Lieferkettengesetz – wie wird es wirksam?

Stefanie Lorenzen
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Abstract

Mehrere Länder haben inzwischen die Verantwortung von Unternehmen für Menschenrechte in Lieferketten gesetzlich geregelt. Meist betreffen sie spezifische Branchen, Themen oder Rechte, etwa ein niederländisches Gesetz gegen Kinderarbeit, Verhaltensstandards zu Konfliktrohstoffen in den USA und der EU, Berichtspflichten in Bezug auf Menschenhandel und moderne Sklaverei in Großbritannien, Australien und den USA. In Deutschland befindet sich im September 2020, zum Entstehungszeitpunkt dieses Beitrags, die Debatte um ein sektorunabhängiges, allgemeines Lieferkettengesetz in einer entscheidenden Phase. 2016 formulierte die Bundesregierung in ihrem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) die Erwartung an alle deutschen Unternehmen, Menschenrechte in ihren Lieferketten zu achten. 1 Dabei setzte sie grundsätzlich darauf, dass Unternehmen dies freiwillig erfüllen. Bis zum Sommer 2020 wurde in zwei Erhebungsphasen geprüft, ob mindestens die Hälfte der ca. 7200 international aktiven deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmern bereits von sich aus einer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen. In der abschließenden Evaluierung erfüllten nur etwa 13–17 % der Unternehmen die Menschenrechtsvorgaben des NAP. Aufgrund dieser mehr als deutlich unter 50 % liegenden Quote sah sich die Bundesregierung aus dem NAP und dem Koalitionsvertrag von 2017 verpflichtet, „national gesetzlich tätig“ zu werden. Federführend für Eckpunkte zu einem Gesetzentwurf waren die Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), für Arbeit und Soziales (BMAS) und für Wirtschaft (BMWi). Sowohl Entwicklungsminister Gert Müller (CSU) als auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) stellten sich wiederholt hinter ein ambitioniertes, haftungsbewehrtes Lieferkettengesetz. Dagegen steht Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dem Projekt insgesamt eher kritisch gegenüber. Vieles ist in der zum jetzigen Zeitpunkt noch ausstehenden Einigung über Eckpunkte zu einem Gesetz strittig. Dieser Beitrag diskutiert deshalb, welcher Inhalte und Voraussetzungen es bedarf, um ein deutsches Lieferkettengesetz wirksam machen. Welche Umstände unterstützen, dass die Ziele einer solchen Regulierung erreicht werden ? Hierzu werden einige Regelungselemente und Wirkungsbedingungen des Gesetzes selbst untersucht. Darüber hinaus blickt der Beitrag auf weitere Rahmenbedingungen, insbesondere die Rolle der Arbeitnehmervertretungen.
供给供应链—这一时间表如何运行?
现在,许多国家都立法将公司人权责任纳入供应链。上述惯例大多涉及特定行业、议题或权利,如荷兰反对童工的法律、美国和欧盟针对冲突物质的行为标准、英国、澳大利亚和美国对人口贩运和现代奴役的报告义务。在德国在2020年9月登记,论文Entstehungszeitpunkt辩论sektorunabhängiges、总体Lieferkettengesetz在某个关键阶段2016 .联邦政府在发表其经济与人权国家行动计划(NAP)对所有的德国企业,预计其供应链尊重人权.1基本上,他们坚持认为企业都是自愿参与的。到了2020年夏天,我们对7200家活跃、雇员超过500人的德国公司中,至少一半的公司出于人权尽职调查。最后的评估结果中,只有13—17家公司符合该方的人权政策。通过远低于50%的参与率,联邦政府承诺在2017年开始“全国立法”。联邦经济合作部委(BMZ)、劳动和社会事务(BMAS)和经济部门(宝马)是法案的主要议题。发展部长穆勒(基社盟)和德国总理胡贝多斯·威尔(SPD)一再为自己制定了一项宏伟的负责责任的供给法案。与此相反,经济部长彼得·阿尔特迈耶(基民盟)对这一计划的整体持批评态度。在目前关于法律的基本项目的争议很大。因此,本文讨论了使德国供应链规则产生效力所需要的内容和条件。如何支持实现这一监管目标?本文检究了若干监管要素和法律本身的作用条款。此外,这一贡献还注意到其他条件,特别是工人代表所起的作用。
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