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Abstract
Da sich die Spezifität der psychoanalytischen Beziehung im Intimen bzw. in der Subjektivität des Einzelfalls erschließt, ist diese auch nur über intime Einblicke in konkrete Beziehungsprozesse zu ergründen und zu vermitteln. Insofern bewegt man sich in der Veröffentlichung von Kasuistischem in einem Spannungsfeld zwischen notwendiger Verpflichtung und der (potenziellen) Verletzung von Intimitätsgrenzen und Verschwiegenheitsverpflichtungen, die weit über das Ende der eigentlichen gemeinsamen Arbeit von PatientInnen und PsychoanalytikerInnen hinausreichen. Innerhalb der Psychoanalyse wurde in der jüngeren Vergangenheit dazu ein differenzierter Diskurs geführt, der bislang noch nicht umfangreicher im Bereich der Psychoanalytischen Pädagogik bzw. anderer psychosozialer Arbeitsfelder rezipiert wurde. Der Beitrag zeichnet zentrale Linien der psychoanalytischen Diskussion nach, stellt einige Strategien zum Umgang mit dem benannten Dilemma vor und diskutiert diese im Hinblick auf ihre Vorund Nachteile. Ausgehend davon wird gezeigt, dass all diese Strategien hilfreiche Ansätze im Umgang mit Kasuistik beinhalten können, WissenschaftlerInnen aber nicht von der herausfordernden inneren Arbeit entheben, eigene Gefühle der Schuld, Angst und Scham zu regulieren und eine förderliche Balance zwischen Selbstzensur und der nötigen Intimität des Einblicks zu finden.