{"title":"Eigentum und Erbrecht","authors":"Jan Dirk Harke","doi":"10.3790/STAA.59.3.397","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":",Eigentum‘ im Sinne der Verfassung ist bekanntermaßen nicht deckungsgleich mit ,Eigentum‘ im Sinne des Privatrechts. Beide stehen nicht bloß in einem Verhältnis von Mehr und Weniger, sondern sind durch einen fundamentalen Unterschied getrennt: Das privatrechtliche Eigentum ist anders als sein verfassungsrechtliches Pendant untrennbar mit dem Erbrecht verbunden und verdankt ihm sogar seine Entstehung. Den absoluten Geltungsanspruch, der es charakterisiert, kann es nur haben, wenn es auch über den Tod seines Inhabers hinaus wirkt. Das verfassungsrechtliche Eigentum knüpft dagegen allein an das Vertrauen an, das der Gesetzgeber durch eine Regelung beim Einzelnen geweckt hat. Es ist dementsprechend auch ohne Erbrecht denkbar und hat sich von diesem im Zuge der Konstitutionalisierung in einem Prozess geschieden, der die Etablierung des privatrechtlichen Eigentumsbegriffs umkehrte. Soweit der Gesetzgeber aber Eigentum im Sinne des bürgerlichen Rechts als solches anerkannt hat, setzt es dem staatlichen Umgang mit der Erbfolge Grenzen.\nAs is well known, \"property\" as a constitutional right is not congruent with \"property\" in the sense of private law. The two are not merely in a relationship of more and less, but separated by a fundamental difference: Unlike its constitutional counterpart, property under private law is inseparably connected with the right of succession and even owes its origin to it. It can only have its characteristic absolute power, if it continues to have an effect beyond the death of its owner. Property as a constitutional right, on the other hand, is based solely on the trust that legislature has aroused in an individual through regulation. Accordingly, it is also conceivable without right to inheritance, and in the course of constitutionalization it has been separated from the latter in a process that reversed the emergence of the private law concept of property. However, insofar as legislature has recognized property in the sense of private law, it sets limits on the regulation of succession.","PeriodicalId":421875,"journal":{"name":"Der Staat","volume":"510 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Der Staat","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3790/STAA.59.3.397","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
,Eigentum‘ im Sinne der Verfassung ist bekanntermaßen nicht deckungsgleich mit ,Eigentum‘ im Sinne des Privatrechts. Beide stehen nicht bloß in einem Verhältnis von Mehr und Weniger, sondern sind durch einen fundamentalen Unterschied getrennt: Das privatrechtliche Eigentum ist anders als sein verfassungsrechtliches Pendant untrennbar mit dem Erbrecht verbunden und verdankt ihm sogar seine Entstehung. Den absoluten Geltungsanspruch, der es charakterisiert, kann es nur haben, wenn es auch über den Tod seines Inhabers hinaus wirkt. Das verfassungsrechtliche Eigentum knüpft dagegen allein an das Vertrauen an, das der Gesetzgeber durch eine Regelung beim Einzelnen geweckt hat. Es ist dementsprechend auch ohne Erbrecht denkbar und hat sich von diesem im Zuge der Konstitutionalisierung in einem Prozess geschieden, der die Etablierung des privatrechtlichen Eigentumsbegriffs umkehrte. Soweit der Gesetzgeber aber Eigentum im Sinne des bürgerlichen Rechts als solches anerkannt hat, setzt es dem staatlichen Umgang mit der Erbfolge Grenzen.
As is well known, "property" as a constitutional right is not congruent with "property" in the sense of private law. The two are not merely in a relationship of more and less, but separated by a fundamental difference: Unlike its constitutional counterpart, property under private law is inseparably connected with the right of succession and even owes its origin to it. It can only have its characteristic absolute power, if it continues to have an effect beyond the death of its owner. Property as a constitutional right, on the other hand, is based solely on the trust that legislature has aroused in an individual through regulation. Accordingly, it is also conceivable without right to inheritance, and in the course of constitutionalization it has been separated from the latter in a process that reversed the emergence of the private law concept of property. However, insofar as legislature has recognized property in the sense of private law, it sets limits on the regulation of succession.