{"title":"Die Rekrutierung der Militärischen Elite über Soziale Netzwerke : das Preussische Offizierkorps (1713-1786)","authors":"C. Winkel","doi":"10.15057/19008","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dieses Zitat Friedrichs II. aus seinem politischen Testament von 1752 hat die Forschung zu den Beziehungen zwischen dem König und seinen Offizieren lange Zeit entscheidend beeinflusst. Denn der markige Ausspruch des preußischen Königs fügte sich nahtlos in das Bild vom absolutistischen Herrscher, der seinen Adel domestizierte und monarchisierte, indem er ihn in seinem Heer dienen ließ. Das Unterstellungsund Abhängigkeitsverhältnis des Adels sah die ältere Militärgeschichtsforschung in nahezu idealer Weise im Offizierkorps verkörpert. Auch deshalb gehörte die Untersuchung des Offizierkorps zweifellos zu den traditionellen Gegenständen der Militärgeschichte. Fasst man die zentralen Ergebnisse der älteren Forschung für das preußische Beispiel zusammen, ergibt sich folgendes Bild: der einheimische Adel konnte erfolgreich ̶ wenn auch unter anfänglichen Schwierigkeiten ̶ in die Armee eingebunden werden. Dem König gelang dies über eine starke Privilegierung des Adels, mit deren Hilfe er sich ein loyales und treues Offizierkorps schuf. Dabei wurden die Offiziere bisher nur aus der Sicht des Königs untersucht. Die Vorstellung vom König als zentrale Instanz, dem die alleinige Entscheidungsgewalt über die Karrierewege der Offiziere oblag, herrscht in der Forschung weiterhin vor. Schließlich lag die Ernennung vom jüngsten Fähnrich bis zum Generalfeldmarschall faktisch in den Händen des Monarchen. Noch im 17. Jahrhundert aber hatten die Regimentsinhaber allein über die Zusammensetzung ihrer Einheiten bestimmt. Alles in allem ergab sich in der Historiographie also ein festgefügtes Bild vom König und seinen Offizieren. Der rhetorische Stempel vom „monarchisierten Offizierkorps“ beschreibt nur den Endpunkt einer Entwicklung. Wie und ob diese so oft gepriesene Monarchisierung, also die enge Bindung zwischen Monarch und militärischer Elite, gelang, bleibt von der Forschung weiter unbeantwortet. Dabei drängt sich angesichts der quantitativen Entwicklung des Offizierkorps Hitotsubashi Journal of Law and Politics 39 (2011), pp.43-53. C Hitotsubashi University","PeriodicalId":208983,"journal":{"name":"Hitotsubashi journal of law and politics","volume":"115 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2011-02-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Hitotsubashi journal of law and politics","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.15057/19008","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Dieses Zitat Friedrichs II. aus seinem politischen Testament von 1752 hat die Forschung zu den Beziehungen zwischen dem König und seinen Offizieren lange Zeit entscheidend beeinflusst. Denn der markige Ausspruch des preußischen Königs fügte sich nahtlos in das Bild vom absolutistischen Herrscher, der seinen Adel domestizierte und monarchisierte, indem er ihn in seinem Heer dienen ließ. Das Unterstellungsund Abhängigkeitsverhältnis des Adels sah die ältere Militärgeschichtsforschung in nahezu idealer Weise im Offizierkorps verkörpert. Auch deshalb gehörte die Untersuchung des Offizierkorps zweifellos zu den traditionellen Gegenständen der Militärgeschichte. Fasst man die zentralen Ergebnisse der älteren Forschung für das preußische Beispiel zusammen, ergibt sich folgendes Bild: der einheimische Adel konnte erfolgreich ̶ wenn auch unter anfänglichen Schwierigkeiten ̶ in die Armee eingebunden werden. Dem König gelang dies über eine starke Privilegierung des Adels, mit deren Hilfe er sich ein loyales und treues Offizierkorps schuf. Dabei wurden die Offiziere bisher nur aus der Sicht des Königs untersucht. Die Vorstellung vom König als zentrale Instanz, dem die alleinige Entscheidungsgewalt über die Karrierewege der Offiziere oblag, herrscht in der Forschung weiterhin vor. Schließlich lag die Ernennung vom jüngsten Fähnrich bis zum Generalfeldmarschall faktisch in den Händen des Monarchen. Noch im 17. Jahrhundert aber hatten die Regimentsinhaber allein über die Zusammensetzung ihrer Einheiten bestimmt. Alles in allem ergab sich in der Historiographie also ein festgefügtes Bild vom König und seinen Offizieren. Der rhetorische Stempel vom „monarchisierten Offizierkorps“ beschreibt nur den Endpunkt einer Entwicklung. Wie und ob diese so oft gepriesene Monarchisierung, also die enge Bindung zwischen Monarch und militärischer Elite, gelang, bleibt von der Forschung weiter unbeantwortet. Dabei drängt sich angesichts der quantitativen Entwicklung des Offizierkorps Hitotsubashi Journal of Law and Politics 39 (2011), pp.43-53. C Hitotsubashi University