{"title":"Philosophisch sorgen. Was wir von Epikur für die Sorge in der Gegenwart lernen können","authors":"P. Schuchter","doi":"10.5771/9783845298184-101","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Was heißt „philosophisch“ sorgen? Warum überhaupt philosophisch sorgen? Aus welcher ethischen Quelle schöpft die Sorge angesichts der Spannungsfelder in der Gegenwart? Diese Fragen stehen im Hintergrund des Beitrags. Die Sorge wird am Beispiel der Krankenpflege veranschaulicht. Nach Charles Taylor ist eine „Quelle der Moral“ nicht einfach eine bloße Theorie oder abstrakte Konzeption des menschlichen Selbst, seiner sozialen Praktiken und gesellschaftlichen Organisationsweisen. Eine Quelle der Moral ist vielmehr eine Achtung gebietende und Leidenschaft entfaltende Erinnerung und Orientierung eines Uroder Vor-Bildes für eine wesentliche menschliche und soziale Praktik. Historisch war die Krankenpflege Gegenstand von zwei großen ethischen Quellen: der christlichen „Caritas“, welche die Sorge für andere als den wahren Gottesdienst auffasst, und von „Care“ als angeblich natürliche Aufgabe, Bestimmung und besondere Befähigung von Frauen im Rahmen der Arbeitsteilung der Geschlechter. Der Kerngedanke, der im Vortrag entfaltet, befragt und zur Diskussion gestellt werden soll, lautet: Die antike (stoisch-epikureische) Ethik kann ebenfalls als eine bedeutsame ethische Quelle aufgefasst werden, um die „Kunst der Sorge“ – zu verstehen, zu motivieren und zu gestalten. Mit Rückgriff auf die empirische Ethik der Krankenpflege, soll die Bedeutung einer solchermaßen „philosophischen Sorge“ für die Praxis und im Kontext der Spannungsfelder zwischen ökonomisch-bürokratischen Imperativen und der existenziellen Logik des Helfens und Sich-Kümmerns ausgelotet werden.","PeriodicalId":146730,"journal":{"name":"Das Lebensende zwischen Ökonomie und Ethik","volume":"7 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"2","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Das Lebensende zwischen Ökonomie und Ethik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783845298184-101","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Was heißt „philosophisch“ sorgen? Warum überhaupt philosophisch sorgen? Aus welcher ethischen Quelle schöpft die Sorge angesichts der Spannungsfelder in der Gegenwart? Diese Fragen stehen im Hintergrund des Beitrags. Die Sorge wird am Beispiel der Krankenpflege veranschaulicht. Nach Charles Taylor ist eine „Quelle der Moral“ nicht einfach eine bloße Theorie oder abstrakte Konzeption des menschlichen Selbst, seiner sozialen Praktiken und gesellschaftlichen Organisationsweisen. Eine Quelle der Moral ist vielmehr eine Achtung gebietende und Leidenschaft entfaltende Erinnerung und Orientierung eines Uroder Vor-Bildes für eine wesentliche menschliche und soziale Praktik. Historisch war die Krankenpflege Gegenstand von zwei großen ethischen Quellen: der christlichen „Caritas“, welche die Sorge für andere als den wahren Gottesdienst auffasst, und von „Care“ als angeblich natürliche Aufgabe, Bestimmung und besondere Befähigung von Frauen im Rahmen der Arbeitsteilung der Geschlechter. Der Kerngedanke, der im Vortrag entfaltet, befragt und zur Diskussion gestellt werden soll, lautet: Die antike (stoisch-epikureische) Ethik kann ebenfalls als eine bedeutsame ethische Quelle aufgefasst werden, um die „Kunst der Sorge“ – zu verstehen, zu motivieren und zu gestalten. Mit Rückgriff auf die empirische Ethik der Krankenpflege, soll die Bedeutung einer solchermaßen „philosophischen Sorge“ für die Praxis und im Kontext der Spannungsfelder zwischen ökonomisch-bürokratischen Imperativen und der existenziellen Logik des Helfens und Sich-Kümmerns ausgelotet werden.