Rezension

Michael Sertl
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Abstract

Der vorliegende Band von Michael Behnisch widmet sich den Alltagspraxen in Wohngrup­ pen der Jugendhilfe und damit der Frage nach der Organisation von Zusammenhängen des täglichen Zusammenlebens von Kindern, Ju­ gendlichen und Fachkräften. Ohne sich bereits zu Beginn der Forschungstätigkeit an Hypothe­ sen abzuarbeiten, geht Behnisch die Frage phä­ nomenologisch offen an und stellt eine häufig übersehene Alltagspraxis, nämlich die Organi­ sation des Essens, in den Mittelpunkt seiner Untersuchung. Dabei nutzt er in seiner Unter­ suchung, die er in sechs Wohngruppen bei vier verschiedenen Trägerformen durchgeführt hat, vor allem einen rekonstruktiven Zugang; zum einen über ethnografische Beobachtungen, zum anderen über Interviews mit Kindern und Jugendlichen sowie Fachkräften. Aus diesem Material ist ein eindrucksvoller Blick in die All­ tagswelt des Heimes und seiner Organisation entstanden, wenngleich dieser Blick bei derar­ tigen qualitativen Zugängen eher dem sprich­ wörtlichen „Blick durchs Schlüsselloch“ gleicht. Darauf weist der Autor mehrfach hin, weil er die teilweise implizit scharfe Professionskritik, die in den sich abbildenden Beschreibungen und Alltagswelten (z. B. in dem Abschnitt über den Einsatz von Erziehungstechniken, S. 218ff ) sichtbar wird, nicht als generalisiert verstanden haben möchte. Die Ergebnisse dieser Untersu­ chung legen nicht nur den Alltag von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung „frei“ und machen ihn erfahrbar; Behnisch ermöglicht damit an vielen Stellen Anlässe zur Selbstrefle­ xion des professionellen Alltagshandelns, die nicht ausschließlich in einer Kritik des eigenen Handelns münden sollen, sondern vielmehr auf das Verständnis eines „organisierten Alltags“ im Heim zielen – wie der Titel des Bandes bereits verspricht. Behnisch verweist deutlich auf die Verbindung interaktionistischer Erklärungs­ muster zur Herstellung von Alltag, der zum einen durch die Kinder und Jugendlichen und ihr Handeln selbst erst entsteht; zum anderen aber auch, dass Alltag auch als das Produkt der Interaktion zwischen Professionellen und Kindern und Jugendlichen verstanden werden kann. Mit letztgenanntem Hinweis kann sichtbar gemacht werden, dass Alltag stets auch eine Aushandlungskom­ ponente verschiedener Deutungen und Sinn­ zusammenhänge beinhaltet, die für Behnisch entscheidend ist: „Wenn Kinder zum Beispiel nicht verstehen, warum sie ‚etwas Gesundes‘ essen sollen, erfolgt in diesem Sinne eine ‚Fehl­ interpretation‘. Erlebt wird die Aufforderung dann als Bedrohung oder Ungerechtigkeit.“ (S. 63) Hier verweist Behnisch auf die pädago­ gische Situation, die im späteren Verlauf des Buches näher betrachtet wird. Um das Phäno­ men Alltag (und seiner hervorgebrachten und strukturierenden Praxen) aber überhaupt be­ schreibbar zu machen, widmet sich der Autor einer besonderen Praxisform: Dem Essen. Ob­ wohl Essen (und mit ihm der Gegenstand „Gesundheit“) einen engen Bezug zur pädago­ gischen Praxis schlechthin besitzt, sowohl als Anlass normativ pädagogischen Handelns als auch als bloße Alltagserfahrung, steht dieser Gegenstand erst seit einigen Jahren im Fokus fachlicher Diskurse und Analysen Sozialer Ar­ beit. In der Vergangenheit meist noch als unbe­ wusstes Alltagshandeln unberücksichtigt, haben sich in den letzten zehn Jahren einige Wissen­ schaftler*innen (z. B. Rose, Täubig, Behnisch) mit der Wirkmächtigkeit von Essen als Schlüssel­ situation des pädagogischen Alltags beschäf­ tigt. Dieser These geht Behnisch in seinem Band empirisch nach. Ihm gelingt damit eine eindrucksvolle Rekonstruktion von Alltagswel­ ten im Heim, deren Organisation vor allem – so die These – durch Essenspraxen interaktionis­ Michael Behnisch (2018): Die Organisation des Täglichen. Alltag in der Heimerziehung am Beispiel des Essens IGfH-Eigenverlag, Frankfurt a.M. 2018, 352 S.(ISBN: 978-3-925146-96-1) € 19,90
Rezension
本刊探讨在简陋公寓公寓中生活的日常用语,探讨如何组织对于儿童、街头生活和专家的日常生活经验。从研究中,也从未提到过对低等基因研究的研究,就直接提出了问题的待从问题,并且还将日常生活中经常被忽视的原则,也就是食物的不能食用性问题列为研究的重点。在这次调查中,他在六个居室中搜查了4种不同的运载工具,主要是改编后进入;其中有《青年人和专家的采访》到处都是崭新的贝壳快照。虽然这种定性更接近于作者多次指出这一点,因为他不希望在编写集的描述和日常世界中(比如在使用教育技巧的章节rtff中)所表现出来的部分模糊的专业批评被指为“泛泛”。这些研究的结果显示,不但打开了儿童和青少年的家庭教育的“免费”并让他们可以学到很多;放松地使用该系统在许多地方提升了专业生活方式的自我意识,这并不仅仅是对你个人行为的批评,而是一种对在家生活“有组织”生活的理解——正如手册的标题。[behhs]明确指出关联于儿童和青少年的行为;另一个含义是,人们可以把日常生活看作是专业人士与儿童和青少年互动的产物。与letztgenanntem线索可以看到日常生活也总是受到Aushandlungskom ponente不同历法和意义联系将包括为Behnisch至关重要,比如:“如果孩子很不明白为什么她‚有“吃健康食品,应在此一‚失败解释说——.挑战变成了威胁或不公。见第63页)这里描述的是‘恋童癖的事态’,将在本书后期的历史中进一步探讨。信奉生物气候学和骚扰生物,作家断定了他对食物的信奉十分实用,他说,信奉生物气候学和传译气候学气候学是否食品(以及是否与“健康”一词相关)和恋父事物有很密切的关系?这是一种标准的教学行为和日常生活经验,而这个主题仅关注专业讨论和社会分析,直到最近几年才出现。在过去的几十年里,大多数的转业人士都没有考虑到食物对他们的日常生活的影响。这篇论文在他的文学作品中实证地流传着。他成功地在家中举办了令人印象深刻的日常活动的重建:他的组织主要是通过食物汁互动。Michael beh辉煌(2018):日常生活的组织。日常生活中中领略Heimerziehung庆生IGfH-Eigenverlag,法兰克福a.M . 2018年,352页(书:978-3-925146-96-1)€19.90
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