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Abstract
Seit einigen Jahren bemerkt man in den Medien, wie auch im Straßenbild deutscher Großund Kleinstädte, ein ansteigendes Auftreten tätowierter und gepiercter Menschen. Als Piercings bezeichnet man Einstiche in Körperteile, die anschließend mit Schmucksteckern versehen werden – multipel an Ohrläppchen, Nase, Augenbrauen, Zunge, Nabel, aber auch an Brustwarzen und Geschlechtsteilen, mitunter durch Einfügung von Ringen oder Pflöcken stark geweitet. In Deutschland gibt es bislang noch keine gesicherten Statistiken darüber, wie viele Menschen tätowiert oder gepierct sind. Bild der Wissenschaft (2/2001: 13) wie auch Tattoo-Websites-Betreiber (www.tattoo-convention.de, 15.4.00) geben für Deutschland einhellig die Zahl von etwa 2 Millionen tätowierter bzw. gepiercter Menschen an. Die noch bis in die jüngste Zeit allgemeiner gesellschaftlicher Meinung nach als deviant geltenden Praktiken des Tätowierens und des Piercings haben also in einem beträchtlichen Teil der deutschen Gesellschaft eine Wertungsveränderung erfahren. Auch ist die heutige Klientel, die die permanent körperverändernden Praktiken des Tätowierens und Piercings an sich durchführen lässt, nicht mehr auf die sozialen Gruppen von einst (wie etwa Seeleute, Gefängnisinsassen, Soldaten oder Homosexuelle) allein beschränkt. Tätowierungen scheinen heutzutage ihre Schichtspezifität verloren zu haben. Nun steht in Deutschland die gegenwärtige Tattoo-/Piercingwelle sicherlich in Zusammenhang mit anderen aus Nordamerika durch die Medien etc. importierten Moderichtungen. Dennoch stellt sich die Frage, warum diese mit z.T. starken Schmerzen verbundenen Formen der Körpermodifikation