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Abstract
Über Povel Juel, ehemals königlich-dänischer Amtmann im norwegischen Distrikt Mandal und Lister, wird berichtet, dass er im Januar des Jahres 1723 einen Plan zur russischen Kolonisierung Grönlands an den Zaren Peter den Großen geschickt habe. Darin soll der in Kopenhagen weilende Norweger vorgeschlagen haben, die Operation selbst anzuführen und nach erfolgreichemAbschluss derselben als Statthalter des Zaren dort zu verbleiben. Noch viel bedrohlicher sei allerdings gewesen, dass er angeboten habe, im Zuge dieser Kampagne nicht nur Island und die Färöer zu überfallen, sondern zudem seine norwegischen Landsleute zu einem Aufstand gegen die dänische Herrschaft zu bewegen, sodass der Zar auch dieses Erbland dem König Friedrich IV. entreißen könne, um die Krone Norwegens sodann seinem angehenden Schwiegersohn, dem Herzog von Holstein, aufs Haupt setzen zu können. Da der Herzog nun einmal den Prätentionstitel »Erbe von Norwegen« trage, könne er doch ohne weiteres darauf Anspruch erheben. Ein gewagter Feldzug also; gleichermaßen ein vollendeter Prätendentenkonflikt, in dem der Voltaire’sche Dreiklang von Krieg, Revolte und Verschwörung ertönen sollte. Doch so weit kam es nicht. Durch Unachtsamkeit des Delinquenten waren die Behörden in Kopenhagen frühzeitig auf die verschwörerischen Umtriebe aufmerksam geworden. Bei einer Hausdurchsuchung konnten die Entwürfe gleich mehrerer Briefe an den russischen und den holsteinischen Hof sichergestellt werden, auch wenn Juel noch vergeblich versucht hatte, ein von ihm unterschriebenes Schriftstück aufzuessen. Das sollte ihn aber nicht retten. Gemeinsam mit zwei Komplizen – dem in russischen Diensten stehenden schwedischen Generalmajor Gustaf Wilhelm Coyet sowie einem holsteinischen Major namens Jonas Hörling – wurde Povel Juel am 5. Februar 1723 verhaftet. Auf den Tag genau einen Monat