{"title":"Altersarmut – (k)ein Problem? Aktuelle und zukünftige Entwicklungen in Deutschland","authors":"Anita Tiefensee","doi":"10.5771/9783748906889-157","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"„Die Rente ist sicher“ versprach der damalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dr. Norbert Blüm (CDU) am 10. Oktober 1997 bei einer Rentenreformdebatte im Deutschen Bundestag. Er hat bis heute Recht behalten. Allerdings nützt einem ein monatlich pünktlich auf dem Konto eingehender Betrag nur bedingt, wenn dieser nicht reicht, um die anfallenden Ausgaben zu decken oder Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Zahlungen der Deutschen Rentenversicherung, die Blüm damals explizit meinte, stellen für die meisten Menschen im Rentenalter in Deutschland den größten Teil ihres Haushaltseinkommens dar (Grabka et al. 2018). Weitere Einkommensarten sind u. a. Betriebsrenten, private Renten bzw. Transfers oder anderweitig angespartes Vermögen, das Kapitalerträge liefert oder aufgebraucht wird. Ein Teil der Menschen bezieht zudem bzw. äquivalent Beamtenpensionen oder Zahlungen von beruflichen Versorgungswerken. Manchen erzielen auch noch Erwerbseinkommen, da sie neben einem Rentenbezug (in Teilzeit) arbeiten. Menschen, die über diese Einnahmen nicht oder nur in sehr geringem Umfang verfügen, können staatliche Grundsicherung im Alter oder Wohngeld beantragen. Die Inanspruchnahme der Grundsicherung im Alter gilt in Deutschland häufig als Richtwert dafür, wer von Altersarmut betroffen ist. Daneben steht das europäische Konzept der relativen (Einkommens-) Armut: Wer weniger als 60 Prozent des Medians der äquivalenzgewichteten Nettohaushaltseinkommen besitzt, gilt als von Armut bedroht (vgl. Atkinson et al. 2002). Beide Konzepte berücksichtigen nicht nur die individuelle materielle Situation, sondern die gesamte aller im Haushalt lebender Personen. Neben dem Einkommen ist Vermögen, vor allem in Form einer selbstgenutzten Immobilie, ein relevanter Faktor der finanziellen Freiheit oder Einschränkung im Alter. In diesem Beitrag wird zunächst der Frage nachgegangen, wer aktuell von Altersarmut betroffen ist. Es erfolgt eine Aufschlüsselung nach den 1.","PeriodicalId":208908,"journal":{"name":"Neustart in der Rentenpolitik","volume":"2 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-05-26","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Neustart in der Rentenpolitik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748906889-157","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
„Die Rente ist sicher“ versprach der damalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dr. Norbert Blüm (CDU) am 10. Oktober 1997 bei einer Rentenreformdebatte im Deutschen Bundestag. Er hat bis heute Recht behalten. Allerdings nützt einem ein monatlich pünktlich auf dem Konto eingehender Betrag nur bedingt, wenn dieser nicht reicht, um die anfallenden Ausgaben zu decken oder Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Zahlungen der Deutschen Rentenversicherung, die Blüm damals explizit meinte, stellen für die meisten Menschen im Rentenalter in Deutschland den größten Teil ihres Haushaltseinkommens dar (Grabka et al. 2018). Weitere Einkommensarten sind u. a. Betriebsrenten, private Renten bzw. Transfers oder anderweitig angespartes Vermögen, das Kapitalerträge liefert oder aufgebraucht wird. Ein Teil der Menschen bezieht zudem bzw. äquivalent Beamtenpensionen oder Zahlungen von beruflichen Versorgungswerken. Manchen erzielen auch noch Erwerbseinkommen, da sie neben einem Rentenbezug (in Teilzeit) arbeiten. Menschen, die über diese Einnahmen nicht oder nur in sehr geringem Umfang verfügen, können staatliche Grundsicherung im Alter oder Wohngeld beantragen. Die Inanspruchnahme der Grundsicherung im Alter gilt in Deutschland häufig als Richtwert dafür, wer von Altersarmut betroffen ist. Daneben steht das europäische Konzept der relativen (Einkommens-) Armut: Wer weniger als 60 Prozent des Medians der äquivalenzgewichteten Nettohaushaltseinkommen besitzt, gilt als von Armut bedroht (vgl. Atkinson et al. 2002). Beide Konzepte berücksichtigen nicht nur die individuelle materielle Situation, sondern die gesamte aller im Haushalt lebender Personen. Neben dem Einkommen ist Vermögen, vor allem in Form einer selbstgenutzten Immobilie, ein relevanter Faktor der finanziellen Freiheit oder Einschränkung im Alter. In diesem Beitrag wird zunächst der Frage nachgegangen, wer aktuell von Altersarmut betroffen ist. Es erfolgt eine Aufschlüsselung nach den 1.