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Abstract
Judith Butler legt eine auf Sprache als diskursiver Macht beruhende Sozialisationstheorie des Subjekts vor. Das reflexive »Ich« des konkreten Subjekts bildet sich durch seiner Entstehung vorgängige »Anrufungen«. In ihnen trifft die Macht der sozial dominanten Sprache auf den Körper, dringt in ihn ein und bringt das Subjekt in den Möglichkeitsbedingungen seiner Weltwahrnehmung und seines Selbstverständnisses hervor. Als diskursive »Anfangsbedingungen« sind sie im Subjekt noch vor jeder Bewusstwerdung und jeglicher sprachlichen Artikulation durch das Subjekt präsent und begrenzen den Rahmen, innerhalb dessen sich das Subjekt auf der Bühne der sozialen Öffentlichkeit zu präsentieren und hier Anerkennung zu finden vermag. In seinem Streben nach vorbehaltloser Anerkennung bleibt es im Gefängnis der verfügbaren sprachlichen Begriffe und Identitäten stecken. Die diskursive Hervorbringung des Subjekts ist gleichzeitig weder unfehlbar noch zeitlich endgültig. Die »Anrufungen« scheitern immer wieder, sodass ihr Effekt im Subjekt nie vollständig vorhersehbar ist. Darüber hinaus kommt es im Rahmen der ständig notwendigen Wiederholungen und körperlichen Reinszenierungen der sprachlichen Strukturen zu Verschiebungen und Brüchen in deren Bedeutungsgefüge. Das Subjekt kann so in Widerstand zu den Machtstrukturen geraten, die es konstituiert haben, was in einen Konflikt führt, weil das Subjekt die entsprechenden Identitätszuschreibungen ja benötigt, um in der Gesellschaft als Subjekt wahrgenommen und anerkannt werden zu können. Der Prozess der performativen Konstitution von Wirklichkeit, von Identität, durch die Sprache ist begleitet durch die Hervorbringung eines sprachlich unverfügbaren »Außen« des jeweils Benennbaren und Benannten. Die Macht der Spra-