1.2 »Wilde Semiosen« und »epistemische Dinge«: Die Sperrigkeit des Materials

G. Korff
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Abstract

(vgl. ebd.: 8). Und noch in einem anderen Punkt unterschieden sie sich von den privaten Kunstund Wunderkammern, die ihnen vorausgegangen waren: Sie waren nunmehr auf den Erhalt und die Dauerhaftigkeit ihrer Sammlungen hin angelegt. Während private Sammlungskabinette üblicherweise nach dem Tod ihrer Besitzer aufgelöst wurden (und ohne deren Führung und Anleitung in ihrem Sammlungskonzept meist auch gar nicht zu verstehen waren), lag den Museen nun die Aufgabe zugrunde, sowohl ihre Bestände als auch die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen generationsübergreifend zu bewahren (vgl. Pomian 2007: 66ff.). Entsprechend trifft Habermas ̓ Einreihung des Museums mit dem Lesesaal und dem Konzert als reine Aushandlungsräume des Kulturellen wohl nicht den Kern der Sache. Ebenso wenig folgten die frühen Museen noch dem Quicchebergschen Ansatz, mnemotechnische Erinnerungspaläste zu sein. Ihre Funktion wurde vielmehr zunehmend auf die Zukunft hin ausgerichtet: Sie stellten nun nicht mehr nur Objekte der Vergangenheit für die Gegenwart aus, sondern sollten ihnen auch darüber hinaus einen Ort in der Geschichte zuweisen (vgl. ebd.: 70). Folgt man hier Bredekamps Argumentationslinie vom Museum als Formungsraum für den noch ungeformten Menschen, so impliziert dieser Auftrag zugleich einen Versuch, diese Zukunft gestaltund beherrschbar zu machen. Wie Wulf Kansteiner feststellt, wirken die Inhalte des historischen Bewusstseins normativ: Was in der Gegenwart erfolgreich historisiert werden kann, bestimmt zugleich auch die Grenzen der Zukunftserwartung mit (vgl. Kansteiner 2009: 33). Damit war die Aufgabe der frühen Museen das Einordnen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen kontingenten Sinnzusammenhang, der soziale Entwicklungen und Zustände legitimieren oder diskreditieren konnte. Das entscheidende Mittel zu diesem Zweck war weiterhin das materielle Objekt, das in den kommenden Jahrhunderten für die Arbeit des Museums ebenso konstitutiv wie schwierig bleiben sollte.
1.2»野生Semiosen«»和«epistemische事情:材料的Sperrigkeit
. (同上,《.8)另一方面,他们也跟之前曾存在的私人艺术及陈设室有所不同:他们只致力于维持并维持藏书的长期存在。而私人Sammlungskabinette通常死后,其主人已解散(几乎都没有他们的领导和指导的Sammlungskonzept一点儿也不懂),都躺在博物馆现在负责背后,持有量和他们zugeschriebenen含义为子孙后代保存. (波米安2007年:66ff。按照遇到利益终究̓Einreihung博物馆的阅览室和演出视为一个Aushandlungsräume文化不把这件事的本质.早期的博物馆也不跟随古吉柏克式的做法,认为它们是一mn动技术的记忆池。各国的功能也有更多与未来有关:他们不再仅仅是把过去的事物放在现在,而是应该再被赋予历史中的一个中心。(同上,《.: 70) .如果此人从博物馆学习布雷德帕尔的理论,以其为未发育完全的人的进化空间,那么这一任务也意味着想要实现这样的未来。伍尔夫·康士德认定,历史意识的要素具有规范作用:那些可以在现在成功实现的。2009年国家经济危机因此,早期博物馆的工作是将过去、现在和未来归于一次特遣队,它可能让社会发展和现状合法化或蒙鄙视。主要的武器仍然是物质物品,在接下来的几个世纪里,这一物品对于博物馆的运作来说既具有固有的性质,又很难应付。
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