{"title":"Kämpfe um hegemoniale Männlichkeiten in der Ingenieurkultur um 1900","authors":"Tanja Paulitz","doi":"10.14361/9783839407073-015","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im Jahr 884 hielt der Maschinenbauprofessor und Rektor der Technischen Hochschule Berlin, Franz Reuleaux, im Niederösterreichischen Gewerbeverein einen Vortrag mit dem Titel »Cultur und Technik«. Reuleaux zählte Ende des 9. Jahrhunderts zu den zentralen Protagonisten der Verwissenschaftlichung des Maschinenbaus in Deutschland. Sein Vortrag fand rasch Verbreitung. 885 wurde er in der »Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure« (Z-VDI) abgedruckt und noch im selben Jahr ins Englische übersetzt (vgl. Reuleaux 885a und 885b). Reuleaux’ Konzeption des Ingenieurs orientiert sich am bildungsbürgerlichen Ideal seiner Zeit und überträgt das Modell des umfassend gebildeten Geistesarbeiters auf den Maschinenbau (vgl. Braun 977; Zachmann 2004). Sein Beitrag »Cultur und Technik« verfolgt gleich mehrere Ziele: das Ingenieurwesen als Wissenschaft zu etablieren und ihre überragende Bedeutung für die moderne westliche Kultur herauszustellen. Diesen kulturellen Status der Technik begründet er in der Überlegenheit Europas über andere Kulturen, die erst durch die Leistungen verwissenschaftlichter Technik ermöglicht worden sei. »Cultur und Technik« ist als frühes Dokument in eine breitere gesellschaftliche Debatte einzuordnen, die Ende des 9. Jahrhunderts begann und im Zeichen der Professionalisierungsbemühungen der Ingenieure stand. Sie kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts zur vollen Entfaltung und wurde vorwiegend von Kulturwissenschaftlern, aber auch von eini-","PeriodicalId":205618,"journal":{"name":"Männlichkeiten und Moderne","volume":"29 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2007-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"3","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Männlichkeiten und Moderne","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839407073-015","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Im Jahr 884 hielt der Maschinenbauprofessor und Rektor der Technischen Hochschule Berlin, Franz Reuleaux, im Niederösterreichischen Gewerbeverein einen Vortrag mit dem Titel »Cultur und Technik«. Reuleaux zählte Ende des 9. Jahrhunderts zu den zentralen Protagonisten der Verwissenschaftlichung des Maschinenbaus in Deutschland. Sein Vortrag fand rasch Verbreitung. 885 wurde er in der »Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure« (Z-VDI) abgedruckt und noch im selben Jahr ins Englische übersetzt (vgl. Reuleaux 885a und 885b). Reuleaux’ Konzeption des Ingenieurs orientiert sich am bildungsbürgerlichen Ideal seiner Zeit und überträgt das Modell des umfassend gebildeten Geistesarbeiters auf den Maschinenbau (vgl. Braun 977; Zachmann 2004). Sein Beitrag »Cultur und Technik« verfolgt gleich mehrere Ziele: das Ingenieurwesen als Wissenschaft zu etablieren und ihre überragende Bedeutung für die moderne westliche Kultur herauszustellen. Diesen kulturellen Status der Technik begründet er in der Überlegenheit Europas über andere Kulturen, die erst durch die Leistungen verwissenschaftlichter Technik ermöglicht worden sei. »Cultur und Technik« ist als frühes Dokument in eine breitere gesellschaftliche Debatte einzuordnen, die Ende des 9. Jahrhunderts begann und im Zeichen der Professionalisierungsbemühungen der Ingenieure stand. Sie kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts zur vollen Entfaltung und wurde vorwiegend von Kulturwissenschaftlern, aber auch von eini-