigkeit, gewohnte Denkbahnen im Experiment zu überschreiten. Während nach Dewey