{"title":"Der „II. Rheinisch-Westfälische Kulturtag\" (der KPD) in Köln im Jahre 1930","authors":"G. Bers","doi":"10.7788/jbkgv.1987.58.1.127","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die sozialistischen Arbeiterorganisationen haben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in die politischen Auseinandersetzungen eine bis dahin nicht übliche besondere Form der politischen Propaganda eingeführt, die sowohl Kampfmittel, Selbstdarstellung als auch Ritual wurde: die Demonstration. Die älteste und am meisten akzeptierte Form ist die Feier des 1. Mai; das Begehen dieses Festes kombiniert die Formen des Generalstreiks mit alten Vorstellungen von Frühlingsfesten.) Seit 1889 ist diese Feier zum offiziellen Programmpunkt der Sozialistischen Internationale geworden und mittlerweile in vielen Staaten der Erde auch zum Staatsfeiertag avanciert. In Deutschland erhielt die Ausbildung von Demonstrationen einen starken Impuls durch die Wahlrechtsbewegung in Preußen, die bis zum 1. Weltkrieg vielfach in Aufmärschen und ähnlichen Manifestationen Gestalt annahm. Es ist erstaunlich, daß die Demonstrationen, die sich auch in der Bundesrepublik einer steigenden Beliebtheit bei manchen politischen Gruppierungen erfreuen, bisher nur ausnahmsweise das Interesse der Historiker gefunden haben. Nichtsdestotrotz sind sie ein wichtiges Element der Parteigeschichte, und insofern die sie anwendenden Parteien zu Massenparteien werden, auch der allgemeinen Geschichte. Erklärungsversuche zur Funktion und Bedeutung der Demonstrationen weisen in das Gebiet der Sozialpsychologie; sie dürften letztendlich auch wenn dies bisher noch nicht untersucht worden ist dem katholischen Kultus entlehnt sein, der mit Prozessionen und Wallfahrten bereits seit vielen Jahrhunderten wesentliche Elemente dieser Demonstrationen ausgebildet hat. Mit einer gewissen Berechtigung wird","PeriodicalId":302823,"journal":{"name":"Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1987-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.7788/jbkgv.1987.58.1.127","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die sozialistischen Arbeiterorganisationen haben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in die politischen Auseinandersetzungen eine bis dahin nicht übliche besondere Form der politischen Propaganda eingeführt, die sowohl Kampfmittel, Selbstdarstellung als auch Ritual wurde: die Demonstration. Die älteste und am meisten akzeptierte Form ist die Feier des 1. Mai; das Begehen dieses Festes kombiniert die Formen des Generalstreiks mit alten Vorstellungen von Frühlingsfesten.) Seit 1889 ist diese Feier zum offiziellen Programmpunkt der Sozialistischen Internationale geworden und mittlerweile in vielen Staaten der Erde auch zum Staatsfeiertag avanciert. In Deutschland erhielt die Ausbildung von Demonstrationen einen starken Impuls durch die Wahlrechtsbewegung in Preußen, die bis zum 1. Weltkrieg vielfach in Aufmärschen und ähnlichen Manifestationen Gestalt annahm. Es ist erstaunlich, daß die Demonstrationen, die sich auch in der Bundesrepublik einer steigenden Beliebtheit bei manchen politischen Gruppierungen erfreuen, bisher nur ausnahmsweise das Interesse der Historiker gefunden haben. Nichtsdestotrotz sind sie ein wichtiges Element der Parteigeschichte, und insofern die sie anwendenden Parteien zu Massenparteien werden, auch der allgemeinen Geschichte. Erklärungsversuche zur Funktion und Bedeutung der Demonstrationen weisen in das Gebiet der Sozialpsychologie; sie dürften letztendlich auch wenn dies bisher noch nicht untersucht worden ist dem katholischen Kultus entlehnt sein, der mit Prozessionen und Wallfahrten bereits seit vielen Jahrhunderten wesentliche Elemente dieser Demonstrationen ausgebildet hat. Mit einer gewissen Berechtigung wird